Darmtympanie - lebensgefährlich für Meerschweinchen

Unter einer Tympanie versteht man Gasansammlungen in inneren Organen, Ansammlungen von Gas im Darm werden umgangssprachlich auch als Blähungen bezeichnet. Aufgrund seines speziellen Verdauungssystems kommt es beim Meerschweinchen relativ häufig zu zum Teil lebensbedrohlichen Tympanien.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache und Entstehung

Der Magen-Darm-Trakt des Meerschweinchens weist im Vergleich zu anderen Tieren oder dem Menschen nur einen sehr geringen Anteil an glatter Muskulatur auf. Die im Darm befindliche Nahrung wird daher nicht durch die Peristaltik (= sich in eine Richtung fortsetzende ringförmige Anspannung der glatten Muskulatur im Darm), sondern zum größten Teil durch neu aufgenommene Nahrung weiter ‚geschoben‘. Eine kurzfristig reduzierte Nahrungsaufnahme kann daher schon erhebliche Verdauungsstörungen nach sich ziehen.

Zu den Auslösern einer Darmtympanie gehören daher anhaltende Fressunlust, Infektionen des Magen-Darm-Traktes und Fütterungsfehler. Insbesondere die nach wie vor beliebte Fütterung kohlenhydratreichen Trockenfutters verlangsamt die Verdauung, da es schnell satt macht. Der Nahrungsbrei quillt auf und bleibt zu lange im Magen oder Darm liegen. Die Folge ist eine Verschiebung der natürlichen Darmflora, wodurch es zu einer übermäßigen Vermehrung gasbildender Bakterien und damit zur Fehlgärung kommt.

Da das Meerscheinchen nicht aufstoßen kann, sammeln sich große Mengen Gas in Magen und Darm. Durch dessen Ausdehnung wird vermehrt Druck auf das Zwerchfell ausgeübt und somit Herz-kreislauf- und Atemsystem erheblich beeinträchtigt.

Symptome

Die Tiere fallen den Besitzern meist schon durch einen prallen, aufgeblähten Bauch und ein gestörtes Allgemeinbefinden auf. Sie zeigen Appetitlosigkeit, Apathie und im fortgeschrittenen Stadium zusätzlich blasse Schleimhäute und deutliche Atembeschwerden. Bitte suche bei dem kleinsten Verdacht einer Tympanie zeitnah einen Tierarzt auf, da eine unbehandelte Tympanie schnell lebensbedrohliche Folgen für dein Tier haben kann.

Diagnose

Der Tierarzt kann meist bereits nach seiner allgemeinen Untersuchung und anhand der klinischen Befunde eine erste Verdachtsdiagnose stellen. Mit Hilfe von Röntgenaufnahmen können die exakte Lage und das Ausmaß der Tympanie dargestellt werden. Um die genaue Ursache der Erkrankung zu ermitteln, werden Kot- und Blutproben im Labor untersucht.

Meerschweinchen mit Stethoskop
Abhören des Magen-Darm-Trakts eines Meerschweinchens
Behandlung

Bei starker Kreislaufbeeinträchtigung gilt es in erster Instanz den Kreislauf zu stabilisieren und Flüssigkeitsverluste auszugleichen. Dafür werden Elektrolytinfusionen und den Kreislauf stabilisierende Medikamente verabreicht.

Bei sehr starker Aufblähung kann es notwendig sein, dass der Tierarzt den Darm durch Punktion mit einer feinen Kanüle von außen entgast. Weiterhin werden Medikamente verschrieben, die die Darmflora stabilisieren und das Gas neutralisieren. Bei schwerer Tympanie wird vom Tierarzt meistens auch ein Antibiotikum eingesetzt, um die Vermehrung krankmachender Keime und so die Gefahr einer Endotoxömie (= Vergiftung durch Zerfall von Bakterien) einzudämmen.

Betroffene Tiere müssen vorübergehend zwangsernährt werden. Der Heilungsverlauf kann durch begleitende Bauchmassagen unterstützt werden.

Prognose

Bei schwerwiegenden Tympanien mit ausgeprägter Kreislaufbeeinträchtigung kann nur eine vorsichtige Prognose gestellt werden. Für leichte Tympanien ohne Komplikationen, die rechtzeitig tierärztlich behandelt werden, besteht eine deutliche bessere Prognose.

Prophylaxe

Die artgerechte Fütterung eines Meerschweinchens mit rohfaserreichem, aber kohlenhydratarmem Futter ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Tympanien. Am besten eignet sich hierfür frisches Grünfutter, das dem Tier unbegrenzt zur Verfügung gestellt werden sollte. Jegliche Art von Fertigfutter sollte nur in sehr geringen Mengen oder gar nicht gefüttert werden.