Reiten mit Rücksicht - einen gesunden Pferderücken bewahren

Der Pferderücken hat für die Körperstabilität und die Bewegung eines Pferdes eine große Bedeutung. Er trägt zusätzlich das Gewicht des Reitenden. Voraussetzung für das Wohlergehen deines Pferdes, die langfristige Nutzung und das Erbringen von Leistung ist ein gesunder Pferderücken.

INHALT
Tragfähigkeit und Reitergewicht Die ergonomische Trainingshaltung des Pferdes
Tragfähigkeit und Reitergewicht

Wirkt Gewicht auf den Pferderücken, biegt sich die Wirbelsäule nach unten durch. Die seitliche Bewegung der Wirbelsäule wird dadurch eingeschränkt. In der Vorwärts-Bewegung verlängert sich die Standphase der Beine, die Hangbeinphase verkürzt sich. Durch Anspannen der Bauchmuskeln und Aufwölben des Rückens kompensieren Pferde die Gewichtslast zum Teil. Ab einer gewissen Belastung entstehen jedoch auf Dauer Veränderungen am Rücken und den Beinen sowie Schmerzen.

Körpergewicht von Reiter:in und Pferd

Der Einfachheit halber wird oft nur das Reitergewicht in Relation zum Körpergewicht des Pferdes betrachtet. Unabhängig von Konstitution und Trainingszustand kann ein Pferd eine Gewichtsbelastung von 10 % seines eigenen Körpergewichts ohne Schäden tragen. Bei normaler Konstitution kann es bis zu 15 % verkraften. Bei einer Gewichtsbelastung von 20 % seines eigenen Körpergewichts kommt es bei normaler Konstitution zu Schäden. Pferde mit höher belastbarem Körperbau und einem sehr guten Trainingszustand können diese Belastung bei moderater Leistung noch verkraften. Gewichtsbelastungen von 25 % des eigenen Körpergewichts verursachen bei allen Pferden dauerhaft Schäden am gesamten Bewegungsapparat.

Zum Reitergewicht muss immer das Gewicht der gesamten Ausrüstung hinzugerechnet werden. Inklusive Sattel wiegt allein die Ausrüstung durchschnittlich zehn Kilogramm.

Individuelle Faktoren

Die Tragfähigkeit eines Pferdes ist jedoch nicht nur von seinem eigenen Gewicht abhängig. Sie muss individuell beurteilt werden. Zusätzliche Einflussfaktoren sind:

  • Größe und Alter des Pferdes
  • Trainingszustand und Bemuskelung des Pferdes
  • Ernährungszustand, Body Condition Score des Pferdes (siehe entsprechender Artikel)
  • Körperbau (Breite der Lendenpartie, Umfang des Röhrbeins, Exterieurmängel)
  • Nutzungsart, -dauer und -intensität
  • Größe und Reitvermögen der Reiter:innen
  • Wetter, Jahreszeit und Bodenverhältnisse

Junge, alte, über- oder untergewichtige sowie schlecht bemuskelte und nicht gut trainierte Pferde vertragen nur geringere Gewichtsbelastungen. Grundsätzlich halten Pferde bei moderater Ausdauerleistung einem höheren Gewicht stand als bei einer kurz andauernden, intensiven Leistung. Pferde mit breitem, gut bemuskeltem Rücken sind tragfähiger. Fortgeschrittene, geschmeidig sitzende Reiter:innen dürfen schwerer sein als Anfänger:innen mit nicht ausbalanciertem Sitz.

Röhrbein-Belastungsindex

Der Röhrbein-Belastungsindex ist ein weiteres Kriterium, um die Tragfähigkeit eines Pferdes einzuschätzen. Diesen errechnest du über den Umfang des Röhrbeins und das Körpergewicht des Pferdes errechnet:

Röhrbein-Umfang (cm) x 100 / Körpergewicht des Pferdes (kg) = Röhrbein-Belastungsindex (RI)

Je höher der RI, desto belastbarer ist das Pferd. Ein RI von größer als 4,4 spricht für eine gute Tragfähigkeit. Kräftige Ponys haben relativ zum Körpergewicht eine höhere Belastbarkeit als Kaltblutrassen oder grazile Araber. Einige Beispiele hierzu sind:

  • Shetland-Pony 7,4
  • Islandpferd 4,7
  • Deutsches Reitpony 4,5
  • Englisches Vollblut 4,4
  • Hannoveraner 3,7
  • Süddeutsches Kaltblut 3,0

Pferd Rückenschmerzen
Die ergonomische Trainingshaltung des Pferdes

Während des Trainings ist eine ergonomisch korrekte Körperhaltung des Pferdes wichtig. Sie erhöht die Tragfähigkeit deines Pferdes und schützt es so vor Rückenschäden. Je höher die Gewichtsbelastung ist, desto wichtiger ist die ergonomische Trainingshaltung.

Von Natur aus trägt die Vorhand 52 % des Pferdegewichts. Das hinzukommende Gewicht des Reitenden belastet die Vorhand noch stärker. Ziel ist es, dass das Pferd sich selbst mithilfe gut trainierter Muskulatur trägt.

Durch eine gut trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur entsteht Rumpfstabilität. Sie schützt Gelenke, Sehnen und Bänder vor Überlastung und ist die Voraussetzung für symmetrische Bewegungen. Ein symmetrischer Körper schützt durch eine gleichverteilte Belastung wiederum vor Überlastung einzelner Strukturen.

Der in der Hinterhand entstehende Bewegungsimpuls überträgt sich über den Rücken in die Vorhand und in den Hals. Ob bei der Handarbeit, beim Longieren, Reiten oder anderem Pferdesport, achte auf einen positiven Spannungsbogen. Bei diesem wölbt sich der Rücken des Pferdes auf. Das Training soll zu einem aktiven Tragen des Rumpfes führen, um die Vorhand zu entlasten. Hierfür ist die gut trainierte rumpftragende Muskulatur und eine untertretende Hinterhand notwendig.