Perianalhernie – muss dieser “Bruch” operiert werden?

Unter einer Hernie versteht man eine Aussackung der Bauchwand nach außen, in die sich Bauchfell und Eingeweide vorwölben können. Die Perianalhernie, auch als Dammbruch bezeichnet ist eine zu 90% bei älteren, unkastrierten Rüden vorkommende Erkrankung, bei der es zu einem Vorfall von Fett und Bauchorganen unter die Haut im Bereich des Dammes (= Bereich zwischen After und äußeren Geschlechtsorganen) kommt.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache und Entstehung

Die genauen Auslöser einer Perianalhernie sind nach wie vor unbekannt. Die Vermutung, dass es sich um ein hormonell bedingtes Leiden handelt, liegt jedoch nahe, da nahezu ausschließlich unkastrierte Rüden erkranken. Ab einem Alter von etwa fünf Jahren kommt es bei ihnen zu einer Schwächung der Muskulatur im Bereich des Damms, die letztendlich dafür verantwortlich ist, dass sich Darmschlingen, Fettgewebe oder eine vergrößerte Prostata unter die Haut vorverlagern können.

Infolge der fehlenden muskulären Stabilität im Becken bilden sich im Enddarm seitliche Aussackungen, in denen sich Kot ansammelt, der nach und nach immer mehr eindickt und so kaum noch vom Hund abgesetzt werden kann. Der Druck im Becken erhöht sich und es kommt zu verstärktem Kot-Pressen, wodurch sich die Erkrankung weiter verschlimmert.

Symptome

Erste für den Besitzer wahrnehmbare Anzeichen sind meist Schwierigkeiten beim Kotabsatz und häufiges Pressen. Beim genaueren Betrachten kann auch bereits vom Besitzer eine ein- oder beidseitige Vorwölbung im Bereich des Afters festgestellt werden.

Bei sehr großen Brüchen kann es auch vorkommen, dass die Harnblase nach hinten abknickt und sich ebenfalls in den Bruchsack vorwölbt. Diese Situation stellt einen absoluten Notfall dar, da der Hund so nicht mehr in der Lage ist, Urin abzusetzen und Gefahr läuft, sich innerlich zu vergiften. Solltest du also feststellen, dass dein Hund neben Kotabsatz- auch Urinabsatz-Probleme hat, stelle ihn bitte umgehend bei einem Tierarzt vor.

Auch wenn es deinem Hund plötzlich akut schlechter geht, er vermehrt hechelt, schlapp wirkt und einen angespannten, schmerzhaften Bauch hat, solltest du ihn unbedingt sofort einem Tierarzt vorstellen. In einem solchen Fall kann es sein, dass sich Darmschlingen in der Hernie eingeklemmt haben. Nur durch einen rechtzeitigen chirurgischen Eingriff kann verhindert werden, dass Darmteile durch die mangelnde Blutversorgung absterben.

Hund mit Perianalhernie
Eine Perianalhernie ist oft von außen erkennbar
Diagnose

Die Erkrankung ist durch den Tierarzt anhand der sicht- und tastbaren Befunde in Verbindung mit einem ausführlichen Vorbericht relativ leicht zu diagnostizieren. Um vorgefallene Organe auf eventuelle Schäden zu überprüfen wird häufig eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Je nach Allgemeinzustand des Tieres können auch Blut- und Urinuntersuchungen sinnvoll sein.

Behandlung

Eine Perianalhernie muss in den allermeisten Fällen operativ behandelt werden, da selbst mit diversen konservativen Maßnahmen wie Futterumstellung, Einläufen und Ausräumen des angesammelten Kotes der Bruch nicht behoben werden kann und die Symptome wiederkehren. Lediglich sehr alte Hunde mit nur gering ausgeprägten Symptomen werden gelegentlich auf diese Weise behandelt, wenn eine Operation keine Option mehr darstellt.

Dem Tierarzt stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung und je nach Schweregrad des Bruches wird die Operation in ein oder zwei Sitzungen durchgeführt. Die geschwächten Muskeln werden dabei zum Teil wieder zusammengenäht und mit Teilen anderer Muskeln bedeckt, um mehr Stabilität zu erreichen. Bei sehr großen oder komplizierten Hernien kann es notwendig sein, in einer ersten Operation die vorgefallenen Organe zurückzuverlangen und an der Bauchwand zu befestigen, bevor die eigentliche Hernie geschlossen wird. Damit wird verhindert, dass die Organe erneut vorfallen.

Bei unkastrierten Rüden sollte immer auch zeitgleich eine Kastration durchgeführt werden, um ein Wiederauftreten der Hernie zu verhindern. Durch eine Kastration wird sich auch eine eventuell vergrößerte Prostata wieder verkleinern, wodurch das starke Kotpressen ebenfalls zurück geht.

Um den Erfolg der Operation nicht zu gefährden, ist eine entsprechende Nachsorge sehr wichtig. Der operierte Hund erhält in der ersten Zeit nach der Operation Schmerzmittel sowie Futterzusätze, die den Kot weich halten, damit er nicht zu stark pressen muss. Weiterhin sollte der Hund über zwei bis drei Wochen ausschließlich an der Leine geführt werden, um den Heilungsprozess nicht durch unkontrollierte Bewegungen zu behindern.

Prognose

Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose als günstig einzuschätzen. Allerdings sind auch trotz Operation Rückfälle möglich. Durch moderne Operationsverfahren und die oben beschriebene zweistufige Operationstechnik mit gleichzeitiger Kastration kann das Rückfallrisiko jedoch inzwischen deutlich reduziert werden. Generell gilt, je größer die Hernie ist und je länger sie bereits besteht, desto schlechter ist die Prognose und desto häufiger kommt es zu Rückfällen.

Komplikationen wie Wundheilungsstörungen oder Kotinkontinenz können die Prognose ebenfalls verschlechtern.

Prophylaxe

Da hauptsächlich unkastrierte Rüden betroffen sind, bietet sich die Kastration als wirksame Maßnahme an, um einer Perinanalhernie vorzubeugen. Ob ein gesunder Rüde jedoch kastriert werden sollte, ist immer individuell abzuwägen und mit deinem Tierarzt zu besprechen.