Ohrpolypen – ein weit verbreitetes Katzenleiden

Diese bei der Katze relativ häufig vorkommenden Geschwulste gehören nicht zu den Krebsgeschwüren, wie oft irrtümlich angenommen. Es handelt sich um gutartige, gestielte Schleimhautausstülpungen, die häufig auch entzündlich verändert sind. Betroffen sind vor allem junge Katzen im Alter von bis zu zwei Jahren.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache und Entstehung

Die knotigen Gebilde entspringen der Schleimhautauskleidung (= Mukosa) des Mittelohres oder des Nasenrachens. Warum es zu diesen Geschwülsten kommt, ist bisher unklar. Vermutungen legen nahe, dass chronische Nasenrachen- oder Mittelohrentzündungen die Ursache sind. Die Polypen wachsen entweder in Richtung Rachen, in den äußeren Gehörgang oder in beide Richtungen. Bei der Ausbreitung in den äußeren Gehörgang zerstören die Polypen durch ihr Wachstum das Trommelfell und lösen damit eine schwerwiegende Ohrentzündung aus.

Symptome

Die Erkrankung äußerst sich je nach Lokalisation der Polypen durch unterschiedliche Symptome. Schon allein durch die mechanische Beeinträchtigung kann es zu Atemgeräuschen, Stimmveränderungen, Niesen, Husten, Nasenausfluss, Kopfschütteln und Schluck- oder Atembeschwerden kommen. Bei starkem Wuchs in den Nasenrachen können sich neurologische Symptome wie etwa ein Vestibular-Syndrom (-> siehe Text), Gleichgewichtsstörungen, oder ein Horner-Syndrom (-> siehe Text) entwickeln. Bei Zerstörung des Trommelfells kann es zu Ohrentzündungen mit blutig bis eitrigem Ohrenausfluss kommen.

Diagnose

Einige Ohrpolypen lassen sich bereits bei der allgemeinen klinischen Untersuchung durch den Tierarzt feststellen. Liegen die Veränderungen jedoch weiter in der Tiefe und sind von außen nicht sichtbar, ist eine sichere Diagnose nur mit Hilfe weiterführender Untersuchungen möglich. Um einen tief im äußeren Gehörgang oder im Rachen liegenden Polypen zu diagnostizieren, muss der Tierarzt eine spezielle endoskopische Untersuchung des Ohres oder des Rachenraumes durchführen, die jedoch nur unter Sedierung (= Verabreichung eines Beruhigungsmittels) oder Allgemeinarkose möglich ist.

Röntgen- oder auch Computertomografieaufnahmen des Schädels können dabei helfen, die genaue Lage des Polypen zu bestimmen. Zusätzlich kann eine Blutuntersuchung wichtige Hinweise auf zu Grunde liegende oder potenziell ursächliche Erkrankungen liefern.

Behandlung

Aufgrund der oft sehr beeinträchtigenden Symptome sollten Ohrpolypen in jedem Fall chirurgisch entfernt werden. Je nach Lage und Größe der Wucherungen stehen dem Tierarzt unterschiedliche Operationsmethoden zur Auswahl. Zum einen kann der Tierarzt die Polypen beim narkotisierten Tier mit Hilfe einer speziellen Zange unter endoskopischer Kontrolle extrahieren, das heißt aus dem Gehörgang oder dem Rachen „herausziehen“. Polypen des Rachenbereichs lassen sich mit dieser Methode nahezu immer vollständig entfernen. Bei Polypen, die sich aus dem Mittelohr heraus entwickeln besteht jedoch die Gefahr, dass Reste der Geschwulst zurückbleiben und sich der der Polyp wieder neu bildet.

In diesen Fällen wird der Tierarzt daher die sogenannte Bullaosteotomie anwenden, bei der die Paukenhöhle (= Bulla tympanica) von außen eröffnet wird und so das gesamte Gewebe des Polypen entfernt werden kann. Diese Operation muss ebenfalls unter Vollnarkose und unbedingt von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden, da sich im Bereich der Paukenhöhle sehr viele empfindliche Gefäß- und Nervenstrukturen befinden, die verletzt werden können. Die Rückfallquote ist bei einer solchen kompletten Entfernung äußerst gering.

Parallel oder auch im Vorfeld der Operation werden entzündungshemmende, antibiotische und schmerzstillende Medikamente verabreicht, um die Entzündung einzudämmen. Über die zusätzliche lokale Behandlung des Gehörganges mit Spülungen wird dein Tierarzt dich im Einzelfall genau informieren.

Katze nach Ohrpolypen-OP
Ohrpolypen sollten chirurgisch entfernt werden
Prognose

Ohrpolypen haben nach vollständiger chirurgischer Entfernung eine sehr geringe Rückfallquote und daher eine sehr gute Prognose. Für Polypen des Rachenbereiches besteht auch nach einfachem „Ziehen“ bereits eine gute Prognose mit nur einer sehr geringen Rückfallquote.

Prophylaxe

Da die genauen Ursachen der Entwicklung von Polypen nicht bekannt sind, ist eine Vorbeugung kaum möglich. Eine wichtige Maßnahme ist jedoch das rechtzeitige Erkennen und Behandeln von Atemwegsinfekten oder Ohrentzündungen, da man davon ausgeht, dass sich die Entwicklung von Ohrpolypen dadurch reduzieren lässt.