Die atypische Weidemyopathie – der plötzliche Tod

Die auch als Graskrankheit bekannte rasch fortschreitende Muskelerkrankung ist erst seit Anfang des letzten Jahrhunderts bekannt und von Pferdebesitzern gefürchtet, da die meisten der betroffenen Pferde daran sterben und die Ursachen lange Zeit nicht geklärt waren. Betroffen sind vorrangig junge, wohlgenährte Pferde, die auf eher ungepflegten, nährstoffarmen Weiden stehen.

INHALT
Ursachen Was passiert im Körper des Pferdes nach Aufnahme des Giftes? Wie äußert sich die Erkrankung? Therapie Vorbeugung ist möglich
Ursachen

Nach langer Forschungsarbeit und vielen Vermutungen wurde 2012 herausgefunden, dass ein Eiweißstoff aus dem Samen des Berg-Ahorns die schleichende Vergiftung auslöst. Weitere Studien belegten allerdings auch, dass nicht alle Pferde mit einer erhöhten Blutkonzentration des Giftes erkranken. Man vermutet, dass diese Pferde resistent gegen das Gift sind. Im Sommer, wenn die Pferde auf den Weiden genug Gras vorfinden oder im Winter nach mehreren Tagen Frost oder Schnee finden keine Vergiftungen statt. Warum das so ist, ist noch ungeklärt.

Was passiert im Körper des Pferdes nach Aufnahme des Giftes?

Nach der Aufnahme des Samens dauert es etwa 12 bis 48 Stunden, bis das Gift im Körper zu wirken beginnt. Das im Samen enthaltene Eiweiß hemmt bestimmte Enzyme des Fettstoffwechsels und bringt somit die gesamte Energieversorgung der Muskulatur, einschließlich der Herz- und Atemmuskulatur zum Zusammenbruch.

Wie äußert sich die Erkrankung?

Sobald es zur Störung des Fettstoffwechsels kommt, beginnen die Pferde plötzlich kolikartige Symptome zu zeigen wie blasse Schleimhäute, erschwerte Atmung, erhöhter Puls, Schwitzen und Muskelzittern. Die in der Muskulatur fehlende Energie führt zu einem taumelnden Gang. Die Muskelkraft nimmt immer weiter ab, bis die Tiere schließlich stürzen und es im weiteren Verlauf durch komplette Bewegungsunfähigkeit zum Festliegen kommt.

Ein für die Erkrankung typisches Verhaltensmuster ist, das betroffene Tiere selbst in Seitenlage und eingeschränkter Kaumuskulatur noch fressen wollen. Die Körpertemperatur sinkt und durch den Abbau und die Ausscheidung des Muskelproteins Myoglobin entsteht eine dunkle Verfärbung des Urins.

Pferd liegt auf Weide
Sich wälzendes Pferd
Therapie

Die atypische Weidemyopathie ist immer als Notfall anzusehen und die Behandlung muss schnellstmöglich durch einen Tierarzt eingeleitet werden. Da es keine Möglichkeit gibt, das aufgenommene Gift zu neutralisieren, können nur die Symptome der Erkrankung behandelt werden, bis das Gift vom Körper abgebaut ist. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser stehen die Heilungsaussichten für das betroffene Pferd. Verabreicht werden Mittel zur Stabilisierung des Stoffwechsels, der Muskulatur und der Energieversorgung. Abhängig vom Ausmaß der Organ- und Gewebeschädigung kann eine teilweise oder gar vollständige Heilung möglich sein. Tieren, die mit schwerer Atemnot und hohem Puls bereits festliegen ist jedoch meist nicht mehr zu helfen.

Vorbeugung ist möglich

Was können wir als Pferdebesitzer nun tun, um die Gefahr des Ausbruchs dieser gefürchteten Krankheit zu verhindern? Da der Samen und die Keimlinge des Berg-Ahorns nur im Herbst und im Frühling auf den Koppeln zu finden sind, ist in dieser Zeit besondere Vorsicht geboten. Bestenfalls wird die Weidenutzung in dieser Zeit vermieden. Selbstverständlich ist das nicht immer möglich oder erwünscht, so dass empfohlen wird, die Fütterung in dieser Zeit entsprechend durch Rau- und Mineralfutter zu ergänzen, damit nicht aus Mangel an Gras auf überweideten Koppeln die Samen gefressen werden.

Da der Verdacht besteht, dass auch das Wasser belastet ist, sollten auf den Weiden Frischwassertränken zur Verfügung stehen und natürliche Quellen abgezäunt werden. Lass deine Pferde in dieser Jahreszeit nicht mehr länger als sechs Stunden täglich auf gefährdeten Flächen grasen und achte auf ein gutes Weidemanagement mit guter Düngung insbesondere in feuchten Lagen. Völlig abgegraste Flächen, in deren Nähe Ahorn wächst, sollten ganz vermieden werden.