Tyzzer’sche Krankheit – eine Gefahr für Nagetiere

Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine sehr gefährliche, bakterielle Infektion, die vorrangig junge Kaninchen, Hamster, Ratten oder Mäuse betrifft und häufig durch einen perakuten Verlauf gekennzeichnet ist, der in den meisten Fällen mit dem Tod des Tieres endet. Auch andere Säugetiere können sich mit dieser Krankheit infizieren.

INHALT
Ursache und Übertragung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache und Übertragung

Der Erreger der Tyzzer’schen Krankheit ist das Bakterium Clostridium piliforme, das auch als Bacillus piliformis bezeichnet wird und erstmals 1917 durch den Professor Ernest Edward Tyzzer der Harvard Medical School beschrieben wurde.

Die Sporen (= Entwicklungsstadium des Bakteriums) sind in der Umwelt stabil und können so bis zu zwei Jahre in kontaminierter Einstreu infektiös bleiben. Die Übertragung erfolgt über mit Kot infizierter Tiere verunreinigtes Futter oder Wasser und über die Schlafstätten der Tiere. Nachdem der Erreger über Maul oder Nase in den Organismus gelangt ist, siedelt er sich vorerst im Darmtrakt des Tieres an und vermehrt sich dort. Über die Pfortader gelangt der Erreger dann in die Leber, wo er schwere Entzündungen hervorruft. Kommt es zu einer Bakteriämie (= Verteilung des Erregers im Blut), sind Herzmuskel- und Gehirnschädigungen meist die Ursache eines schnellen Todes.

Auch im Darm gesunder Tieren ist der Erreger vorhanden, befindet sich jedoch im Gleichgewicht mit der natürlichen Darmflora. Bei Stress oder anderen auslösenden Faktoren (zu Grunde liegende Krankheiten oder das Immunsystem unterdrückende Medikamente) kann es zu einer übermäßigen Vermehrung der Clostridien und damit zum Ausbruch der Erkrankung kommen.

Symptome

Die perakute Verlaufsform ist durch plötzliche Todesfälle ohne sichtbare Symptomatik gekennzeichnet. Bei der akuten Form kommt es vor allem bei gerade abgesetzten Jungtieren zu schweren wässrigen Durchfällen, Dehydratation (= Austrocknung), Lethargie, Schwäche und Appetitlosigkeit. Die Mehrzahl der betroffenen Tiere verstirbt nach 1 bis 2 Tagen. Eine etwas abgeschwächte, chronische Verlaufsform äußert sich durch stumpfes, struppiges Fell, Konditionsverlust, Appetitmangel und Abmagerung. Die Symptome sind zum Großteil auf die Schädigung der Leber zurückzuführen.

Speziell bei Rennmäusen kann es außerdem zu einer Enzephalitis (= Gehirnentzündung) und damit verbundenen neurologischen Symptomen wie Kopfschiefhaltung und Gleichgewichtsstörungen kommen. Es gibt allerdings auch Tiere, die den Erreger ins sich tragen, ohne jemals Symptome zu zeigen. Diese Tiere sind besonders unter Züchtern gefürchtet, da sie den Erreger dauerhaft ausscheiden und damit zu einer stetigen Weiterverbreitung des Erregers führen.

Diagnose

Die sichere Diagnose der Tyzzer’schen Krankheit ist für den Tierarzt am lebenden Tier nicht einfach. In vielen Fällen sterben die betroffenen Tiere bevor eine wirkliche Diagnostik möglich ist. Da das Bakterium innerhalb der Körperzelle lebt ist eine Vermehrung des Erregers außerhalb des Organismus kaum möglich. Der Nachweis des Erregers in Blut und Kot ergibt häufig keine zuverlässigen Ergebnisse. Ausschließlich nach dem Tod des Tieres kann Clostridium piliforme sicher in Gewebeproben aus Leber oder Darm nachgewiesen werden.

Behandlung

Nur wenn das erkrankte Tier rechtzeitig zum Tierarzt gebracht wird, kann eine Therapie mit speziellen Antibiotika und Infusionen zum Flüssigkeitsausgleich erfolgversprechend sein. In vielen Fällen ist die Erkrankung jedoch schon so weit fortgeschritten und hat Leber und Herz oder andere Organe bereits so stark geschädigt, dass die Medikamente nicht mehr wirken und dem Tier nicht mehr geholfen werden kann. Es ist jedoch sinnvoll, die Tiere zu behandeln, die mit dem erkrankten Tier in Kontakt waren, um einen möglichen Ausbruch der Erkrankung bei ihnen zu verhindern.

Prognose

Eine bestimmte Anzahl von Tieren, die den Erreger in sich tragen, erkranken ihr ganzes Leben nicht. Man geht davon aus, dass diese Tiere aus bisher nicht geklärten Gründen dem Erreger gegenüber resistent sind. Bricht die Erkrankung jedoch aus, sind die Heilungsaussichten der Tyzzer’schen Krankheit ungünstig. Viele Tiere sterben bevor sie überhaupt einem Tierarzt vorgestellt werden können.

Prophylaxe

Da der Erreger weit verbreitet ist, in der normalen Darmflora vieler Tiere vorkommt und als Spore sehr lange in der Umwelt überdauern kann, ist eine umfassende Vorsorge kaum möglich. Bei Krankheitsausbrüchen kann jedoch durch die gründliche Reinigung und Desinfektion von Käfigen, Gehegen und Gegenständen, mit denen die erkrankten Tiere in Berührung gekommen sind, eine Weiterverbreitung des Erregers verhindert oder zumindest reduziert werden.

Alle Zustände, die besonders bei jungen Tieren Stress auslösen könnten, sollten vermieden werden. Eine artgerechte Haltung und Fütterung sowie strikte Hygienemaßnahmen können das Erkrankungsrisiko zusätzlich reduzieren. Mit Hilfe täglicher Gesundheitschecks deiner Tiere, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit mögliche Krankheitsanzeichen frühzeitig zu erkennen und dein Tier rechtzeitig behandeln zu lassen.