Räude - wie schütze ich meinen Hund?

Der Begriff „räudiger Hund“ ist bestimmt jedem schon einmal begegnet. Doch was ist die Räude eigentlich genau? Unter dem Begriff Räude versteht man eine durch verschiedene Milbenarten hervorgerufene, ansteckende Hauterkrankung des Hundes. Die klassische Räude wird beim Hund durch die Sarcoptes-Milbe (Krätzemilbe) verursacht. Es gibt jedoch noch weitere Milbenarten, die zu vergleichbaren Hautveränderungen führen.

INHALT
Ursachen, Übertragung und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe Weitere Milbenarten
Ursachen, Übertragung und Entstehung

Die Sarcoptes-Räude ist hochansteckend und die Übertragung findet schon durch kurzen, direkten Körperkontakt statt, wobei Füchse als Erregerreservoir gelten. Außerhalb des Wirts können die Sarcoptes-Milben in kühler und feuchter Umgebung maximal zwei Wochen überleben, was jedoch bedeutet, dass es auch zu einer Infektion durch verunreinigtes Zubehör oder Schlafplätze kommen kann.

Sarcoptes-Milben gehören zu den Spinnentieren und sind nur 0,2 bis 0,4 mm groß. Die Männchen leben auf der Hautoberfläche während sich die Weibchen in die oberen Hautschichten eingraben, weswegen diese Milbenart auch Grabmilbe genannt wird. In den Bohrgängen legen die Weibchen ihre Eier ab, aus den innerhalb von zwei bis drei Wochen erwachsene Milben heranwachsen. Der gesamte Lebenszyklus der Milbe findet also auf dem Wirt statt.

Sarcoptes Milbe
Mikroskopische Aufnahme einer Sarcoptes Milbe
Symptome

Die ersten erkennbaren Anzeichen einer Räude sind ein ausgeprägter Juckreiz und Hautrötungen, Schuppen- sowie Bläschenbildung im Bereich der äußeren Ohren, des Kinns, des Bauches, der Achseln, der Ellenbogen und der Sprunggelenke. Im weiteren Verlauf können sich die Symptome auf den gesamten Körper ausbreiten und es kommt zu einer zunehmenden Verhornung der Haut mit Faltenbildung und Haarausfall. Die allergische Reaktion auf die Milben und vor allem den Milbenkot führt zu extremem Juckreiz, weswegen sich die betroffenen Hunde unaufhörlich kratzen. Es entstehen blutige, verschorfte Wunden, die wiederum Eintrittspforte für bakterielle Sekundärinfektionen sein können. Im Laufe der Erkrankung kommt es häufig zu einer starken Abmagerung.

Diagnose

Solltest du bei deinem Hund Hautveränderungen mit starkem Juckreiz feststellen, lass ihn unbedingt tierärztlich untersuchen. Gerade bei dem Auftreten von Hauterkrankungen werden die Tiere erfahrungsgemäß erst sehr spät beim Tierarzt vorgestellt. Ein frühzeitiges Eingreifen kann jedoch die Dauer und das Ausmaß der Erkrankung deutlich reduzieren.

Der Tierarzt wird anhand des Vorberichts und der allgemeinen Untersuchung schon erste Rückschlüsse auf einen möglichen Milbenbefall erhalten. Der bei Sarcoptes-Räude sehr stark ausgeprägte Juckreiz ist ein weiteres Indiz für diese Milbenart.

Um die klinische Verdachtsdiagnose zu bestätigen werden vom Tierarzt mehrere, großflächige oberflächliche Hautgeschabsel entnommen und mikroskopisch auf Milben untersucht. Des Weiteren können zwei bis vier Wochen nach Ansteckung über einer Blutuntersuchung Sarcoptes-spezifische Antikörper nachgewiesen werden.

Behandlung

Hat sich der Verdacht einer Sarcoptes-Räude bestätigt, wird der Hund mit entsprechenden milbenabtötenden Mitteln behandelt. Diese Präparate werden von bestimmten Hunderassen aufgrund eines Gendefekt (-> MDR-1-Defekt) nicht vertragen, weswegen in einigen Fällen vor Einleitung der Behandlung ein entsprechender Gentest durchgeführt werden muss.

Weiterhin ist es sehr wichtig, dass die Behandlung auch nach Abklingen der Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen weiter fortgeführt wird, um eine Milbenfreiheit zu erreichen. Auch Waschungen zur Aufweichung der Krusten und Linderung des Juckreizes können in dieser Zeit begleitend eingesetzt werden.

Die hohe Ansteckungsgefahr der Sarcoptes-Räude erfordert die Behandlung aller im Haushalt lebenden Kontakt-Tiere, wie beispielsweise Katzen oder Meerschweinchen, um gegenseitige Neuinfektionen zu vermeiden. Auch die Umgebung des Hundes, wie etwa Decken und anderes Zubehör sollten so heiß wie möglich gewaschen und Schlafplätze desinfiziert werden. Nach Behandlungsbeginn sollte der erkrankte Hund für ungefähr eine weitere Woche auch keinen Kontakt zu fremden Hunden haben. Besprich bitte mit deinem Tierarzt das genaue Vorgehen im einzelnen Fall.

WICHTIG: Es handelt sich bei der Sarcoptes-Räude um eine Zoonose, was bedeutet, dass die Milben durch Kontakt mit dem erkrankten Tier auch auf den Menschen übertragen werden können. Allerdings vermehren sie sich dort nicht und verursachen daher nur kurzzeitig Symptome wie Hautrötungen oder Pusteln, die als Pseudo-Krätze bezeichnet werden und meist von selbst wieder verschwinden.

Prognose

Auch wenn die Behandlung für dich als Besitzer sehr aufwendig und langwierig sein kann, bestehen für die Sarcoptes-Räude sehr gute Aussichten auf eine komplette Heilung. Sind bereits Sekundärinfektion aufgetreten, ist die Prognose etwas vorsichtiger zu stellen.

Prophylaxe

Einige der über den Tierarzt zu beziehenden Floh- und Zeckenschutz Präparate bieten aufgrund ihrer Wirkweise auch einen gewissen Schutz vor der Besiedlung mit Sarcoptes, so dass mit dieser Behandlung auch das Risiko einer Räude gemindert werden kann. Dein Tierarzt berät dich in der Wahl des Präparates gerne.

Hund mit Milben
Weitere Milbenarten

Raubmilben

Die Cheyletiellen, die auch als Raubmilben bezeichnet werden, unterscheiden sich von den Sarcoptes-Milben dahingehend, dass sie nicht in die Haut eindringen, sondern im Fell des Tieres leben. Die Milben sind etwas größer als die Sarcoptes-Milben und können zum Teil mit bloßem Auge als „bewegliche weiße Punkte“ im Fell des Hundes wahrgenommen werden.

Die Symptome der ebenfalls sehr ansteckenden Cheyletiose sind etwas geringer ausgeprägt als bei der Sarcoptes-Räude, bei einigen Tieren kommt es auch ausschließlich zur Schuppenbildung. Schwache, junge Tiere sind besonders empfänglich, hier kann es zu einem unterschiedlich stark ausgeprägten Juckreiz und Hautläsionen kommen.

Die Cheyletiellen können in Proben aus Fell, Schuppen oder losem Material unter dem Mikroskop nachgewiesen werden. Die Behandlung erfolgt ebenfalls mit milbenabtötenden Präparaten. Auch diese Milben können den Menschen befallen und eine juckende Hautentzündung hervorrufen.

Grasmilben

Die Herbstgrasmilben sind im Früh- bis Spätsommer in Gras und Wiesen zu finden. Sie befallen die Hunde direkt, eine Übertragung von Tier zu Tier findet nicht statt. Die Larven der Grasmilben besiedeln den Hund nur für ein paar Tage, um dort Blut zu saugen. Die weitere Entwicklung dieser Milbe findet in der Außenwelt statt.

Hautläsionen mit starkem Juckreiz finden sich dort, wo der Körper des Tieres mit Gras oder Boden in Berührung gekommen ist, wie etwa am Kopf, den Ohren, Beinen, Pfoten oder dem Unterbauch. Die typischen, jahreszeitlich begrenzten Symptome und das Erkennen der orangefarbenen Parasiten mit bloßem Auge erlauben eine sichere Diagnose.

Herbstgrasmilben werden ebenfalls mit milbenabtötenden Medikamenten behandelt.

Ohrmilben

Diese auch unter dem Namen Otodectis bekannten Milben besiedeln vorrangig die Ohren von Hunden und Katzen und lösen dadurch eine äußere Ohrentzündung aus. In seltenen Fällen breiten sie sich auf den gesamten Körper aus und führen zu einer allgemeinen Hautentzündung. Ohrmilben werden ähnlich wie Sarcoptes-Milben durch direkten Kontakt auch von Katze zu Hund und umgekehrt übertragen. In feuchter Umgebung können die Parasiten auch mehrere Wochen in der Umwelt überleben.

Die Ohrmilben leben an der Hautoberfläche und können bei der Ohruntersuchung durch den Tierarzt bereits als sich bewegende weiße Punkte im Gehörgang erkannt werden. Ein weiteres charakteristisches Anzeichen für einen Befall mit Ohrmilben ist ein brauner, kaffeesatzartiger Ausfluss, der auch mikroskopisch untersucht werden kann. Gelegentlich ist der Befall auch von Juckreiz begleitet.

Im Falle eines Ohrmilbenbefalls reicht meist die lokale Behandlung mit einem milbenabtötenden Medikament aus. Nur in seltenen Fällen sind zusätzliche systemische Medikamente notwendig. Es sollten allerdings immer alle Tiere eines Haushalts behandelt werden.