Progressives Siebbeinhämatom - warum man Nasenbluten ernst nehmen sollte

Diese sehr selten auftretende Erkrankung des Pferdes ist trotz des etwas irreführenden Namens (Hämatom = Bluterguss) kein einfacher Bluterguss, sondern ein vom Siebbein oder den Nasennebenhöhlen ausgehender langsam wachsender Tumor, der starke Blutungen auslösen kann. Das Siebbeinhämatom kann bei Pferden jeden Alters vorkommen, am häufigsten betroffen sind Pferde zwischen 8 und 15 Jahren.

INHALT
Anatomie, Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose
Anatomie, Ursache und Entstehung

Das Siebbein ist ein röhrenförmiger Knochen, der im Inneren des Schädels in etwa zwischen den Augen des Pferdes liegt. Er grenzt die Nasenhöhle von der Schädelhöhle ab und besteht aus einem Labyrinth aus mit Riechschleimhaut überzogenen Spiralen, den Siebbeinmuscheln.

Das Siebbeinhämatom ist eine meist einseitige, abgekapselte Wucherung der Gefäße des Siebbeinlabyrinths. Über die genaue Ursache dieser Wucherung besteht nach wie vor Unklarheit. Es wird vermutet, dass chronische Entzündungen, wiederholte Blutungen durch angeborene oder erworbene Gefäßanomalien oder auch genetische Faktoren als mögliche Auslöser eine Rolle spielen.

Sagittalschnitt durch den Pferdekopf
1 Oberkieferknochen | 2 Siebbein | 3 Obere und untere Nasenmuschel
Symptome

Einseitiger, meist blutiger oder schleimig-eitriger Nasenausfluss, der insbesondere unter Belastung auftritt, ist ein sehr charakteristisches Symptom des progressiven Siebbeinhämatoms. Durch die mechanische Einengung der Nasengänge können betroffene Pferde je nach Größe des Tumors mehr oder weniger starke Atembeschwerden und Husten zeigen. Weiterhin kann es zu Schwellungen im Gesichtsbereich, Headshaking, Hervortreten des Augapfels und übelriechendem Atem kommen.

Solltest du bei deinem Pferd eines oder mehrere der oben genannten Anzeichen beobachten oder bereits über einen längeren Zeitraum wiederholt beobachtet haben, stell dein Pferd bei einem Tierarzt vor.

Diagnose

Der Tierarzt kann bereits nach eingehender klinischer Untersuchung und einem möglichst detaillierten Vorbericht hinsichtlich Beginn, Dauer und Art der aufgetretenen Symptome eine erste Verdachtsdiagnose stellen.

Um die Diagnose abzusichern sind weiterführende Untersuchungen wie etwa Röntgen oder eine Endoskopie der Nasengänge notwendig. Die exakte Lage und das genaue Ausmaß des Tumors kann jedoch meist erst durch eine Computer- oder Magnetresonanztomografie bestimmt werden. Mit Hilfe einer Gewebeprobe kann schlussendlich eine definitive Aussage über die Art der Zubildung getroffen werden und Umfangsvermehrungen anderer Art können gegebenenfalls ausgeschlossen werden.

Behandlung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Siebbeinhämatom zu behandeln. Bei kleineren Wucherungen können spezielle Medikamente zur Auflösung des Gewebes direkt in den Tumor gespritzt werden. Die Behandlung muss in den meisten Fällen mehrmals erfolgen, verspricht jedoch bei Erreichen des gesamten Tumors gute Behandlungserfolge.

Größere Siebbeinhämatome können nur chirurgisch entfernt werden. Je nach Größe der Wucherung kann dies konventionell chirurgisch über ein Knochenfenster oder mittels Laserchirurgie über das Endoskop erfolgen. Nach chirurgischen Eingriffen kann es in seltenen Fällen zu verzögerter Wundheilung, Pilzinfektionen der Nasenhöhle, Knochensequestern (= Absterben eines Knochenstücks) oder dauerhaftem Nasenausfluss kommen.

Dein Tierarzt wird dich im Einzelfall hinsichtlich der geeigneten Operationsmethode beraten.

Prognose

Der Therapieerfolg nach einer konservativen Injektions-Therapie hängt sehr stark davon ab, ob das gesamte Tumorgewebe mit dem Medikament erreicht werden konnte. Eine komplette Rückbildung des Tumors wird nur sehr selten erreicht. Es treten häufig Rückfälle auf.

Ist eine vollständige chirurgische Entfernung des Siebbeinhämatoms möglich, sind die Heilungsaussichten als günstig anzusehen. Allerdings treten einmal operierte Siebbeinhämatome in 20 bis 50% der Fälle erneut auf.

Zusätzlich auftretende Komplikationen können die Prognose ebenfalls erheblich verschlechtern.