Piroplasmose - warum schnelles Handeln wichtig ist

Die Piroplasmose, auch Babesiose genannt, ist eine durch Zecken übertragene parasitäre Infektion, die vor allem in den warmen Klimazonen heimisch ist. Sowohl das Pferd als auch der Hund und der Mensch sind für diese Infektion empfänglich. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich enden.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe Das richtige Entfernen von Zecken
Ursache und Entstehung

Hervorgerufen wird die Erkrankung durch zwei Arten von einzelligen Mikroorganismen, Babesia caballi und Babesia equi. Die Erreger werden durch verschiedene Zeckenarten auf das Pferd übertragen. Von der Eintrittsstelle aus gelangen sie in die Blutbahn, vermehren sich in den roten Blutkörperchen des Pferdes und zerstören diese.

Symptome

Nach einer Inkubationszeit (=Zeit von der Infektion bis zum Auftreten klinischer Symptome) von 1 bis 2 Wochen treten die ersten Krankheitsanzeichen auf.

Die Krankheit kann perakut, akut oder chronisch verlaufen. Der perakute Verlauf ist gekennzeichnet durch plötzliches hohes Fieber gefolgt von einem anaphylaktischen Schock oder einem Lungenödem, wodurch die Pferde meist innerhalb von ein bis zwei Tagen sterben. Im akuten Verlauf kommt es zu Fieber, Abgeschlagenheit, erhöhter Herz- und Atemfrequenz, Appetitverlust, blassen oder gelblichen Schleimhäuten und teilweise auch zu Schweißausbrüchen und Koliken. Durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen wird der rote Blutfarbstoff frei, weshalb der Urin sich dunkel verfärben kann. Mit zunehmender Anämie (=Blutarmut) kann auch Durchfall auftreten. Die akute Phase hält sechs bis 12 Tage an. Ein chronischer Verlauf zeigt sich unter anderem nur durch allmähliche Abmagerung, Leistungsminderung und wiederkehrende Fieberschübe. Die langsam beginnende Hinterhand-Schwäche kann letztendlich jedoch zum Festliegen des Pferdes führen.

Bei einigen Pferden kann es nach der Übertragung des Erregers auch zu einer, teilweise lebenslangen, latenten (=nicht sichtbaren) Infektion kommen. Diese Pferde sind nicht krank, tragen den Erreger jedoch in sich und dienen damit als Erregerreservoir. Das Immunsystem reagiert auf den Parasiten mit der Bildung von Antikörpern, weswegen diese „unsichtbaren“ Träger mit Hilfe von Bluttest identifiziert werden können. In Stresssituation, bei einer Abwehrschwäche durch andere Krankheiten oder während der Trächtigkeit kann die Erkrankung ausbrechen.

Diagnose

Anhand der klinischen Befunde, die der/die Tierärzt:in während der allgemeinen Untersuchung erhebt und den Informationen aus dem Vorbericht der Besitzer:innen kann bereits eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Zur Sicherung der Diagnose und Abgrenzung ähnlicher Erkrankungen können unterschiedliche Bluttests durchgeführt werden. Während der akuten Infektion können die Erreger in einem angefärbten Blutausstrich unter dem Mikroskop direkt nachgewiesen werden. Allerdings schließt das Fehlen der Babesien eine Infektion nicht aus, da die Parasitämie (=Vorhandensein von Parasiten im Blut) bereits vor Auftreten der klinischen Symptome stattgefunden haben kann. Mit speziellen Antikörper-Tests kann nachgewiesen werden, ob ein Pferd bereits Kontakt mit dem Erreger hatte. Auf diese Weise werden auch versteckte Trägertiere entdeckt. Das Blutbild liefert außerdem wertvolle Informationen über eventuelle Schädigungen weiter Organe, wie Leber, Niere und Milz.

Babesien im Blutausstrich
Blutausstrich mit Babesien (in den roten Blutkörperchen sichtbar)
Behandlung

Bei Feststellen der oben aufgeführten Symptome ist eine sofortige tierärztliche Behandlung notwendig. Die Art der Behandlung hängt von der Region ab, in der das betroffene Pferd lebt. In Gebieten, in denen die Pirosplasmose weit verbreitet ist, ist es das Ziel, die Symptome zu behandeln, ohne jedoch den Erreger komplett aus dem Körper zu verdrängen. Grund hierfür ist, dass konstante, geringe Erregermengen dem Organismus verhelfen, eine bessere und anhaltende Abwehr gegen die Babesien aufzubauen. Soll ein solches Pferd in ein Piroplasmose-freies Gebiet verbracht werden, muss es vorher getestet und möglicherweise erneut behandelt werden. In Regionen, in denen Piroplasmose normalerweise nicht vorhanden ist, wird mit der Behandlung erkrankter Pferde die vollständige Vernichtung des Erregers angestrebt.

In beiden Fällen können unterschiedliche Wirkstoffe eingesetzt werden. Besprich mit deiner Tierarztpraxis das genaue Vorgehen im Einzelfall.

Prognose

Die Heilungsaussichten können in Abhängigkeit vom Verlauf der Erkrankung stark variieren. Für perakut erkrankte Pferde besteht eine schlechte Prognose, während akut erkrankte Pferde bei rechtzeitigem Erkennen und Behandeln der Infektion gute Aussichten haben, komplett zu genesen.

Prophylaxe

Eine Impfung zur Vorbeugung der Erkrankung existiert nicht. Der wirksamste Schutz vor einer Piroplasmose-Infektion ist die Eindämmung des Zeckenkontakts. Pferde aus endemischen Gebieten sollten täglich nach Zecken abgesucht werden. Da die Übertragung der Erreger erst 12 bis 24 Stunden nach dem Stich der Zecke erfolgt, können potentielle Infektionen durch das sofortige Entfernen der Zecken wirkungsvoll verhindert werden. Weiterhin können bestimmte Zeckenabwehrmittel beim Pferd eingesetzt werden, um sie vor Zeckenkontakt zu schützen.

Auch mit der entsprechenden Weidepflege kann das Risiko der Erkrankung gemindert werden. Eine Weide ohne Büsche und Unterholz, auf der das Gras kurz gehalten wird, ist ideal, um Zecken wenig Aufenthaltsorte zu geben.

Das richtige Entfernen von Zecken

Um die Zecke korrekt und vollständig zu entfernen, verwende immer eine Zeckenzange oder Zeckenkarte. Greife damit die Zecke so nah wie möglich an der Haut deines Pferdes. Ziehe die Zecke langsam heraus, ohne sie zu drehen oder zu quetschen. Wird die Zecke gequetscht oder gerät durch zu lange Manipulation in Stress, gibt sie vermehrt Speichel und damit Erreger ab. Bleiben beim Entfernen Mundwerkzeuge oder der Kopf der Zecke stecken, kann dies zu Entzündungen oder allergischen Reaktionen führen.

Desinfiziere danach die Einstichstelle sowie deine Hände gründlich. Entsorge die Zecke, indem du sie verbrennst oder in Küchenpapier wickelst und zerdrückst. Alternativ kannst du sie auch einfach zwischen zwei Klebestreifen fixieren. Entsorge sie danach über den Hausmüll. Wenn du wissen möchtest, ob die Zecke mit Babesien oder anderen Erreger befallen ist, sende sie lebend in einem gut verschlossenen Kunststoffbeutel per Post an ein Spezial-Labor.

Beobachte dein Pferd in den nächsten Wochen auf Anzeichen wie Fieber oder Abgeschlagenheit. Suche bei Verdacht auf eine Infektion umgehend deine Tierarztpraxis auf.