Luftsack-Erkrankungen - wie kommen sie zustande

Die Luftsäcke des Pferdes sind Teil der oberen Atemwege. Sie entwickeln sich im Fohlenalter als eine beidseitige Schleimhaut-Ausstülpung der Ohrtrompete (= Verbindung des Mittelohres mit dem Nasen-Rachen-Raum), die jeweils ungefähr 300 ml fasst. Luftsäcke kommen ausschließlich bei Pferdeartigen und einigen anderen Unpaarhufern vor und stellen damit eine Besonderheit dar. Bezüglich der Funktion des Luftsackes existieren verschiedene Theorien. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Luftsäcke der Kühlung des Gehirns dienen. Zwischen dem Rachenraum des Pferds und den Luftsäcken besteht eine Verbindung, weshalb sich Infektionen der oberen Atemwege auch auf den Luftsack ausbreiten können. Im Nachfolgenden sollen die wichtigsten Krankheiten der Luftsäcke beschrieben werden.

INHALT
Luftsackentzündung und Luftsackempyem Luftsackmykose Luftsacktympanie
Luftsackentzündung und Luftsackempyem

Entzündungen der Luftsäcke entstehen häufig als Folge einer Virusinfektion der oberen Atemwege oder bakterieller Rachenentzündungen wie zum Beispiel Druse (->siehe Artikel Druse). Auch Verletzungen oder das direkte Eindringen von Futterpartikeln oder Pilzen können Luftsackentzündungen hervorrufen. Sehr häufig entstehen eitrige Entzündungen, insbesondere nach Durchbruch abszedierter Kehlgangs-Lymphknoten bei einer Druse-Erkrankung. Nachfolgend kommt es zu zum Teil großen Eiteransammlungen in den Luftsäcken. Diese werden als Luftsackempyem bezeichnet.

Das Krankheitsbild kann je nach Ausmaß der Entzündung und Art der Vorerkrankung variieren. Das Allgemeinbefinden kann gestört und die Körpertemperatur leicht erhöht sein. Luftsackentzündungen werden häufig von verstärkt einseitigem, schubweise auftretendem Nasenausfluss mit fauligem Geruch begleitet. Der erkrankte Luftsack kann stark anschwellen und dadurch zu Schluck- und Atembeschwerden führen. Bei einigen Pferden kann eine Luftsackschwellung auch von außen gefühlt werden.

Der Tierarzt kann eine Luftsackentzündung meist schon anhand der klinischen Symptome und des Vorberichts erahnen. Zur Diagnosesicherung empfiehlt sich als weiterführende Untersuchung immer eine Endoskopie. Die Luftsäcke können auf diese Weise sehr gut untersucht und auch behandelt werden. Da die Untersuchung nicht ganz einfach ist, empfiehlt es sich, diese in einer Klinik durchführen zu lassen.

Zur Behandlung wird der entzündete Luftsack vom Tierarzt mit einem Katheter gespült. Bei bakteriellen Erkrankungen sollte eine zusätzliche antibiotische Therapie erfolgen. Befindet sich sehr festes Entzündungsmaterial im Luftsack, das nicht herausgespült werden kann, muss gegebenenfalls ein chirurgischer Eingriff durchgeführt werden. Um mögliches Sekret besser ablaufen zu lassen, wird auch nach begonnener Therapie mehrmaliges Tränken und Füttern vom Boden empfohlen.

Schematische Lage der Luftsäcke beim Pferd
1 Oberkiefer | 2 Unterkiefer | 3 Luftsack
Luftsackmykose

Die Luftsackmykose ist eine Infektion des Luftsackes mit Schimmelpilzen, die zu den am meisten gefürchteten Pilzerkrankungen des Pferdes gehört. Die Besiedlung mit Pilzen kann ein- oder beidseitig auftreten und lange symptomlos verlaufen. Sobald die Pilzzellen jedoch in die Schleimhaut eindringen, kann es zu gefährlichen Gefäßverletzungen oder Gehirnnervenlähmungen kommen. Ohne vorherige Anzeichen kann es daher plötzlich zu einseitigem, sehr starken Nasenbluten kommen, das unbehandelt zum Verbluten führen kann. Weiterhin sind Lähmungserscheinungen im Bereich des Kehlkopfs und der Stimmbänder möglich.

Die Diagnostik einer Luftsackmykose ist allerdings nicht immer ganz einfach. Die Erkrankung lässt sich erst dann endoskopisch diagnostizieren, wenn sich Pilzbeläge im Inneren des Luftsacks gebildet haben. Ist es auch bereits zu Gefäßschädigungen gekommen, können auch Blutbeimengungen festgestellt werden. Beides kann jedoch auch trotz Infektion fehlen, was die Diagnose erheblich erschwert.

Die Pilzinfektion des Luftsackes kann prinzipiell entweder mit pilzabtötenden Medikamenten, die über eine Spülung direkt in den Luftsack verabreicht werden oder chirurgisch behandelt werden. Die Chirurgie umfasst dabei konventionelle und minimalinvasive Maßnahmen. Ein wichtiger Schritt in der Behandlung der Luftsackmykosen konnte mit dem Abbinden des Hauptgefäßes, welches durch den Luftsack läuft, erzielt werden. Der Einbruch des Pilzes in das Gefäß und eine nachfolgende lebensgefährliche Blutung kann so verhindert werden. Zusätzlich dazu wird dem Pilz die Ernährungsgrundlage entzogen und er somit am Wachstum gehindert. Dank dieser modernen Therapieverfahren können die Risiken eines Gefäßrisses heute deutlich reduziert werden.

Luftsacktympanie

Eine Luftsacktympanie ist eine relativ seltene Erkrankung, die vor allem Fohlen und junge Pferde betrifft. Dadurch dass Luft zwar in den Luftsack einströmen aber nicht mehr entweichen kann entsteht eine übermäßige Luftansammlung in einem oder beiden Luftsäcken. Eine Luftsacktympanie ist häufig mit einem Luftsackempyem vergesellschaftet.

Hinsichtlich der Ursache und des genauen Entstehungsmechanismus besteht nach wie vor noch Unklarheit. Beim Fohlen ist die Erkrankung auf eine Missbildung der Ohrtrompete zurückzuführen. Für die Missbildung wurde eine erbliche Prädisposition bei Arabern und Warmblütern nachgewiesen. Der Luftsack dehnt sich dabei so weit aus, dass die Ganasche auch von außen deutlich sichtbar geschwollen ist und es durch die Einengung der Luftwege zu erheblichen Atembeschwerden, Husten und Schluckstörungen bis hin zur Verschluck-Pneumonie (= Lungenentzündung) kommt.

Der Tierarzt kann meist schon anhand des typischen klinischen Bildes eine Verdachtsdiagnose stellen. Mit Hilfe einer weiterführenden endoskopischen Untersuchung kann die Diagnose bestätigt werden. Zeitgleich kann bereits während der Endoskopie ein Großteil der Luft abgelassen werden. In einigen Fällen kann auch die Anfertigung von Röntgenbildern sinnvoll sein. Die Luftsacktympanie kann entweder konventionell chirurgisch in Vollnarkose oder inzwischen auch am stehenden Pferd mittels minimalinvasiver Laserchirurgie erfolgreich behandelt werden, wobei die Prognose nach der Laserchirurgie erheblich besser ist.