Impfungen - was du als Pferdehalter:in wissen musst

Impfungen beim Pferd dienen der Gesundheitsvorsorge und schützen vor möglichen Krankheiten und ihrer Ausbreitung. Je nachdem was du mit deinem Pferd machen möchtest, sind verschiedene Impfungen sinnvoll und für Turnierpferde sogar vorgeschrieben. Alle Impfungen werden von deiner Tierarztpraxis im Equidenpass korrekt dokumentiert.

INHALT
Wie funktioniert die Impfung? Wichtiges zur Impfung Grundimmunisierung Gegen welche Krankheiten sollte mein Pferd geimpft werden? Nebenwirkungen – was kann passieren Geimpft – und dann?
Wie funktioniert die Impfung?

Das Immunsystem ist ein Abwehrmechanismus, den unsere Pferde ebenso wie wir Menschen besitzen. Es greift mit Hilfe von Abwehrzellen Krankheitserreger an und beseitigt sie. Dabei handelt es sich um ein Zwei-Säulen-Prinzip. Es besteht zum einen aus dem angeborenen (=unspezifischen) Immunsystem, das der Erstabwehr von Krankheitserregern dient und zum anderen aus dem erworbenen (=spezifischen) Immunsystem. Das spezifische Immunsystem kann mit sogenannten Gedächtniszellen vorher schon einmal erfasste Erreger wiedererkennen, reagieren und so den Ausbruch einer Krankheit zu verhindern. Genau dieses Prinzip macht man sich bei der Impfung zu Nutze.

Über den Impfstoff werden deinem Pferd abgeschwächte Erreger, tote Erreger oder auch nur einzelne Fragmente des Erregers (=Antigene) einer bestimmten Erkrankung zugeführt. Das Immunsystem reagiert auf diese Antigene mit der Bildung von Antikörpern und bildet nun ebenfalls einen verschieden lang anhaltenden Schutz, eine "künstliche" Immunität aus. Verbreitet sich nun in einem Stall ein Virus, kann das vorprogrammierte Immunsystem des geimpften Pferdes schnell reagieren. Es wehrt die bereits bekannten Erreger ab, so dass es nicht zum Ausbruch der Krankheit kommt oder die Krankheit zumindest einen milderen Verlauf nimmt.

Wichtiges zur Impfung

Grundsätzlich muss ein Pferd gesund sein, wenn es eine Impfung erhält. Ist das Immunsystem bereits stark geschwächt oder hat mit einer Infektion zu kämpfen, darf es nicht zusätzlich mit einer Impfung belastet werden. Einer jeden Impfung muss daher eine tierärztliche Allgemeinuntersuchung voran gehen.

Nach Möglichkeit sollten parallel zur Impfung keine weiteren Medikamente verabreicht werden. Dies ist besonders in Bezug auf das Entwurmen zu beachten (siehe entsprechender Artikel). Die Entwurmung sollte ungefähr 14 Tage zurückliegen, bevor dein Pferd geimpft wird. Eine Dauermedikation, wie sie beispielsweise Cushing-Patienten erhalten, wird selbstverständlich weitergegeben, da der Organismus an dieses Präparat gewöhnt ist und es dauerhaft benötigt.

Impfpass Pferd
Die Impfungen werden im Equidenpass dokumentiert
Grundimmunisierung

Damit die Gedächtniszellen auch wirklich ihren Job erledigen können und das Immunsystem entsprechend reagiert, wird das Pferd zuerst grundimmunisiert. Dies ist für einen sicheren Impfschutz nötig. Danach folgen als kleine Erinnerungshilfe die regelmäßigen Auffrischungsimpfungen.

Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfeinheiten mit einem Abstand von vier bis sechs Wochen. Eine dritte Impfung nach sechs bis sieben Monaten (Influenza und Herpes) beziehungsweise zwölf bis 14 Monaten (Tetanus) schließt die Grundimmunisierung ab. Die genauen Impfabstände geben die Impfstoffhersteller an. Alle weiteren Impfungen werden als Auffrischungsimpfungen bezeichnet. Der zeitliche Abstand zwischen den regelmäßigen Auffrischungsimpfungen variiert je nach Art des Impfstoffes und Nutzung des Pferdes zwischen sechs Monaten (Herpes und Influenza für Turnierpferde) und zwei bis drei Jahren (Tetanus).

Gegen welche Krankheiten sollte mein Pferd geimpft werden?

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (=StIKo Vet), ein Gremium von Experten, gibt in Deutschland regelmäßig neue Leitlinien zur Impfung von Pferden heraus. Diese sind nicht rechtsverbindlich, dienen aber den Tierarztpraxen als Entscheidungshilfe.

Nach dem neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisstand werden Impfungen gegen folgende Infektionskrankheiten für jedes Pferd zu jeder Zeit empfohlen:

  • Pferdeinfluenza: hochansteckende Viruserkrankung des gesamten Atmungsapparates (siehe entsprechender Artikel)
  • Tetanus (Wundstarrkrampf): bakterielle Infektion, der Erreger-Giftstoff gelangt über Wunden in den Organismus (siehe entsprechender Artikel)
  • Herpes (EHV1, EHV4): Virusinfektion mit Aborten und Erkrankungen der Atemwege, Pferde bleiben lebenslang Virusträger (siehe entsprechender Artikel)

Wichtig für Turnierpferde: Die FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) und FEI (Internationale Reiterliche Vereinigung) schreiben eine halbjährliche Influenza-Impfung vor. Um auf FEI Turnieren starten zu dürfen, müssen dazu seit dem 03.02.2025 alle durchgeführten Influenza-Impfungen von bei der FEI registrierten Tierärzt:innen durchgeführt und über die FEI HorseApp eingetragen werden.

Zusätzlich zu den oben genannten Impfungen kannst du dein Pferd gegen Druse, Tollwut, Hautpilz oder das West-Nil-Virus (siehe entsprechende Artikel) impfen lassen. Gegen diese Erkrankungen müssen Pferde allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen geschützt werden. Deine Tierarztpraxis kann dich zu einer eventuellen Notwendigkeit zusätzlicher Impfungen beraten.

In den letzten Jahren traten beispielsweise in Teilen von Deutschland zunehmend West-Nil-Infektionen auf. So empfiehlt die StIKo Vet, Pferde in diesen Gebieten gegen den West-Nil-Virus zu impfen. Dabei ist die Grundimmunisierung und die spätere, jährliche Auffrischimpfung vor Beginn der Mückensaison durchzuführen.

Besondere Beachtung gilt der Erstimpfung von Fohlen. Die Abwehrzellen der geimpften Mutterstute werden über die Milch an das Fohlen übertragen. Eine Impfung des Fohlens wirkt erst, wenn der Spiegel an mütterlichen Abwehrzellen im Blut des Fohlens wieder gesunken ist. Die erste Impfung sollte daher nicht vor dem fünften Lebensmonat erfolgen.

Über petsXL kann dir deine Tierarztpraxis einen individuellen Impfplan für dein Pferd schicken. Du bekommst dann automatisch Benachrichtigungen, wenn wieder du wieder einen Termin vereinbaren solltest.

Nebenwirkungen – was kann passieren

Da es sich bei einer Impfung um ein Arzneimittel handelt, sind auch unerwünschte Nebenwirkungen möglich. Allerdings sind unsere heutigen Impfstoffe inzwischen so weit entwickelt und erprobt, dass die Anzahl der Nebenwirkungen bei der Masse an geimpften Pferden verschwindend gering ist.

Müdigkeit und Abgeschlagenheit nach einer Impfung sind keine Seltenheit. Schließlich muss das Immunsystem unseres Pferdes gerade auf Hochtouren arbeiten. Auch ein leichter Anstieg der Körpertemperatur kann vorkommen.

Mögliche lokale Veränderungen sind Schwellungen und Muskelverhärtungen an der Einstichstelle. In seltenen Fällen können sich diese Schwellungen entzünden und es kann zur Abszessbildung kommen. In solchen schwerwiegenden Fällen kontaktiere daher bitte immer deine Tierarztpraxis.

Geimpft – und dann?

Nachdem dein Pferd eine Impfung erhalten hat, solltest du es ein bis drei Tage schonen. Da die Immunabwehr nun beschäftigt ist, mute deinem Pferd so wenig Stress wie möglich zu. Leichtes Reiten im Schritt, Weidegang, ein Spaziergang - angepasst an die äußeren Bedingungen kann dein Pferd bewegt werden.