Hodentumor - welche Rüden sind gefährdet?

Hodentumore stellen die zweithäufigste Tumorart des männlichen Hundes und vier bis sieben Prozent aller Tumore bei Hunden insgesamt dar. Es kommen verschiedene Arten von Tumoren vor, wobei Hunde mit einem oder zwei nicht abgestiegenen Hoden (= Kryptorchide) ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an einem Hodentumor zu erkranken.

INHALT
Ursache Symptome Diagnose Therapie Prognose
Ursache

Über die genauen Ursachen der verschiedenen Hodentumore herrscht nach wie vor Unklarheit. Es wird vermutet, dass unterschiedliche Faktoren zu einer Schädigung des Hodengewebes führen und damit die Entstehung eines Tumors begünstigen. Bei kryptorchiden Rüden geht man davon aus, dass die höhere Temperatur in der Bauchhöhle mitverantwortlich für die Entstehung eines Hodentumors ist. Weiterhin stehen Umweltgifte, Strahlung, Infektionen und Verletzungen als Auslöser im Verdacht.

Im Durchschnitt sind ältere Hunde (zwischen neun und elf Jahren) betroffen. Für Boxer, Deutschen Schäferhund und Zwergpudel besteht eine Rassedisposition.

Symptome

Das Hauptsymptom der verschiedenen Tumorarten ist die ein- oder beidseitige Vergrößerung der Hoden mit Anschwellen des Hodensackes, die meist als erstes vom Besitzer bemerkt wird. Auch knotige Veränderung im Hodengewebe können bereits früh durch Abtasten erfühlt werden.

Die weiteren Krankheitsanzeichen unterscheiden sich je nach Art des Tumors.

Die häufigsten Tumorarten beim Rüden:

Leydig-Zelltumore

Diese von den Leydigschen Zwischenzellen (= Zellen, die zwischen den Hodenkanälen liegen und Hormone produzieren) ausgehende Tumore sind klein und gut abgegrenzt, selten bösartig und werden meist nur zufällig entdeckt. Sie produzieren männliche Geschlechtshormone, verursachen jedoch selten eine Feminisierung oder Prostatavergrößerung.

Seminome

Ein Seminom besteht meist aus mehreren, von den Samenkanälchen ausgehenden Tumorherden, die schnell wachsen und schmerzhaft sind. Sie sind gelegentlich bösartig, metastasieren (= streuen) jedoch selten. Auch eine Feminisierung tritt eher selten auf.

Sertoli-Zelltumore

Diese Tumorart hat die größten Auswirkungen auf den Allgemeinzustand des Tieres. Ausgehend von den Stützzellen der Samengänge sind Sertoli-Zelltumore in der Regel bösartig und können metastasieren. Der nicht erkrankte Hoden verkümmert. Die Tumore produzieren Östrogen (= weibliches Geschlechtshormon) und führen damit zu einer deutlichen Feminisierung. Die betroffenen Tiere leiden unter Libidoverlust und werden für andere Rüden attraktiv. Äußerlich können ein Erschlaffen der Bauchdecke, symmetrischer Haarverlust an Schenkeln und Bauch und eine Vergrößerung der Zitzen wahrgenommen werden (= Gynäkomastie). Bei langanhaltender Östrogenausschüttung kann es zu Schädigungen des Knochenmarks und folglich zu einer Anämie (= Blutarmut) kommen. Die betroffenen Tiere werden apathisch (= teilnahmslos), zeigen eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz, blasse Schleimhäute und Leistungseinbußen. Im weiteren Verlauf kommt es auch zum Rückgang der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen, wodurch das Tier anfälliger für Infektionen wird. Damit es nicht zu einer lebensbedrohlichen Knochenmarksschädigung kommt, ist es besonders wichtig, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Prostatavergrößerungen, die zu gestörtem Kot- und Harnabsatz führen, sowie Perianaldrüsentumore und Perianalhernien (= Dammbruch) sind ebenso häufige Folgeerscheinungen eines Sertoli-Zelltumors, können jedoch auch bei anderen Hodentumoren auftreten.

Diagnose

Der Tierarzt kann meist anhand seiner klinischen Untersuchung bereits eine erste Verdachtsdiagnose stellen. Mit Hilfe einer weiterführenden Ultraschalluntersuchung kann die Diagnose abgesichert und von einer Hodenentzündung abgegrenzt werden.

Um potentielle Metastasen (= Tochtergeschwulste) zu lokalisieren wird häufig noch eine röntgenologische Untersuchung der Brust- und Bauchhöhle angeschlossen. Des Weiteren liefert ein Blutbild wertvolle Informationen über den Allgemeinzustand des Hundes. Eventuelle Abweichungen können bereits Hinweise auf eine bestimmte Tumorart geben. Um die genaue Tumorart sicher bestimmen zu können, ist eine histopathologische Untersuchung (= mikroskopische Untersuchung von Gewebe) des entfernten Hodengewebes unbedingt erforderlich.

Therapie

Auch wenn die Neigung zur Metastasierung nicht bei allen Hodentumoren gegeben ist, sollten Hodentumore immer möglichst zeitnah operativ entfernt werden. Durch eine Kastration kann die Erkrankung effektiv behandelt und somit das Risiko einer Metastasierung deutlich reduziert werden. Bei bereits diagnostizierten Metastasen wird der Tierarzt in den meisten Fällen eine begleitende chemotherapeutische Behandlung einleiten.

Hoden nach Kastration
Operativ entfernte Hoden eines Hundes: linker Hoden tumorös verändert
Prognose

Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt, bestehen günstige Aussichten auf eine vollständige Genesung des Hundes. Hormonbedingte Veränderungen an Haut und Haaren bilden sich nach Entfernung der Hoden meist von alleine wieder zurück. Für eine korrekte Einschätzung der Prognose ist jedoch die gründliche Untersuchung auf eventuell vorhandene Metastasen unabdingbar. Bei entsprechender Größe bereits vorhandener Metastasen ist von einer eher ungünstigen Prognose auszugehen.