Giardiose – die unsichtbare Gefahr

Die Giardiose ist eine Durchfallerkrankung bei Hunden und Katzen, die durch einzellige Dünndarmparasiten hervorgerufen wird. Es werden unterschiedliche Giardien-Typen unterschieden, von denen die meisten für den Menschen ungefährlich sind. Einige seltene Formen können jedoch auch auf den Menschen übertragen werden, es handelt sich also um eine Zoonose. Besonders gefährdet sind Kleinkinder und immungeschwächte Menschen, weswegen strikte Hygienemaßnahmen bei Giardiose oberstes Gebot sind.

INHALT
Ursachen und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursachen und Entstehung

Giardien sind mikroskopisch kleine, einzellige Mikroorganismen, die auch im gesunden Darm vieler Säugetiere zu finden sind. Gesunde, erwachsene Hunde mit einem ausgebildeten Abwehrsystem erkranken jedoch selten an dieser Besiedlung, da sie in angemessener Anzahl zur normalen Darmflora gehören und der Organismus daran gewöhnt ist.

Bei noch immunschwachen und zum Teil durch Trennung und neue Umgebung gestressten Jungtieren können diese Erreger jedoch eine krankmachende Wirkung entfalten. Die Ansteckung ist denkbar einfach. Ausgeschieden werden die Zysten der Giardien mit dem Kot infizierter Tiere, die jedoch nicht unbedingt auch erkrankt sein müssen. Der Erreger ist in der Umwelt wochenlang ansteckungsfähig, so dass er von dem nächsten Hund, der sich die Pfoten nach dem Spaziergang leckt oder auf der Wiese durch kontaminiertes Gras läuft, aufgenommen wird. Lässt das schwache Abwehrsystem des jungen Hundes es zu, vermehren sich die Giardien massenhaft in dessen Dünndarm und führen zu Entzündungserscheinungen.

Schema der Giardien-Infektion
Im Hundedarm: 1 Aufnahme der Giardienzyste durch Wasser und Nahrung | 2 Umwandlung der Zyste in einen Trophozoiten. Übergang des Trophozoiten in ein aktives Stadium (Fressen und Bewegung) | 3 Vermehrung des Trophozoiten durch Teilung | 4 Zweidrittel der infizierten Tiere sind symptomlos | 5 Teilweise Umwandlung der Trophozoiten in Zysten im Kot; Außerhalb des Tierkörpers: 6 Ausscheidung der Trophozoiten und Zysten mit dem Kot. Absterben der Trophozoiten außerhalb des Tierkörpers | 7 Kontamination von Wasser und Nahrung durch Giardienzysten
Symptome

Charakteristisches Symptom der Giardiose ist ein akuter, gelb-grüner, schleimig-wässriger, übelriechender Durchfall, der mit gängigen Durchfallmedikamenten kaum oder gar nicht zu bekämpfen ist. Die Beschaffenheit des Kots kann zum Teil auch pastös und fettig sein, da es zu einer vermehrten Fettausscheidung kommt. Obwohl der Appetit meist erhalten bleibt, magern betroffene Tiere ab und zeigen stumpfes, struppiges Fell. Ohne Behandlung kann es bei Welpen in schweren Fällen zu Mangelzuständen und Entwicklungsverzögerungen kommen.

Diagnose

Der Tierarzt wird deinen Hund zunächst genau untersuchen und sich deinen Vorbericht anhören. Des Weiteren wird er die Kotbeschaffenheit deines Vierbeiners beurteilen. Hieraus kann er einen ersten Verdacht ableiten.

Um eine sichere Diagnose stellen zu können, ist es jedoch notwendig, den Erreger nachzuweisen. Dem Tierarzt stehen hierfür neben der Mikroskopie und verschiedenen Labortests auch moderne Schnelltests zur Verfügung, die direkt in der Praxis angewendet werden können und schnelle Ergebnisse liefern.

Behandlung

Der wichtigste Aspekt der Giardiose-Behandlung ist die strikte Einhaltung der Hygienemaßnahmen, da sich nur so, besonders in Haushalten mit mehreren Tieren, die Wiederansteckung verhindern lässt. Dazu gehören sowohl die Behandlung aller im Haushalt lebenden Hunde, Katzen und Frettchen als auch regelmäßiges Waschen der betroffenen Tiere. Weitere wichtige Maßnahmen sind die gründliche Kotentsorgung sowie die Reinigung und Desinfektion der Umgebung. Schlafplätze, Futternäpfe und andere Gegenstände müssen gründlich gereinigt und auch abgetrocknet werden, da die Giardien in feuchter Umgebung besonders gut überleben können.

Ziel der medikamentösen Behandlung muss die Heilung des Durchfalls und die Abtötung des Erregers sein. Da man inzwischen weiß, dass ein gesunder Hund mit einer gewissen Anzahl an Giardien im Darm wunderbar leben kann, ist es weder notwendig noch sinnvoll bis zur kompletten Erregerfreiheit zu behandeln. Da inzwischen auch in der Tiermedizin wirkungsvolle Medikamente zur Verfügung stehen, ist die Behandlung zwar in einigen Fällen zeitaufwendig, aber erfolgreich. Sprich mit deinem Tierarzt über die Wahl des genauen Präparates.

Mehrere Behandlungsintervalle können notwendig sein, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Der Erfolg einer Behandlung sollte fünf bis sieben Tage nach Behandlungsende durch einen erneuten Test kontrolliert werden. Da die mit dem Kot ausgeschiedenen Zysten zum Teil am Haarkleid kleben bleiben können, kann es auch kurz nach einem negativen Test durch eine Reinfektion wieder zu Symptomen kommen, die eine erneute Behandlung erforderlich machen.

Prognose

Die Prognose ist trotz zum Teil langwieriger Behandlungszyklen als gut einzustufen, wenn rechtzeitig mit der richtigen Therapie begonnen wird und alle Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Aufgrund der hohen Widerstandskraft der Giardien in der Umwelt kann es jedoch auch bei penibelster Hygiene und korrekter Therapie zu Rückfällen kommen, die erneut behandelt werden müssen.

Prophylaxe

Die beste Maßnahme zur Vorbeugung einer Giardien-Infektion ist Hygiene. Regelmäßige Reinigung von Schlafplätzen, Futter- und Wassernäpfen und auch Geschirren, Halsbändern und Leinen sollte selbstverständlich sein. Da der Erreger im feuchten Milieu überlebt, sollte das Trinken aus Pfützen, fremden Wassernäpfen oder stehenden Gewässern verhindert werden.

Zum Aufbau eines möglichst stabilen Immunsystems muss besonders bei Welpen darauf geachtet werden, dass sie in ihrer ersten Zeit im neuen Zuhause nicht zu vielen Stressfaktoren ausgesetzt sind.

In Deutschland gibt es bisher keinen zugelassenen Impfstoff gegen Giardien. In den USA ist seit einiger Zeit eine Impfung auf dem Markt, die jedoch nur mit einer Sondergenehmigung eingeführt werden darf und deren Wirksamkeit nach wie vor umstritten ist.