Gesäugetumore - meine Hündin hat Brustkrebs

Neubildungen an der Milchdrüse stellen mehr als die Hälfte aller Krebserkrankungen bei der Hündin dar. Vor allem bei älteren, unkastrierten Hündinnen treten diese gut- oder bösartigen Tumoren auf, die sich in Form von anfangs kleinen, später zum Teil sehr großen knotigen Veränderungen an der gesamten Milchleiste zeigen. Es können unterschiedliche Arten von Gesäugetumoren auftreten.

INHALT
Anatomie, Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Anatomie, Ursache und Entstehung

Die Milchdrüsen (= Mamma) des Hundes sind in zwei Reihen, den sogenannten Milchleisten zwischen Vorder- und Hinterbeinen angeordnet. Jede Milchleiste besteht aus fünf (gelegentlich auch vier oder sechs) Drüsenkomplexen, die sich aus jeweils einer Zitze und dem dazugehörigen Drüsengewebe zusammensetzen.

Auch wenn die genauen Ursachen dieser Tumoren nicht bekannt sind, stehen einige Faktoren im Verdacht, auf deren Entstehung Einfluss zu nehmen. Der wiederholte Einsatz läufigkeitsunterdrückender Sexualhormone erhöht beispielsweise das Risiko für gutartige Tumore, wohingegen die Kastration der Hündin vor der ersten als auch zweiten Läufigkeit das Risiko nachweislich senkt.

Da vorrangig ältere Hündinnen erkranken, geht die Forschung davon aus, dass auch der veränderte Hormonhaushalt an der Entwicklung der Tumore beteiligt ist. Studien haben außerdem belegt, dass kleine Hunderassen häufiger betroffen sind als große, wobei Pudel, Cocker Spaniel, Dackel und Yorkshire Terrier besonders gefährdet sind. Eine erbliche Komponente ist ebenfalls nicht auszuschließen. Außerdem kann auch Fettleibigkeit die Tumorbildung begünstigen.

Bei einem Tumor der Milchdrüse kommt es zur Entartung und zur unkontrollierten Vermehrung der Drüsenzellen. Mehr als die Hälfte aller Gesäugetumore bei der Hündin sind gutartig, nur in 20 bis 40% entwickeln sich bösartige Tumore. Letztere breiten sich wie alle bösartigen Tumore sehr aggressiv im Gewebe aus und können metastasieren (= streuen), in den meisten Fällen geschieht dies über die Lymphbahnen in die regionalen Lymphknoten und über die Blutbahn in die Lunge. Es kommen jedoch auch Mischformen von Gesäugetumoren vor, in denen sich gutartige und bösartige Zellbereiche finden lassen. Diese Tatsache legt den Verdacht nahe, dass ein gutartiger auch in einen bösartigen Tumor übergehen kann. Die möglichst frühzeitige Erkennung und Behandlung auch von gutartigen Tumoren ist daher essentiell, um eine Metastasierung zu verhindern.

Symptome

Erste knotige Veränderungen an den Milchdrüsen des Hundes werden beim Streicheln oder bei einer tierärztlichen Routineuntersuchung festgestellt, da die betroffenen Tiere zu Beginn meist keine weiteren Krankheitsanzeichen zeigen. Im weiteren Verlauf werden die Wucherungen größer und somit tast- und sichtbar. Sehr große, aggressiv wachsende Tumore können den Hund aufgrund ihrer Lokalisation stark beeinträchtigen, so dass bei nahe an den Gliedmaßen gelegenen Tumoren beispielsweise Lahmheiten auftreten können. An großen oder sehr aggressiv wachsenden Tumoren kann es zu oberflächlichen Haut- oder auch Milchdrüsenentzündungen kommen. Im weiteren Verlauf sind auch deutliche Störungen des Allgemeinbefindens wie Fieber, Appetitlosigkeit oder Lethargie (= Schläfrigkeit) möglich. Ist es bereits zu einer Metastasierung (=Streuung) in die Lunge gekommen, können auch Atemwegsbeschwerden auftreten.

Diagnose

Wie bereist beschrieben ist eine möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung von Gesäugetumoren in Hinblick auf die Heilungsaussichten immens wichtig. Hast du bei deinem Hund einen Knoten in der Milchleiste entdeckt, solltest du auch bei kleinen, scheinbar harmlosen Veränderungen nicht zu lange warten, sondern das Tier zeitnah bei einem Tierarzt vorstellen. Dieser wird nach deinem Vorbericht und seiner klinischen Untersuchung häufig schon eine Verdachtsdiagnose stellen können.

Ein eindeutiger Nachweis mit Klassifizierung der Tumorart kann jedoch erst nach Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe erfolgen. Mit Hilfe der Feinnadelaspiration, einer Methode, bei der mit einer speziellen Nadel in das Tumorgewebe gestochen wird, können mit einem wenig aufwendigen Eingriff kleine Zellproben entnommen werden. Des Weiteren kann die Röntgenuntersuchung wichtige Hinweise auf eventuell vorliegende Metastasen (= Tochtergeschwülste), insbesondere im Lungengewebe, liefern.

Behandlung

Bei kleineren Tumoren mit einem Durchmesser von unter einem Zentimeter kann der Tierarzt vorerst zur Beobachtung und engmaschigen Wachstumskontrollen raten. Bei größeren und schnellwachsenden Tumoren ist die sicherste und erfolgversprechendste Behandlung die chirurgische Entfernung. Je nach Art und Ausmaß des Tumors werden unterschiedliche Anteile der Gesäugeleiste entfernt. Von Operationen, bei denen ausschließlich das Tumorgewebe entfernt wird, sogenannten Nodulektomien (schwarzer Kreis), sollte abgesehen werden, da es häufig zu verzögerter Wundheilung und Rückfällen kommt. Bei einer einfachen Mastektomie wird das Tumorgewebe einschließlich des betroffenen Gesäugekomplexes entfernt (roter Kreis). Diese Operation kann im Falle besonders aggressiver Tumoren auf den benachbarten Gesäugekomplex (= regionale Mastektomie) und die lokalen Lymphknoten oder sogar die gesamte Milchleiste (= radikale Mastektomie) ausgeweitet werden (grüner und blauer Kreis).

Schema Mammatumoren Hund
1 Rechte Milchleiste (blauer Kreis) (Rechte und linke Milchleiste stellen die Milchdrüsen dar) | 2 Lokaler Lymphknoten der Milchdrüsen | 3 Tumor der Milchdrüse (schwarzer Kreis) | 4 Tumor und benachbarter Gesäugekomplex des Tumors (roter Kreis) | 5 Zitze
Prognose

Gutartige, frühzeitig erkannte Tumoren haben je nach Ausmaß eine günstige bis vorsichtige Prognose. Sehr spät erkannte und aggressiv wachsende Tumore, die auch bereits metastasiert haben, haben eine eher zweifelhafte bis ungünstige Prognose. Generell gilt, je früher der Tumor erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose.

Prophylaxe

Da die Ursachen eines Gesäugetumors nicht eindeutig erforscht sind, kann die Entstehung nicht komplett verhindert werden. Bekannt ist jedoch, dass eine frühzeitige Kastration der Hündin das Risiko einer Tumorentwicklung deutlich reduziert. Eine Kastration vor der ersten Läufigkeit reduziert das Risiko nahezu vollständig, die Kastration vor der zweiten Läufigkeit noch um ein Viertel. Da die frühe Kastration jedoch aus verschiedenen Gründen nicht unumstritten ist, solltest du eine solche Entscheidung immer vorher mit deinem Tierarzt ausführlich besprechen.