Gelassenheitstraining, ein wichtiger Baustein in der Ausbildung des Pferdes

Pferde sind Fluchttiere, macht ihnen etwas Angst, sind sie schneller weg, als mancher Besitzer schauen kann. Die Auslöser können vielfältig sein: der große grüne Traktor beim Ausritt, Plakate in einer Reithalle oder spielende Kinder auf dem Hof. Mit den richtigen Übungen kannst du deinem Pferd jedoch mit der Zeit zu mehr Gelassenheit verhelfen.

INHALT
Ein Pferd braucht Gelassenheit Wie du am besten Gelassenheit demonstrierst und trainierst Üben, üben, üben …
Ein Pferd braucht Gelassenheit

Wahrscheinlich kennst du das auch. Dein Pferd sieht einen Gegenstand und will auf keinen Fall an ihn herantreten. Vielleicht versucht es sogar umzukehren und ganz schnell davonzulaufen. Ob du dabei auf dem Rücken des Pferdes sitzt oder am anderen Ende des Strickes hängst, dein Job als Mensch ist es jetzt, Ruhe zu bewahren und den Überblick zu behalten. Als Fluchttier reagiert das Pferd aus seinem Instinkt heraus.

Da du gemeinsam mit deinem Pferd eine kleine Herde bildest, ist es wichtig, dass du die Position des Leittieres gut ausfüllst und Gelassenheit zeigst, damit auch dein Pferdepartner sich wieder entspannen kann. Pferde können binnen weniger Sekunden voll auf- und durchdrehen, sie können aber fast genauso schnell wieder runterkommen. Das Pferd nimmt deinen eigenen Stresslevel wahr und wird auch diesen zum Anlass nehmen, durchzuatmen oder weiter hochzudrehen.

Im Gelassenheitstraining kannst du dir genau das zunutze machen. Die Gelassenheit gehört zur Basis für ein gutes Miteinander. Auch für Sportpferde sollte Gelassenheitstraining regelmäßig auf dem Plan stehen.

Wie du am besten Gelassenheit demonstrierst und trainierst

Um das Pferd zu beruhigen und zu motivieren, Bedrohliches vorbeiziehen zu lassen, musst du selbst entspannt sein. Bist du es nicht, dann musst du deinem Pferd das überzeugend vorspielen. Hier eine kleine Liste mit Verhaltensregeln:

  • Ist dein Pferd aufgeregt und wild, sei besonders besonnen und ruhig. Werde auf keinen Fall laut und lass dich nicht nervös machen.
  • Bitte streichle dein Pferd nicht, um es zu beruhigen, wenn es gerade außer sich ist. Es speichert sonst seine Unruhe als richtiges Verhalten für die gefühlte Bedrohungssituation ab. Lobe erst, wenn das Pferd ausatmet und sich tatsächlich beruhigt.
  • Du selbst atmest tief aus und senkst deinen Kopf dabei. In der Pferdesprache ist das ein Zeichen für Entspannung. Wie schon gesagt, notfalls wird hier geschauspielert.
  • Näher dich selbstbewusst dem als bedrohlich empfundenen Objekt und atme auch hierbei tief aus.
  • Vermeide es, Zug oder Druck auf das Pferd auszuüben, auch wenn es dir ganz und gar nicht folgen will.
  • Versuche, dein Pferd an das Objekt zu locken und lass es daran schnuppern. Vielleicht schafft dein Pferd es sogar, das Objekt zu berühren. Wenn dein Pferd sich das traut, darf es dafür mit einem Leckerli belohnt werden.
  • Schaffe vielleicht sogar ein Ritual aus „Berührung von etwas, das als bedrohlich empfunden wird“ und „Essbarem“.
  • Spreche im ruhigen Ton, bewusst langsam und tief mit deinem Pferd, auch das signalisiert ihm, dass du entspannt bist.
  • Habe Geduld. Auch wenn es ewig dauert, bis ihr am Objekt vorbei seid. Die Hauptsache ist, dass dein Pferd dir folgt. Es gilt unter Pferden nämlich: Wer den anderen „bewegt“, ist der Boss. Sei also der „Beweger“!

petsXL Sunny mit Regenschirm und Ball
Üben, üben, üben …

Situationen, die Gelassenheit erfordern, können geübt werden. Es ist sogar empfehlenswert, deinem Pferd immer wieder neue Objekte vorzustellen, die es anfangs als gefährliche Gespenster empfindet. Wenn du die Möglichkeit hast, baue dir einen kleinen Trainingsparcours in die Reithalle oder auf den Platz. Dort kannst du im Schutz der Einzäunung ganz ruhig an verschiedene Schwierigkeitsstufen von Hindernissen herangehen. Nutze Planen, Regenschirme, Luftballons, Tonnen, Stangen, Fahnen, Klapperdosen und alles, was dir sonst noch so in den Sinn kommt. Vielleicht stellst du auch Freunde an den Rand, die laut sind und sich unkoordiniert bewegen. Alles, was du dir zutraust, ist möglich.

Außerdem weißt du am besten, was dein Pferd noch trainieren sollte und was schon ganz gut gelingt. Steigere die Anforderungen nach und nach. Gelassenheitstraining ist ein Projekt für Wochen, Monate oder auch Jahre und nicht nur für wenige Stunden.

Das Wichtigste für dich ist, nach einem Plan vorzugehen. Das bedeutet, du brauchst ebenfalls einen Rahmen, in dem du sicher bleiben und dein Pferd wirklich führen kannst. Dazu gehört auch, das Pferd immer wieder im richtigen Moment zu loben oder mit Leckerlis zu belohnen. Immer dann, wenn es ruhig einen Schritt auf ein vorher ganz großes Gespenst zu gemacht hat und vor allem dann, wenn es dem Monster die Nase zeigt und es berührt.

Natürlich kannst du das Gelassenheitstraining auch als einen Spaziergang starten und mit deinem Pferd an der Hand die Umgebung erforschen. Hier musst du nur unbedingt die Sicherheit von Mensch und Pferd im Auge behalten.