Feline Leukämie - was steckt wirklich dahinter?

Diese fälschlicherweise oft auch als Katzen-Leukose bezeichnete Erkrankung wird durch das Feline Leukämie Virus hervorgerufen. Da das Virus jedoch neben bösartigen Tumoren des Lymphgewebes auch viele andere schwerwiegende Symptome verursacht, ist die Bezeichnung etwas irreführend.

INHALT
Ursache, Übertragung und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache, Übertragung und Entstehung

Erreger der Felinen Leukämie ist das Feline Leukämie-Virus, das sich in verschiedene Subtypen unterteilen lässt, die in unterschiedlicher Art und Weise an der Infektion beteiligt sind. Übertragen wird das Virus nur durch direkten Kontakt von Tier zu Tier, da es kaum widerstandsfähig ist und in der Umwelt nur einige Sekunden oder Minuten überleben kann. Infizierte Tiere scheiden das Virus über den Speichel, das Nasensekret, die Tränenflüssigkeit, aber auch über Kot, Urin und Muttermilch aus. Die gegenseitige Fellpflege durch Belecken ist der häufigste Übertragungsweg. Junge Katzen, die Freilauf haben sind besonders empfänglich für das FeL-Virus, mit zunehmendem Alter steigt die Resistenz gegen das Virus. In Mehrkatzenhaushalten besteht grundsätzlich ein höheres Risiko einer FeLV-Infektion.

Das Virus wird meist über den Nasen-Rachen-Raum aufgenommen, vermehrt sich dort und gelangt so in Lymphknoten und Abwehrzellen des Blutes. Ungefähr 20 bis 30% aller FeLV-infizierten Katzen können das Virus bereits in dieser Phase durch eine effektive Immunantwort vollständig aus dem Körper eliminieren, so dass im Blut dieser Tiere ausschließlich hohe Antikörper-Spiegel aber keine Viren nachgewiesen werden können. Man spricht von einer abortiven Infektion. Betroffene Katzen sind lebenslang gegen eine erneute FeLV-Infektion geschützt.

Bei 30 bis 40% der infizierten Katzen kommt es im weiteren Verlauf zur Virämie, was bedeutet, dass sich das Virus über das Blut im gesamten Körper verteilt. Diese Katzen können das Virus erst in dieser Phase durch eine ausreichende Antikörperbildung an der Weiterverbreitung und Vermehrung hindern. In einem solchen Fall lässt sich das Virus im ersten Stadium der Erkrankung im Blut nachweisen und wird auch mit dem Speichel ausgeschieden. Im weiteren Verlauf wird jedoch eine Art Kopie des Virus in die Körperzellen eingebaut und das eigentliche Virus nicht weiter vermehrt, so dass es nicht mehr im Blut nachweisbar ist, aber nicht vollständig aus dem Körper eliminiert wurde. In dieser Phase wird kein Virus mehr ausgeschieden, wodurch von diesen Katzen keine Infektionsgefahr mehr ausgeht. Es entsteht eine sogenannte regressive Infektion, die im Fall einer Abwehrschwäche in sehr seltenen Fällen auch reaktiviert werden kann. Betroffene Tiere können jedoch auch FeLV assoziierte Krankheiten entwickeln und das Risiko der Entstehung eines Tumors ist höher als bei Katzen, die nie Kontakt zu FeLV hatten. Meist entstehen diese Tumore jedoch erst in fortgeschrittenem Alter. Gegenüber einer erneuten FeLV-Infektion sind diese Katzen aufgrund ihres hohen Antikörperspiegels immun.

Bei weiteren 30 bis 40% erreicht das Virus nach der ersten Virämie nach circa drei Wochen auch das Knochenmark, wo es beste Bedingungen zur weiteren Vermehrung findet. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind dies junge Katzen im Alter von unter 16 Wochen, deren körpereigene Abwehr nicht in der Lage ist das Virus zu neutralisieren, so dass es zu einer persistierenden Virämie (=bestehende Virusverteilung über das Blut) kommt, die den ständigen Befall weiterer Körperzellen zur Folge hat. Es handelt sich um eine progressive Infektion. Betroffene Katzen scheiden dauerhaft ansteckendes Virusmaterial aus und stellen damit eine große Infektionsquelle für andere Katzen dar. Im Blut dieser Katzen können zu jeder Zeit große Mengen Virusprotein nachgewiesen werden und sie haben ein deutlich höheres Risiko FeLV assoziierte Erkrankungen zu entwickeln.

Die Inkubationszeit kann bei der progressiven Infektion Monate und bei der regressiven Infektion sogar einige Jahre dauern, so dass bereits infizierte Katzen lange Zeit noch gesund erscheinen.

Symptome

Je nach Ausprägung und Verlaufsform der Infektion können die Krankheitsanzeichen sehr unspezifisch und vielfältig sein. Aufgrund des Befalls der weißen Blutkörperchen kommt es zu einer Abwehrschwäche, die Auslöser für die verschiedensten Sekundärinfektionen sein kann. Kein anderer einzelner Krankheitserreger führt bei der Katze zu so vielen verschiedenen klinischen Symptomen und Krankheitsbildern wie das FeLV-Virus.

Welche Symptome nun jeweils auftreten, hängt zum einen vom Typ des Virus und zum anderen auch von den Abwehreigenschaften des infizierten Tieres ab. Vorrangig progressiv infizierte Katzen zeigen klinische Symptome. Namensgebend sind die bei einem speziellen Virustyp häufig entstehenden Tumoren der weißen Blutzellen, die sogenannten Leukämien. Ein anderer Virustyp führt vermehrt zu Anämien (=Blutarmut). Die häufigsten klinischen Symptome einer FeLV-Infektion sind verdickte Lymphknoten, Blutarmut und Apathie (=Teilnahmslosigkeit). Aufgrund der beschriebenen Abwehrschwäche zeigen betroffene Katzen häufig auch Zahnfleischentzündungen. Infolge von Tumorbildungen können je nach Lokalisation Atembeschwerden, Erbrechen, Durchfall und Leber- oder Nierenprobleme auftreten.

Diagnose

Dein Tierarzt erhält neben seiner klinischen Untersuchung natürlich auch durch einen ausführlichen Vorbericht bereits wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer FeLV-Infektion. Da die Symptome aber so vielfältig sein können, ist eine eindeutige Diagnose nur mit einer zusätzlichen Blutuntersuchung zu stellen. Dafür stehen verschiedene Testverfahren zur Verfügung.

In der Praxis wird meistens ein Schnelltests (oft in Kombination mit dem Test für FIV) angewandt, der das Virus direkt im Blut nachweist und eine Sicherheit von 98% hat. Dabei ist zu beachten, dass bei einer frisch infizierten Katze meist erst nach drei Wochen Virusprotein im Blut festgestellt werden kann. Um den Status und Verlauf einer FeLV-Infektion korrekt beurteilen zu können, werden oftmals mehrere Tests im Abstand von mehreren Wochen durchgeführt. Die FeLV-Impfung hat dabei keinen Einfluss auf das Testergebnis.

Des Weiteren können mit verschiedenen anderen Testmethoden Virus-DNA oder Antikörper nachgewiesen werden. Generell müssen bei der Beurteilung der Testergebnisse immer auch die unterschiedlichen Verlaufsformen der Erkrankung berücksichtigt werden, da beispielsweise auch bei regressiv infizierten Katzen zeitweise Virus-DNA nachgewiesen werden kann.

Behandlung

Eine ursächliche Heilung dieser Virusinfektion ist nach heutigem Wissenstand nicht möglich. Katzen, die das Virus nicht selbst bekämpfen können, bleiben ein Leben lang infiziert. Die eigentliche Behandlung richtet sich daher vorrangig auf die Begleit- oder Sekundärerkrankungen und die Linderung der Symptome aus.

Zum Schutz des geschwächten Immunsystems infizierter Katzen spielen auch das Management und die Haltung eine große Rolle. Da ansonsten harmlose Erreger für diese Katzen besonders gefährlich sein können und um andere Katzen vor einer Ansteckung zu schützen, sollten sie ausschließlich im Haus gehalten werden.

Katze mit Infusion
Es können nur die Begleiterscheinungen von FeLV behandelt werden
Prognose

Die Prognose hängt im Wesentlichen von der Verlaufsform der Erkrankung ab. Progressiv infizierte Katzen haben generell eine schlechtere Prognose und deutlich geringere Lebenserwartung als regressiv oder abortiv infizierte Tiere. Die Mehrzahl der dauerhaft infizierten Tiere stirbt drei bis fünf Jahre nach der Infektion. Allerdings können auch einige der dauerhaft infizierten Tiere jahrelang mit der Infektion leben. Begünstigend wirken sich dabei eine stressarme Umgebung, eine erfolgreiche Behandlung der Begleiterkrankungen und ein gutes Management aus.

Prophylaxe

Im Gegensatz zur FIV stehen Impfstoffe gegen FeLV zur Verfügung. Die Impfung kann eine Infektion zwar nicht komplett verhindern, sie schützt jedoch wirkungsvoll davor, dass das Virus in die Blutbahn gelangt und sich FeLV assoziierte Krankheiten entwickeln. Die Impfung wird für Katzen mit erhöhtem Infektionsrisiko empfohlen. Dazu gehören vor allem Freigänger, Zucht- und Ausstellungskatzen und Katzen in Tierheimen. Katzen sind generell in den ersten Lebensjahren besonders empfänglich für eine progressive FeLV-Infektion und sollten in dieser Zeit besonders gut geschützt sein. Das Mindestimpfalter liegt für die meisten Impfstoffe bei acht Wochen. Zwei Injektionen im Abstand von drei bis vier Wochen sind erforderlich. Danach sollte zum Abschluss der Grundimmunisierung eine Impfung nach einem Jahr erfolgen. Danach sind Auffrischimpfungen alle drei Jahre notwendig. Bei Katzen über sieben Jahren ist das Risiko einer progressiven Infektion sehr gering. Bei ihnen kann über die Notwendigkeit einer Impfung individuell entschieden werden. Über petsXL kann dir deine Tierarztpraxis einen individuellen Impfplan für deine Katze schicken und du bekommst automatisch Benachrichtigungen, wenn wieder du wieder einen Termin vereinbaren solltest.

Katzen, deren Infektionsstatus unbekannt ist, sollten vor der ersten Impfung auf FeLV getestet werden, da die Impfung bei infizierten Katzen nicht wirksam ist.

Um Ansteckungen weitestgehend zu vermeiden sollten folgende weitere prophylaktische Maßnahmen ergriffen werden:

  • Strikte Trennung progressiv infizierter von nicht infizierten Tieren
  • Kastration aller progressiv infizierten Tiere um die Virusübertragung durch Deckakt oder Rangkämpfe zu reduzieren
  • Neuzugänge zu FeLV-freier Gruppe (beispielsweise in Tierheimen oder Mehrkatzenhaushalten) vor der Zusammenführung für mindestens drei Wochen in Quarantäne halten und auf FeLV testen

Da das Virus in der Umwelt nicht sehr widerstandsfähig ist und auch mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln abzutöten ist, kann einer indirekten Übertragung über kontaminierte Gegenstände mit allgemeiner Reinigung und Hygiene effektiv vorgebeugt werden.