Equines Cushing Syndrom – eine Hormonstörung

Sicher hast du auch schon von davon gehört und wenn du jetzt ein Pferd mit langem, gelocktem Fell, unregelmäßigen Fettpolstern, Schwäche und eventuell sogar noch einer Hufrehe siehst, denkst du sofort: Das ist bestimmt ein Cushing! Ganz so einfach ist es aber nicht, denn Cushing hat ganz unterschiedliche Erscheinungsbilder und die Diagnose sollte nicht vorschnell gestellt werden.

INHALT
Wie entsteht ein Cushing? Ursachen Symptome Diagnose Therapie
Wie entsteht ein Cushing?

Es handelt sich beim Cushing Syndrom um eine Hormonstörung, die Ihren Ursprung in einer Fehlfunktion des mittleren Teils der Hypophyse (= Hirnanhangdrüse) hat. Daher wird die Krankheit international auch als "Pituitary Pars Intermedia Dysfunction" oder PPID bezeichnet. Dieser mittlere Teil der Hypophyse, die sogenannte Adenohypophyse, sorgt mit der Ausschüttung des Vorläuferhormons ACTH für die Cortisol Produktion in der Nebennierenrinde. Durch die Fehlsteuerung kommt es zu einer Überfunktion der Nebennierenrinde und damit zu einem erhöhten Cortisol-Spiegel im Blut. Cortisol ist ein wichtiges Hormon im Stoffwechsel des Pferdes, welches außerdem das Herz-Kreislauf- und das Immunstem beeinflusst.

Ursachen

Die genaue Ursache der Erkrankung ist noch nicht vollumfänglich erforscht. Internationale Wissenschaftler haben allerdings inzwischen herausgefunden, dass es bei betroffenen Pferden durch eine verminderte Produktion des Botenstoffs Dopamin zu einer Umfangsvermehrung in der Adenohypophyse kommt. Es wird vermutet, dass dieser Mangel an Dopamin auf eine gestörte Entgiftungsfunktion der Zellen zurückzuführen ist.

Symptome

Die ersten äußeren Anzeichen sind meist der verzögerte Fellwechsel und ein langes gelocktes Fell. Es kommt zu einem Abbau von Muskulatur und betroffene Pferde ermüden schneller. Schlecht heilende Wunden, Abmagerung und Fettpolster über den Augen und am Mähnenkamm gehören ebenfalls zum Symptomkreis. Das Cortisol greift ebenso in den Eiweißstoffwechsel ein, hemmt die Insulinproduktion und verursacht dadurch einen erhöhten Blutzuckerspiegel.

Die Symptome im Überblick:

  • Fellwechselprobleme oder überlanges Fell auch im Sommer
  • Rückgang der Muskulatur, Abmagerung, als Folge dessen: Senkrücken, Hängebauch
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Fettumverteilung (über den Augen, Mähnenkamm, Schweifansatz, Widerrist, hinter der Schulter)
  • Infektanfälligkeit (auch häufig Hufgeschwüre)
  • schlechte Wundheilung
  • Hufrehe
  • Leistungsschwäche
  • Teilnahmslosigkeit
  • Vermehrtes Trinken und Wasserlassen
  • Fruchtbarkeitsstörungen (Stuten)

Diagnose

Solltest du eines oder mehrere der oben beschriebenen Symptome bei deinem Pferd feststellen, kontaktiere bitte deinen Tierarzt. Dieser kann anhand der klinischen Symptome und mit Hilfe eines Bluttests herausfinden, ob es sich bei deinem Pferd um das Equine Cushing Syndrom handelt. Der momentan gängigste und einfachste Test ist der ACTH-Test. Neuesten Studien zufolge ist Aussagekraft des ACTH-Tests in den Monaten August bis Oktober am höchsten, da das Hormon saisonalen Schwankungen unterliegt. Es bestehen zwei weitere Testmöglichkeiten, die je nach Zustand des Patienten ebenfalls zur Diagnostik herangezogen werden können. Besprich das genaue Vorgehen im jeweiligen Fall mit deinem Tierarzt.

ACTH-Test
Blutprobe zur Untersuchung auf ACTH
Therapie

Das Equine Cushing Syndrom ist eine nicht heilbare Erkrankung, deren Symptome jedoch mit einem genau abgestimmten Behandlungs- und Futterplan gut zurückgedrängt werden können, um betroffenen Pferden wieder mehr Lebensqualität zu geben.

Die medikamentöse Behandlung eines an Cushing erkrankten Pferdes ist unbedingt anzuraten, um das Auftreten von schweren Folgeerkrankungen wie beispielsweise Hufrehe zu verhindern. Durch die Behandlung mit einem speziell für Pferde zugelassenen Präparat, welches das fehlende Dopamin ersetzt, wird die vermehrte Abgabe des Vorläuferhormons ACTH gehemmt und somit der Cortisol-Spiegel im Blut gesenkt. Das Erscheinungsbild und die Lebensqualität betroffener Pferde verbessert sich meistens schon nach 6 bis 12 Wochen.

Zu einer adäquaten Behandlung gehören ebenfalls ein abgestimmtes Gesundheits- und Fütterungsmanagement. Regelmäßige Hufpflege, Zahnhygiene, Impfprophylaxe und Entwurmung sollten bei jedem Pferd selbstverständlich sein, bei einem Cushing-Patienten ist hierauf allerdings besonders zu achten. Da Ernährungszustand und Krankheitsstadium von Tier zu Tier variieren, bietet es sich an, eine genaue Rationsberechnung für das erkrankte Tier zu erstellen. Allgemein gilt aber für Cushing-Patienten, dass Stärke- und Kohlenhydratreiche Futtermittel wie beispielsweise Getreide, Obst, Karotten oder Gras aufgrund der Blutzuckerwirksamkeit vermieden werden sollen. Gutes Heu eignet sich hervorragend als rohfaserreiches Grundfuttermittel. Diese Futterration kann mit zahlreichen speziellen Futter- und Zusatzfuttermitteln ergänzt werden.

Eine lebenslange Therapie und regelmäßige Verlaufskontrollen durch den Tierarzt sind allerdings nötig, damit diese Pferde auch symptomfrei bleiben.