EOTRH - eine schmerzhafte Angelegenheit

EOTRH, oder genauer Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis, gilt als eine derzeit nicht heilbare, entzündliche Veränderung der Schneide- und Eckzähne des Pferdes. Die Erkrankung ist erst seit ungefähr 10 Jahren bekannt, betrifft jedoch inzwischen immer mehr ältere Pferde. In vielen Fällen wird die Erkrankung erst spät erkannt, da sie zu Beginn nicht sichtbar unterhalb des Zahnfleisches verläuft.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung und Prognose
Ursache und Entstehung

Die genaue Ursache der Erkrankung ist zum heutigen Zeitpunkt nicht bekannt. Es wird vermutet, dass sowohl stärkere mechanische Belastung im Alter als auch allgemeine Erkrankungen wie das Equine Cushing Syndrom, Kalziummangel aber auch Vitaminüberschuss zu diesen entzündlichen Prozessen an Zähnen und Zahnfleisch führen können. Auch die Beteiligung genetischer Faktoren wird diskutiert.

Durch eine Entzündung des Zahnhalteapparats sowie des Zahnfleisches kommt es zu einer chronisch fortschreitenden Auflösung der Zahnsubstanz durch körpereigene Zellen, beginnend an der Zahnwurzel. Um diesem Abbau entgegenzuwirken, wird vom Körper verstärkt Zahnzement gebildet und an den Zahnwurzeln abgelagert. Um den Zahn herum entstehen blumenkohlartige Wucherungen, die auch das Zahnfleisch in Mitleidenschaft ziehen und sehr schmerzhaft sind. Diese sogenannte Hyperzementose kann den Zahn jedoch nicht wiederaufbauen, sondern führt zu einem zunehmenden Rückgang des Zahnfleisches und damit letztendlich zur Lockerung der Zähne. Im weiteren Verlauf kann der Prozess auf den Kieferknochen übergreifen und diesen ebenfalls massiv schädigen.

Symptome

Im Anfangsstadium der Erkrankung treten meist nur unspezifische Symptome auf, weswegen die Erkrankung oft lange unentdeckt bleibt. Zu den ersten wahrnehmbaren Anzeichen können Probleme beim Fressen, Maulgeruch, Abmagerung, Zahnsteinablagerung an den Schneidezähnen, Zahnfleischentzündungen oder auch Schmerzhaftigkeit beim Berühren des Mauls und Unwilligkeit beim Reiten gehören. Ein deutliches Warnsignal stellen kleine rote Pünktchen oder Eiterbläschen im Zahnfleisch dar.

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung verstärkt sich der Maulgeruch, es kommt zu vermehrtem Speichelfluss, Futterablagerungen zwischen den Zähnen, das Zahnfleisch wirkt aufgetrieben, gerötet und wulstig und es entstehen Zahnfisteln und -Abszesse. Die betroffenen Pferde zeigen deutliche Schmerzreaktionen, weswegen sie sich kaum noch am oder im Maul berühren lassen und durch die mangelnde Futteraufnahme zunehmend abmagern.

Pferd mit EOTRH
Pferd mit EOTRH
Diagnose

Im Rahmen seiner klinischen Untersuchung wird der behandelnde Tierarzt insbesondere die Maulhöhle und die Zähne des Pferdes genauer betrachten und betasten. Hierbei können bereits lockere Zähne, eine eventuelle Schmerzhaftigkeit und Fisteln oder Abszesse festgestellt werden. Dein ausführlicher Vorbericht zu Art, Umfang und Beginn der Symptome wird ihm weitere wichtige Informationen liefern, anhand derer er im Zusammenhang mit den erhobenen Untersuchungsbefunden meist schon eine erste Verdachtsdiagnose stellen kann.

Um die Diagnose abzusichern und das Ausmaß der Erkrankung abzuschätzen, sollten immer auch Röntgenaufnahmen der betroffenen Bereiche erstellt werden. Auch der Zustand des Kieferknochens lässt sich auf Röntgenaufnahmen bestens beurteilen. Da die Röntgenkassetten hierfür zwischen die Schneidezähne gelegt werden müssen, wird diese Untersuchung nahezu ausschließlich unter Sedation (=Gabe eines Beruhigungsmittels) durchgeführt.

Behandlung und Prognose

Da die Ursache der Erkrankung nach wie vor ungeklärt ist, gibt es bisher keine spezifische Therapie. Die Erkrankung ist nicht heilbar. Bei frühzeitigem Erkennen der Symptome besteht jedoch eine geringe Chance, die Zähne zu erhalten und das Fortschreiten der Erkrankung einzudämmen. Einmal zerstörte Zahnsubstanz kann jedoch nicht wiederaufgebaut werden. Eine erste Maßnahme ist das Kürzen der Schneidezähne, um den mechanischen Druck zu reduzieren. Als ebenfalls hilfreich haben sich das Entfernen des Zahnsteins, desinfizierende Spülungen und die Gabe entzündungshemmender Medikamente erwiesen.

Bei bereits weit fortgeschrittener Erkrankung, die oft mit erheblichen Schmerzen verbunden ist, ist die einzig mögliche Therapie die Entfernung der betroffenen, in einigen Fällen sogar aller Schneidezähne. Auf diese Weise wird auch ein Übergreifen der Erkrankung auf benachbarte Zähne verhindert. Trotz vieler Bedenken von Seiten der Besitzer geht es den Pferden selbst komplett ohne Schneidezahngebiss oft deutlich besser als vorher und sie können sogar wieder Gras fressen.