Ellenbogengelenkdysplasie - Früherkennung ist das A und O

Die Ellenbogengelenkdysplasie beschreibt einen Krankheitskomplex erblich bedingter Entwicklungsstörung des Ellenbogengelenks. Sie tritt vor allem bei schnellwüchsigen großen Hunderassen während der Wachstumsphase auf und führt zu unterschiedlich stark ausgeprägten Lahmheiten.

INHALT
Ursachen und Entstehung Symptome Einteilung Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursachen und Entstehung

Die ED wird durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst, deren Ursachen zum Teil noch unklar sind. Den größten Anteil an der Entstehung einer ED trägt erwiesenermaßen die genetische Komponente, auch wenn der genaue Erbgang noch nicht bekannt ist. Das heißt, dass nicht alle Nachkommen eines ED-erkrankten Elterntieres eine ED entwickeln müssen und genauso auch ED-freie Elterntiere die Anlage vererben können.

Weiterhin gibt es verschiedene Faktoren, die eine ED begünstigen oder Einfluss auf ihre Ausprägung haben können. Dazu gehören unter anderem ein zu schnelles Wachstum durch inadäquate Fütterung und Überversorgung mit Futtermittelzusätzen, eine Überbeanspruchung des Skelettapparats vor allem im Wachstum und Fettleibigkeit. Weitere prädisponierende Faktoren werden vermutet und man geht von einer sehr komplexen Entwicklung der Krankheit aus.

Das Ellenbogengelenk befindet sich am Vorderbein des Hundes und setzt sich aus Oberarmknochen, Elle und Speiche zusammen. Für einen reibungslosen Bewegungsablauf müssen die Gelenkflächen genau zueinander passen. Man nimmt an, dass es durch Reifungsstörung des Knochens zu einer Inkongruenz (=ungenauen Passform) der Gelenkflächen und damit zu chronischen Umbauprozessen im Ellenbogengelenk kommt, die arthrotische Veränderungen und Knochenauswüchse zur Folge haben.

Schema Ellenbogen Hund
1 Humerus | 2 Epicondylus humeris lateralis | 3 Radius | 4 Processus anconeus | 5 Tuber olecrani | 6 Olecranon | 7 Ulna | 8 Processus coronoideus laterialis
Symptome

Die Erkrankung entwickelt sich in einem Alter von vier bis acht Monaten und die ersten wahrnehmbaren Anzeichen der Erkrankung sind meistens ein steifer Gang nach längeren Ruhephasen, unterschiedlich stark ausgeprägte Schmerzen und eine ein- oder beidseitige Lahmheit der Vordergliedmaße. Besonders beidseitige Lahmheiten sind für den Hundebesitzer oft schwer zu erkennen. Schreitet die Erkrankung weiter fort, kommt es zur Rückbildung der Muskulatur, deutlichen Gelenkschwellungen und Bewegungseinschränkungen.

Hund Oskar mit Arthrose
Einteilung

Der Komplex der Ellenbogengelenkdysplasie setzt sich aus verschiedenen Erscheinungsformen zusammen.

  1. Fragmentierung des Processus coronoideus medialis (FCP): Riss, Bruch oder Ablösung des innen liegenden Kronenfortsatzes (=Coronoid) der Elle
  2. Osteochondrosis dissecans (OCD): Knorpelablösung am Rollhöcker des Oberarmknochens
  3. Isolierung des Processus anconeus (IPA): Ablösung des Ellenbogenfortsatzes der Elle
  4. Inkongruenz: Stufenbildung zwischen den Gelenkflächen von Elle und Speiche führt zu ungleichmäßiger Belastung und damit zu Entzündungen, Schmerzen und Arthrose

Häufig treten zwei oder mehr dieser Formen gemeinsam auf.

Diagnose

Anhand des Vorberichts und der klinischen Untersuchung erhält der Tierarzt schon wertvolle Informationen über eine eventuelle Erkrankung des Ellenbogengelenks. Zur Bestätigung der Diagnose und Differenzierung der Gelenkveränderungen müssen jedoch immer auch Röntgenaufnahmen angefertigt werden. Zur besseren Vergleichbarkeit werden grundsätzlich beide Seiten geröntgt. Ist auch im Röntgenbild kein sicherer Nachweis möglich, kann nur eine Gelenkspiegelung (= Arthroskopie) oder eine computertomografische Untersuchung eine genaue Diagnose ermöglichen.

Auch durch die von vielen Zuchtverbänden vorgeschriebenen Röntgenuntersuchungen werden zahlreiche Fälle von ED diagnostiziert, die nicht zwangsläufig schon mit einer Lahmheit einhergegangen sein müssen.

Röntgenbild Ellenbogen Hund
Im Röntgenbild sind die arthrotischen Veränderungen sichtbar
Behandlung

Die Behandlung der ED richtet sich nach der Erscheinungsform und der Ausprägung der Erkrankung. Grundsätzlich muss zwischen konservativen und operativen Behandlungsmethoden unterschieden werden, wobei durch keine der derzeitigen Methoden das Fortschreiten der Arthrose im Gelenk verhindert werden kann.

Liegen bei der OCD oder beim IPA losgelöste Knorpel- oder Knochenstücke vor, ist eine Operation immer anzustreben, um diese aus dem Gelenk zu entfernen. Im Falle des FCP muss vom Tierarzt im Einzelfall sehr genau geprüft werden, ob eine konservative Schmerz- und Arthrose-Therapie oder eine chirurgische Maßnahme den größeren Erfolg versprechen. Besprich das genaue Vorgehen bitte in Ruhe mit deinem Tierarzt. Zu den weiteren Operationstechniken gehören beispielsweise der Entlastungsschnitt der Elle im Fall der Stufenbildung oder die Befestigung des isolierten Kronenfortsatzes beim IPA.

Prognose

Die Ellenbogengelenkdysplasie an sich ist nicht heilbar. Mit entsprechender Therapie besteht je nach Ausmaß der Erkrankung jedoch die Chance, dass die betroffenen Hunde den Umständen entsprechend gut mit der Erkrankung leben können. Nach der operativen Behandlung ist die Prognose grundsätzlich besser, je früher eingegriffen wird und je weniger weit die Arthrose fortgeschritten ist.

Prophylaxe

Bedingt durch die genetische Disposition kann das Auftreten der Erkrankung nicht verhindert werden. Ähnlich der HD schreiben jedoch bereits viele Zuchtverbände eine verpflichtende Röntgenuntersuchung des Ellenbogengelenks vor einer möglichen Zuchtzulassung vor, um an ED erkrankte Tiere von der Zucht auszuschließen. So leisten die Züchter bereits einen wirkungsvollen Beitrag zur Verringerung des Auftretens der ED.

Aber auch du als Hundebesitzer kannst durch ein paar einfache Maßnahmen das Erkrankungsrisiko deines Hundes senken. Achte auf eine angepasste und ausgewogene Fütterung und vermeide die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln ohne vorherige Absprache mit deinem Tierarzt. Sorge während der Wachstumsphase deines Hundes für gleichmäßige und altersentsprechende Bewegung und vermeide besonders bei Junghunden großer Rassen dauerhafte Extrembelastungen wie etwa Fahrrad fahren.