Druse - eine hochansteckende Infektionskrankheit

In deinem Stall hat ein Pferd Fieber und Nasenausfluss. Eigentlich noch kein Grund zur Sorge, es kann sich ja um eine harmlose Erkältung handeln. Doch ein paar Tage später haben drei weitere Pferde aus der Stallgasse exakt die gleichen Symptome. Auffällig ist, dass alle betroffenen Pferde stark geschwollene Lymphknoten am Kopf aufweisen. Spätestens jetzt werden zumindest die herbeigerufenen Tierärzte hellhörig, denn diese Atemwegserkrankung ist offensichtlich sehr ansteckend. Tupferproben werden ins Labor geschickt und schnell bestätigt sich auch der Verdacht. Es handelt sich um Druse, eine hochansteckende, bakterielle Infektion der oberen Atemwege des Pferdes. Auch wenn die Erkrankung nicht anzeige- oder meldepflichtig ist, sollten Stallbesitzer und Pferdehalter nun überlegt handeln, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

INHALT
Symptome Ursache Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Symptome

Nach einer Inkubationszeit von in etwa ein bis acht Tagen sind Mattigkeit, schleimig eitriger Nasenausfluss, Husten und Fieber meist die ersten Symptome der Druse. Ein sehr charakteristisches Symptom sind die geschwollenen Lymphknoten im Kopfbereich des Pferdes. Im weiteren Verlauf füllen sich die Kehlgangslymphknoten mit eitrigem Sekret und es bilden sich Abszesse. Diese können so groß werden, dass sie Atem- und Schluckbeschwerden verursachen. Durch Eröffnen oder Durchbrechen dieser Abszesse kann das Sekret nach außen ablaufen und die Körpertemperatur normalisiert sich. Komplikationen entstehen, wenn die Abszesse der Kehlgangslymphknoten sich nach innen in die Luftsäcke entleeren und dort zu einer Vereiterung führen. Des Weiteren kann die Erkrankung auf die Lunge übergreifen und eine Lungenentzündung verursachen. Wird die Schonung erkrankter Tiere nicht konsequent eingehalten, können sich die Keime über das Blut in die verschiedensten Organe ausbreiten und dort ebenfalls Abszesse bilden. Man spricht dann von einer metastasierenden Form der Druse. Ohne Behandlung kann das Fieber bis zu zwei Wochen anhalten und je nach Verlauf kann die Erkrankung in seltenen Fällen auch tödlich enden.

Ursache

Auslöser der Erkrankung sind Bakterien der Gattung Streptokokken. Sie kommen normalerweise in der Umwelt nicht vor. Allerdings sind in etwa 10% der gesamten Pferdepopulation Träger von diesen Bakterien. Sie erkranken jedoch erst, wenn ein bestimmter Reiz die Erreger wieder aktiviert. Besonders anfällig sind junge oder immungeschwächte Pferde. Hier kann schon eine ansonsten harmlose Erkrankung oder Stress das Immunsystem so stark belasten, dass es zum Ausbruch der Druse kommt. Die Übertragung der Erreger erfolgt über die ausgeschiedenen Sekrete, in denen er bis zu vier Tage überleben kann. Im Wasser ist der Erreger sogar bis zu acht Wochen lebensfähig. Besondere Hygiene und Desinfektion ist daher im Falle einer Druse-Infektion unabdingbar, denn auch über Tränke- und Futtereimer oder Kleidung könne die Bakterien auf ein anderes Pferd übertragen werden und sich die Erkrankung in kürzester Zeit seuchenartig im Stall ausbreiten.

Diagnose

Beim Auftreten der oben beschriebenen Symptome sollte umgehend ein Tierarzt gerufen werden. Er wird die erkrankten Tiere untersuchen, eine Therapie einleiten und weitere Maßnahmen zum Schutz des restlichen Bestandes ergreifen. Durch die klinische Allgemeinuntersuchung, den Vorbericht und den meist seuchenartigen Verlauf in einem Stall kann der Tierarzt schon eine Verdachtsdiagnose stellen. Um den genauen Erreger zu identifizieren ist jedoch die Entnahme und labordiagnostische Untersuchung von Tupferproben aus dem Nasen- und Rachenraum oder dem Luftsack erforderlich.

Behandlung

Trotz des bakteriellen Erregers der Druse wird der Einsatz von Antibiotika auch von Tierärzten kontrovers diskutiert. Im frühen Stadium mit leichtem Fieber und Nasenausfluss ist es durchaus sinnvoll, ein Antibiotikum einzusetzen, um den weiteren Verlauf und vor allem die Abszedierung der Lymphknoten zu verhindern und eine weitere Verbreitung des Erregers zu reduzieren. Zu bemerken ist hier jedoch, dass mit Antibiotika behandelte Pferde nur eine geringe Immunität gegen den Erreger ausbilden. Ist es aber schon zur Abszessbildung gekommen, werden die darin befindlichen Erreger vom verabreichten Antibiotikum aufgrund der Abszesskapsel nicht mehr erreicht. Hier empfehlen sich chirurgische Maßnahmen zur Eröffnung der Abszesse oder wärmende Umschläge und Salben, die die Abszesse zum Reifen bringen. Eine entsprechend lange Schonung des Pferdes sollte unbedingt eingehalten werden, um etwaige Komplikationen zu verhindern.

Zusätzlich zur Behandlung der erkrankten Tiere muss der gesamte Stall während der Erkrankung unter Quarantäne gestellt werden, was bedeutet, dass kein Pferd den Stall verlassen darf und keine neuen Pferde eingestallt werden. Nach überstandener Infektion muss der gesamte Stall grundlegend desinfiziert werden und die Weiden betroffener Pferde sollte mindestens einen Monat nicht genutzt werden.

Prognose

Die Prognose dieser sehr gefürchteten Erkrankung ist dank moderner Medikamente und Behandlungsmethoden bei frühzeitigem Erkennen gut. Alle Pferde eines Stalles, die die Infektion durchlaufen haben, bilden einen lebenslangen Schutz gegen Druse aus. Bei einigen Pferden können sich die Streptokokken allerdings in den Luftsack, wo sie nicht durch Antibiotika erreichbar sind, zurückziehen. Diese Pferde werden damit zum Dauerausscheider, da sie über längere Zeit immer wieder geringe Erregermengen über die Atemwege abgeben. Für abwehrstarke Pferde stellen diese geringen Mengen keine Gefahr dar, aber schwache oder alte Pferde können durch diese Erreger eine Wiederholungsinfektion bekommen.

Prophylaxe

Zur Vermeidung der Verbreitung der Druse müssen infizierte Pferde streng von noch nicht erkrankten Tieren getrennt werden. Auch ein indirekter Kontakt über Menschen oder Gegenstände muss unterbunden werden. Eine vorbeugende Druse-Impfung der (noch) nicht erkrankten Pferde in einem betroffenen Stall ist ebenfalls möglich. Sie verhindert die Infektion nicht, kann jedoch die Krankheitserscheinungen verringern. Deine Tierarztpraxis kann dich im konkreten Fall dazu beraten. Über petsXL kannst du direkt einen Termin vereinbaren.

Eine generelle prophylaktische Impfung gegen Druse wird auf Grund des nur kurzzeitigen Impfschutzes und der möglichen Nebenwirkungen nicht empfohlen. Ein genereller Impfschutz gegen Influenza und Herpes bewirkt jedoch einen guten Gesundheitsstatus und kann das Risiko einer Druseinfektion senken.