Doping im Pferdesport

Wie in vielen anderen Sportarten spielt auch im Pferdesport das Thema Doping eine wichtige Rolle, wenn es um Wettkämpfe und Leistungsvergleiche geht. Anders als jedoch beispielsweise in der Leichtathletik ist es nicht der Mensch, der versucht seine eigene Leistung durch Einnahme bestimmter Substanzen zu steigern, sondern das Tier, dessen Leistung durch Verabreichung dieser Stoffe gesteigert werden soll. Seit der Olympischen Spiele 2004 in Athen ist das Thema Doping im Pferdesport aufgrund zahlreicher nachgewiesener Doping-Fälle auch öffentlich in den Fokus gerückt, was einen erheblichen Image-Schaden für den Pferdesport zur Folge hat.

INHALT
Grundsätze (gemäß FN) Was ist Doping und was verbotene Medikation? Gesetzliche Regelungen Wie wird kontrolliert? Mit welchen Sanktionen müssen die Reiter rechnen?
Grundsätze (gemäß FN)

  1. Das Wohl des Pferdes steht über allen anderen Ansprüchen und Interessen
  2. Ein Pferd darf erst am Wettkampf teilnehmen, wenn eine Krankheit vollständig auskuriert ist
  3. Das Pferd ist zum Zeitpunkt des Wettkampfs frei von verbotenen Substanzen
  4. Die verantwortliche Person ist immer der Reiter, Fahrer, Longenführer, Voltigierer, Besitzer und/oder Eigentümer

Was ist Doping und was verbotene Medikation?

Insbesondere im Pferdesport kann zwischen chemischem und physikalisch-technischem Doping unterschieden werden. Unter chemischem Doping versteht man die Verabreichung chemischer Substanzen mit dem Zweck, die Leistung des Pferdes zu steigern. Beim physikalisch-technischen Doping wird das Pferd durch Gewalteinwirkung zu höheren Leistungen gezwungen. Hierzu zählt das Barren, die Neurektomie, Eisbehandlungen sowie die Verwendung von Ultraschall und UV-Strahlen. Durch all diese Methoden werden die Tiere desensibilisiert, in ihrem Schmerzempfinden beeinflusst und körpereigene Schutzbarrieren ausgeschaltet.

Unter verbotener Medikation werden Substanzen verstanden, die im Training erlaubt, am Wettkampftag im Pferdekörper jedoch nicht mehr nachweisbar sein dürfen. Die sogenannte Karenzzeit beschreibt die Zeitspanne, die zwischen der Anwendung eines Medikaments oder einer Methode verstreichen muss, bis das Pferd auf dem Turnier eingesetzt werden darf.

Bei Hobbyreitern stellt zudem das unabsichtliche Doping ein großes Problem dar. Es handelt sich dabei um die Verabreichung bestimmter Zusatzfutter- oder Pflegemittel, die Substanzen enthalten, die unter die Doping-Bestimmungen fallen, dessen sich die Besitzer jedoch nicht bewusst sind. Auf vielen Produkten wird daher inzwischen bereist vermerkt, ob es während eines Wettkamps erlaubt ist (ADMR konform) oder nicht (nicht ADMR konform).Besitzer oder Halter von Turnierpferden sollten daher darauf achten, alle Behandlungen und Medikationen lückenlos zu dokumentieren. Dein Tierarzt berät dich im Einzelfall gerne im Hinblick auf erlaubte Medikation und eventuelle Karenzzeiten.

Gesetzliche Regelungen

Die 1999 gegründete World Anti-Doping Agency (WADA) hat sich die weltweite Koordination der Dopingbekämpfung im Leistungssport zum Ziel gesetzt und den World Anti-Doping Code (WADC) verfasst, der seit 2009 eine international verbindliche Basis gesetzlicher Anti-Doping Regelungen bildet.

Auch die FEI (Fédération Equestre Internationale), der internationale Dachverband des Reitsports, hat den WADC unterzeichnet und sich damit den dort festgehaltenen Bestimmungen verpflichtet. Das auf der Basis des WADC entstandene Regelwerk der FEI, die Equine Anti-Doping and Medication Control Rules (EADMC) definiert Häufigkeiten und Methoden der Dopingkontrolle sowie Listen verbotener Substanzen und Grenzwerte für unerlaubte Medikation.

In Anlehnung an die Bestimmungen der WADA hat die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) auf nationaler Ebene ein sportartenübergreifendes Anti-Doping-Regelwerk, den Nationalen Anti-Doping-Code (NADC) erstellt. Dieser NADC bildet die Grundlage für die Regelwerke aller Sportverbände in Deutschland.

Für den Pferdesport sind die Art der Verstöße, die Nachweis- und Untersuchungsverfahren sowie die entsprechenden Sanktionen durch die Anti-Doping- und Medikamentenkontroll-Regeln (ADMR) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) genau definiert. Die ADMR sind Bestandteil der Leistungsprüfungsordnung (LPO) und beruhen auf den Grundsätzen des Tierschutzgesetzes. Gleichzeitig dienen sie der Unfallverhütung und der Sicherheit des Reiters, da sich Verhalten und Reaktion des Pferdes unter dem Einfluss bestimmter Substanzen in einem nicht berechenbaren Maß ändern können.

Die FN informiert dazu auf ihrer Webseite ausführlich über alle Grundsätze, Regeln, Kontrollen und den sicheren Umgang mit Medikamenten im Training sowie die Behandlung des Pferdes im Krankheitsfall im Hinblick auf anstehende Wettkämpfe. Zusätzlich finden sich hier die aktuellen Listen verbotener Substanzen und Methoden sowie unerlaubter Medikation mit den entsprechenden Karenzzeiten.

Wie wird kontrolliert?

Auf allen Wettkämpfen, die nach den Bestimmungen der LPO oder der WBO ausgerichtet werden, dürfen jederzeit Medikationskontrollen durch die FN durchgeführt werden. Mit Hilfe von Urin- oder Blutproben kann nachgewiesen werden, ob das Tier zum Zeitpunkt der Probenentnahme unter dem Einfluss unerlaubter Medikation oder verbotener Subtanzen stand. Die genaue Durchführung und das Testverfahren sind durch die ADMR genau vorgeschrieben. Die Turnierveranstalter erhalten spezielle, standardisierte Test-Kits zur Durchführung der Tests.

Unterschieden werden obligatorische, zufällige und gezielte Tests. Obligatorische Tests werden beispielsweise bei internationalen Großveranstaltungen wie Championaten oder Olympischen Spielen durchgeführt, indem die Pferde getestet werden, die die ersten drei Plätze belegt haben. Auf nationaler Ebene werden die zu testenden Pferde nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Gezielte Kontrollen werden durchgeführt, wenn ein begründeter Verdacht des Dopings besteht.

Blutabnahme Pferd
Mit Hilfe von Blutproben kann ein Dopingfall bestätigt werden
Mit welchen Sanktionen müssen die Reiter rechnen?

Wird ein Pferd im Rahmen einer Medikationskontrolle positiv auf eine verbotene Substanz getestet, ist immer der Reiter, Fahrer, Longenführer oder der Besitzer verantwortlich. Je nach Art und Menge der nachgewiesenen Substanz werden unterschiedliche Sanktionen verhängt. Das Strafmaß hängt außerdem davon ab, ob das Medikament im Training oder während des Wettkampfs verabreicht wurde. Es können sowohl Pferd als auch Reiter für eine bestimmte Zeit gesperrt und Wettkampf-Ergebnisse im Nachhinein aberkannt werden. Auch jegliche Art der Weigerung, das Pferd der angeordneten Kontrolle zu unterziehen wird als Verstoß gegen das Anti-Doping Regelwerk geahndet.