Botulismus – keine Infektion, sondern eine Vergiftung

Unter Botulismus versteht man Erkrankungen, die durch Stoffwechselprodukte von Bakterien der Gattung Clostridium botulinum verursacht werden. Es handelt sich also streng genommen nicht um eine Infektion, sondern um eine Vergiftung, da nicht die Bakterien in den Organismus eindringen, sondern deren Toxin (= Giftstoff), welches zu den giftigsten biologischen Substanzen überhaupt gehört. Vielen von uns ist dieses Gift nur als „Botox“ aus der Schönheitschirurgie bekannt, wo es in niedrigster Dosierung zur Faltenglättung eingesetzt wird.

INHALT
Ursachen Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursachen

Der Erreger ist das Bakterium Clostridium botulinum, welches überall in der Umwelt verbreitet ist und auch in der Darmflora gesunder Tiere und Menschen vorkommt. Die Hauptübertragungsquelle für Rinder und Pferde, aber auch für Hunde und Katzen sind durch Tierkadaver (z.B. Vögel, Rehe) verunreinigte Futtermittel oder Gewässer, aus denen die Tiere trinken oder mit denen sie in Kontakt kommen. Der Erreger kann sich besonders gut in eiweißreicher Nahrung und unter Luftabschluss vermehren wie etwa in Konserven oder verpackten Wurstwaren. Dieser Umstand erklärt auch die Namensgebung, da „botulus“ im Lateinischen für Wurst steht.

Entstehung

Das Toxin wird durch die Clostridien außerhalb des Organismus gebildet und von den Tieren über die Nahrung aufgenommen. Da es sich nicht um eine Infektionskrankheit handelt, findet auch keine Übertragung von Tier zu Tier statt. Über den Magen-Darm-Trakt gelangt das Toxin in die Blutbahn, über die es sich im gesamten Körper verteilt. Hauptangriffspunkt des Gifts sind die Nervenzellen, die derart geschädigt werden, dass die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskulatur zum Erliegen kommt.

Symptome

Die ersten Symptome der Erkrankung treten einige Stunden bis Tage nach der Giftaufnahme auf. Im Vordergrund stehen Lähmungserscheinungen der Muskulatur, die meist in der hinteren Körperhälfte beginnen. Im weiteren Verlauf kommen Bewegungs- und Koordinationsstörungen sowie starkes Speicheln und Probleme bei der Nahrungsaufnahme hinzu. Charakteristisch ist dabei, dass kein Fieber auftritt und die Tiere bei vollem Bewusstsein bleiben, da das Gift nicht die Blut-Hirn-Schranke überwindet.

Der Schweregrad der Symptome hängt von der Menge des aufgenommenen Gifts ab. Solltest du den Verdacht haben, dass dein Hund verunreinigtes Wasser aufgenommen hat oder er bereits Lähmungserscheinungen zeigt, stell das Tier bitte schnellstmöglich beim Tierarzt vor. Je schneller die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Aussichten auf eine Heilung. Wird nicht sofort eingegriffen, kann es im schlimmsten Fall zur Lähmung der Atemmuskulatur und damit zu einem qualvollen Erstickungstod kommen.

Diagnose

Bei Verdacht auf Botulismus ist ein detaillierter Vorbericht für deinen Tierarzt von äußerster Wichtigkeit. Insbesondere Hinweise auf den eventuellen Verzehr von Konserven, Wurstwaren, Tierkadavern oder das Trinken aus verunreinigten Gewässern können dem Tierarzt bereits Aufschluss über eine mögliche Krankheitsentstehung geben.

Dein Tierarzt wird anhand seiner Untersuchung, der festgestellten charakteristischen Symptome in Kombination mit Ihrem Vorbericht bereits eine erste klinische Diagnose stellen können. Um die Diagnose definitiv zu bestätigen, muss das Toxin in Körperflüssigkeiten oder Organproben nachgewiesen werden, was jedoch aufgrund der Testmethode nur Speziallaboren vorenthalten ist. Ein Bakterien-Nachweis gilt aufgrund der überall verbreiteten Erreger als nicht zulässig.

Behandlung

Es existiert keine spezifische Therapie gegen Botulismus. Ziel der Behandlung muss immer sein, möglichst viel des noch im Verdauungstrakt befindlichen Giftes zu entfernen. Hierfür werden Abführmittel und Einläufe verabreicht. Durch die Gabe von Gegengiften kann das frei im Blut zirkulierende Gift inaktiviert werden. Je schneller hier eingegriffen wird, desto besser ist die Aussicht auf eine Heilung, da das bereits an Nervenzellen gebundene Gift nicht mehr inaktiviert werden kann. Sind die Lähmungserscheinungen bereits weit fortgeschritten, kann nur noch symptomatisch behandelt werden. Kreislauf und Atmung müssen stabilisiert und ein eventueller Flüssigkeitsmangel muss ausgeglichen werden.

Prognose

Die Prognose ist stark abhängig von der Menge des aufgenommenen Gifts und dem Beginn der Behandlung. Bei frühzeitigem Eingreifen und geringer Giftmenge bestehen relativ günstige Aussichten auf eine komplette Heilung, wobei es zum Teil Monate dauern kann, bis die Lähmungserscheinungen verschwunden sind. Wird mit der Behandlung erst im fortgeschrittenen Stadium der Vergiftung begonnen, besteht meist kaum noch Hoffnung für den Patienten, da das Gift bereits Atem- und Herzmuskulatur befallen hat und somit zum Tod führt.

Prophylaxe

Um Botulismus sicher vorzubeugen, ist die hygienische Fütterung das oberste Gebot. Bei Rindern und Pferden ist darauf zu achten, dass Futterlagerstellen, Stall, Weide und Tränken dauerhaft frei von Tierkadavern sind und Mäuse und Ratten fachgerecht bekämpft werden.

Die beste Maßnahme, um deinen Hund vor einer Botulismus-Vergiftung aus der Umwelt zu schützen, ist die Erziehung. Hat der Hund gelernt, nicht aus Pfützen oder stehenden Gewässern zu trinken und draußen nichts Herumliegendes zu fressen, hat man die Gefahr der Giftaufnahme bereits deutlich reduziert.

Da viele Hunde und Katzen inzwischen mit rohem Fleisch gefüttert werden, ist hier besonders auf das richtige Handling beim Auftauen des Fleisches zu achten. Vakuumverpacktes, tiefgefrorenes Fleisch sollte langsam im Kühlschrank auftauen und nicht bei Zimmertemperatur oder gar in warmem Wasser, wo sich die Bakterien stark vermehren und Toxine bilden können.