Schilddrüsenüberfunktion - wenn der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft

Während beim Hund fast ausschließlich die Unterfunktion der Schilddrüse auftritt, kommt es bei der Katze häufig zu einer Schilddrüsenüberfunktion (=Hyperthyreose). Es handelt sich dabei um die häufigste hormonelle Störung bei älteren Katzen, die sich häufig als erstes durch eine Abmagerung bei gleichbleibender Futteraufnahme zeigt.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache und Entstehung

In der Mehrzahl der Fälle sind gutartige Vergrößerungen des Schilddrüsengewebes der Auslöser für die hormonellen Entgleisungen, nur in sehr seltenen Fällen stecken bösartige Tumore dahinter. Aufgrund der Zellvermehrung kommt es zu einer exzessiven Ausschüttung bestimmter Schilddrüsenhormone. Da diese Hormone viele verschiedene Aufgaben im Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel, aber auch im Nervensystem übernehmen, können die Auswirkungen sehr vielschichtig sein.

Die genaue Ursache der Tumorentstehung ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet werden erbliche als auch umweltbedingte Faktoren. Laut wissenschaftlicher Studien gelten die ausschließliche Fütterung von Nassfutter und die reine Wohnungshaltung als Risikofaktoren für die Entstehung einer Schilddrüsenüberfunktion.

Symptome

In Abhängigkeit vom Grad der Überfunktion können sehr unterschiedliche Symptome auftreten, die jedoch größtenteils auf gesteigerte Stoffwechselprozesse zurückzuführen sind. Ein sehr charakteristisches Merkmal ist die Abmagerung trotz guter Futteraufnahme. Betroffen Katzen fressen sogar oft mehr als gewöhnlich. Bei der Hälfte der erkrankten Katzen kann die ansonsten nicht fühlbare, vergrößerte Schilddrüse ertastet werden. Weitere Symptome sind Hyperaktivität, Herzrasen, vermehrtes Trinken und Wasserlassen, stumpfes Fell und gelegentlich auch Durchfall und Erbrechen. Auch Verhaltensänderungen wie Ängstlichkeit, Angespanntheit oder auch gesteigerte Aggressivität können beobachtet werden.

Diagnose

In einigen Fällen wird die Schilddrüsenüberfunktion während einer Routine-Blutuntersuchung entdeckt. Wird der Verdacht jedoch erst nach Auftreten bestimmter Symptome geäußert, muss der Tierarzt sehr genau vorgehen, da bei älteren Katzen viele weitere Krankheiten mit einem ähnlichen Krankheitsbild in Betracht gezogen werden müssen. Neben einer eingehenden klinischen Untersuchung kann die endgültige Diagnose daher nur mit Hilfe der Hormonbestimmung oder der Szintigrafie (=siehe entsprechender Artikel) gestellt werden. Zur Hormonbestimmung können verschiedene Tests oder der direkte Nachweis aus dem Blut herangezogen werden, wobei darauf zu achten ist, dass der Hormongehalt tageszeitlichen Schwankungen unterliegt. Die Blutuntersuchung liefert neben dem Hormonstatus weitere wertvolle Informationen über die gesamte Stoffwechsellage. Dein Tierarzt wird dir im Einzelfall das genaue Vorgehen detailliert erläutern.

Schilddrüdengewebe
Mikroskopische Aufnahme vom Schilddrüsengewebe einer Katze
Behandlung

Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Möglichkeiten eine Schilddrüsenüberfunktion bei der Katze zu behandeln. Zum einen können Medikamente zum Einsatz kommen, die die Schilddrüsenfunktion und damit die Hormonausschüttung hemmen. Die Behandlung ist einfach durchführbar, allerdings bleibt das krankhaft veränderte Schilddrüsengewebe bestehen und bei ungefähr einem Viertel aller behandelten Katzen kommt es zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen wie Erbrechen, Lethargie (=Teilnahmslosigkeit), Leberschäden oder Blutbildveränderungen.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die chirurgische Entfernung des erkrankten Schilddrüsengewebes. Das veränderte Gewebe lässt sich so vollständig entfernen und die Hormonausschüttung wieder normalisieren. Eine Operation birgt jedoch immer auch Risiken. Werden große Teile oder die komplette Schilddrüse entfernt, besteht die Gefahr von Blutungen und Nervenverletzungen. Katzen mit hochgradiger Schilddrüsenüberfunktion haben aufgrund der sekundären Herzproblematik ein erhöhtes Narkoserisiko, weswegen im Vorfeld der Operation oft eine medikamentöse Behandlung durchgeführt wird.

Zu guter Letzt kann das Schilddrüsengewebe auch mit radioaktivem Jod behandelt werden. Dieses Jod reichert sich besonders im Schilddrüsengewebe an und führt durch die radioaktive Strahlung zu einer dosierten Zerstörung des umliegenden Drüsengewebes, womit die Überproduktion der Hormone verringert wird. Diese Behandlungsmethode ist sehr gut verträglich und erfolgversprechend, wegen der technischen Voraussetzungen und gesetzlichen Vorschriften zum Strahlenschutz jedoch zurzeit nur an zwei tiermedizinischen Einrichtungen in ganz Deutschland durchführbar und zudem auch sehr aufwendig und kostspielig.

Prognose

Die tumoröse Entartung des Schilddrüsengewebes ist nicht mehr rückgängig zu machen. Die Aussichten auf den Behandlungserfolg sind stark abhängig vom Alter der Katze, von Stadium und Ausmaß der Schilddrüsenüberfunktion und den jeweiligen Begleiterkrankungen. Mit Radiojod behandelte Katzen haben eine deutlich bessere Prognose und längere Überlebenszeit als medikamentös behandelte Katzen.

Prophylaxe

Da die genauen Ursachen der Tumorentstehung in der Schilddrüse nach wie vor nicht abschließend geklärt sind, ist eine sichere Vorsorge dieser Erkrankung nicht möglich. Mit dem Ausschluss oder der Verringerung bestimmter begünstigender Faktoren kannst du als Besitzer jedoch das Erkrankungsrisiko bereits deutlich reduzieren. Da vorrangig ältere Katzen betroffen sind, wird empfohlen bei Katzen ab einem Alter von acht Jahren in regelmäßigen Abständen Blutuntersuchungen durchführen zu lassen. So können etwaige Veränderungen bereits frühzeitig erkannt und behandelt werden.