Pyodermie – wie entsteht eine bakterielle Hauterkrankung?

Hauterkrankungen gehören neben den Magen-Darm-Erkrankungen zu den häufigsten Vorstellungsgründen in der Tierarztpraxis. Als Pyodermien werden eitrige Infektionen der Haut bezeichnet, die durch unterschiedliche Bakterien ausgelöst werden. Bei einem gesunden Tier bietet die Haut durch verschiedene Abwehrmechanismen einen guten Schutz vor Infektionen. Es besteht ein Gleichgewicht aus der normale Mikroflora von Bakterien, Hefen und Parasiten auf der Einen und der Neubildung und dem Abbau von Hautzellen mit deren Abbauprodukten auf der anderen Seite. Die Mikroflora ernährt sich von den Abbauprodukten der Haut und verhindert gleichzeitig die Besiedlung mit infektiösen Keimen.

INHALT
Ursachen, Einteilung und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursachen, Einteilung und Entstehung

Durch unterschiedliche Faktoren kann es nun zu einer Störung dieses Gleichgewichts und somit zur Verringerung der Barrierefunktion der Haut und zur Schwächung des Immunsystems kommen, so dass sich krankmachende Bakterien vermehren und oberflächliche und tiefere Schichten der Haut infizieren können. Es entsteht eine Entzündung. Am weitaus häufigsten sind Infektion mit Staphylokokken zu finden, aber auch andere Erreger können Pyodermien hervorrufen. Eine Ansteckung von Tier zu Tier findet nicht statt.

Folgende Faktoren können die Entstehung einer Pyodermie begünstigen:

  • Hautfalten, dünne Hornschichten oder ein erhöhter Feuchtigkeitsverlust der Haut
  • Hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit
  • Parasitäre Grunderkrankungen (Räude, Demodikose und andere)
  • Allergische Erkrankungen (Flohbissallergie, Futtermittelallergie, Atopie und andere)
  • Verletzungen

Es werden primäre und sekundäre Pyodermien unterschieden. Während es sich bei einer primären Pyodermie um eine Infektion der Haut ohne prädisponierende Krankheit handelt und meist nur ein Keim beteiligt ist, werden die weitaus häufiger vorkommenden sekundären Pyodermien durch die Infektion einer vorgeschädigten oder kranken Haut mit meist mehreren Keimen hervorgerufen.

Hinsichtlich der betroffenen Hautschichten kann weiterhin in oberflächliche und tiefe Pyodermien unterteilt werden. Oberflächliche Pyodermien betreffen ausschließlich die obere Hautschicht und beeinträchtigen nicht den Allgemeinzustand des Tieres. Sie heilen meist innerhalb kurzer Zeit komplikationslos ab. Zu den oberflächlichen Pyodermien gehören beispielsweise der bei lang- oder dicht behaarten Hunden häufig auftretende „Hot Spot“ (= plötzlich auftretende, runde, eitrige nässende, hochrote und schmerzhafte Hautstellen) oder die Welpenpyodermie (= Pusteln und Hautirritationen an haarlosen Körperregionen).

Schema gesunde Haut
1 Oberhaut | 2 Basalmembran | 3 Lederhaut | 4 Unterhaut | 5 Haarschaft | 6 Haarbalg | 7 Talgdrüse | 8 Haarmuskel | 9 Haarwurzel | 10 Haarpapille | 11 Blutgefäße (blau/rot)
Symptome

Klassische Symptome einer Pyodermie sind Rötungen, Pusteln (= eitergefüllte Blasen), Papeln (= runde, gerötete Erhebungen ohne Füllung), Schuppen- und Krustenbildung, Hautverfärbung und Juckreiz. Diese Hautveränderungen können an allen Körperregionen vorkommen, sie treten jedoch gehäuft an weniger behaarten Stellen, wie Achsel oder Schenkelinnenseite auf.

Bei starkem Juckreiz kommt es zu vermehrtem Kratzen und Scheuern, wodurch sich eine oberflächliche schnell in eine tiefe Pyodermie verwandeln kann. Alle bakteriellen Hauterkrankungen sollten daher immer ernst genommen, tierärztlich untersucht und konsequent behandelt werden.

Schema Pyodermie Hund
1 Hautrötung | 2 Hautverfärbung | 3 Hot Spots
Diagnose

Da es sich bei den meisten Pyodermien um sekundäre Erkrankungen handelt, besteht die erste Aufgabe des Tierarztes darin, die zu Grunde liegende Erkrankung abzuklären. Dabei sind ein detaillierter Vorbericht und eine eingehende klinische Untersuchung das A und O für den Tierarzt. Wird diese Erkrankung vom Tierarzt erkannt und behandelt, kann meist auch die Hautinfektion erfolgreich eingedämmt werden.

Anhand der klinischen Untersuchung werden vom Tierarzt erste Befunde erhoben, die mit Hilfe einer Zytologie (= Zelluntersuchung) bestätigt werden können. Dafür werden im Bereich der Hautveränderung auf unterschiedliche Weise Zellen abgenommen, angefärbt und mikroskopisch untersucht. Somit kann bereits beim ersten Besuch in der Tierarztpraxis eine Aussage über den Status der Entzündung, die beteiligten Bakterien und die Reaktion des Immunsystems getroffen werden. Die zytologische Untersuchung dauert nicht lange, ist nicht schmerzhaft für dein Tier und kann daher auch zur weiteren Therapiekontrolle durchgeführt werden.

Behandlung

Je nach Ausmaß der Erkrankung und Hautschädigung werden lokale, antibakteriell wirksame Waschungen angewandt oder diese zusammen mit einer hautspezifischen antibiotischen Therapie eingesetzt. Bitte halte dich besonders im Hinblick auf die Dauer der Therapie an die Behandlungsempfehlung deines Tierarztes, da die Regeneration der Haut nur langsam erfolgt und ein zu frühes Absetzen der Medikamente zu einem Wiederaufflammen der Entzündung führen kann. Auch wenn die sichtbaren Hautveränderung bereits verschwunden sind, dauert die Heilung der unsichtbaren tiefen Schäden weiter an. Die Behandlung kann sich in schweren Fällen über einen Zeitraum von bis zu acht Wochen erstrecken.

Wurden auslösende Faktoren oder zu Grunde liegende Erkrankung festgestellt, müssen diese natürlich zeitgleich mit der eigentlichen Behandlung der Hautinfektion abgestellt und behandelt werden. In vielen Fällen ist die Grunderkrankung jedoch erst nach Abklingen der Hautinfektion sicher zu diagnostizieren.

Um Verlauf und Erfolg der Therapie beurteilen zu können, sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt durchgeführt werden.

Prognose

In Abhängigkeit von Art und Ausmaß der Erkrankung bestehen günstige Aussichten auf Heilung. Die konsequente und korrekte Mitarbeit des Tierbesitzers trägt einen elementaren Teil zu einer guten Prognose bei. Im Fall von tiefen Pyodermie können nach der Ausheilung Narben in der Haut zurückbleiben. Ist die Behandlung einer zu Grunde liegenden Krankheit nicht möglich oder erfolgreich, verschlechtert sich die Prognose.

Prophylaxe

Hautinfektionen lassen sich bei unseren Haustieren nicht komplett verhindern. Mit einer besonders guten Fellpflege, artgerechter Haltung und entsprechender Hygiene besonders bei langhaarigen Hunden kann man das Risiko einer bakteriellen Hautinfektion jedoch schon deutlich reduzieren. Dazu gehören die kontinuierliche Kontrolle von Haut und Fell durch den Tierbesitzer und regelmäßige Gesundheits-Checks beim Tierarzt. Auch eine geeignete Parasitenprophylaxe beugt der Entstehung von Pyodermien vor.