Otitis – wie erkenne ich eine Ohrenentzündung bei meinem Hund?

Die Ohrenentzündung des Hundes ist einer der häufigsten Vorstellungsgründe in der Tierarztpraxis. Oft wird die Erkrankung jedoch zu spät erkannt und nicht konsequent behandelt. Der anatomische Aufbau des Gehörgangs beim Hund und dessen Länge begünstigen das Auftreten von Entzündungen. Aufgrund verschiedener Faktoren sind einige Hunderassen noch anfälliger für Entzündungen im Bereich der Ohren. Die Außenohrentzündung, auch Ohrenzwang genannt, tritt am häufigsten auf. Mittel- und Innenohrentzündungen kommen seltener vor. Diese können sich aber, sofern sie nicht frühzeitig erkannt werden, zu behandlungsintensiven, chronischen Erkrankungen entwickeln.

INHALT
Ursachen Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursachen

Die Gründe für Ohrenentzündungen beim Hund sind vielfältig. Man unterscheidet primär verursachende, veranlagungsbedingt prädisponierende und unterhaltende Faktoren.

Folgende primär verursachende Faktoren können für die Entstehung einer Ohrentzündung verantwortlich sein:

  • Fremdkörper (Schmutz, Grannen, Sand, Medikamentenreste)
  • Ohrmilben
  • Tumoren
  • Verletzungen des Gehörganges (beispielsweise durch Bissverletzung)
  • Allergien
  • Autoimmunerkrankungen
  • Virale oder bakterielle Infektionen

Bei bestimmten Hunderassen treten Ohrentzündungen aufgrund einer speziellen Veranlagungen besonders häufig auf. Auch mangelnde oder falsche Pflege durch Hundehalter:innen kann die Entstehung von Ohrenentzündungen begünstigen. Diese Faktoren fördern eine Entzündung, können diese alleine aber nicht auslösen.

Zu diesen veranlagungsbedingt prädisponierenden Faktoren gehören:

  • Enge Gehörgänge (Englische Bulldogge, Shar Pei)
  • Starke Talgbildung (Cocker Spaniel)
  • Stark behaarte Gehörgänge (Pudel, Bologneser, Airedale Terrier, Schnauzer)
  • Schwere, hängende Ohren (Basset, Bloodhound, Cocker Spaniel)
  • Unsachgemäße Reinigung oder Haarentfernung

Wird die Ohrenentzündung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, besteht die Gefahr einer Sekundärinfektion, die eine schnelle Abheilung verhindert.

Zu diesen die Krankheit unterhaltenden Faktoren zählen:

  • Bakterien
  • Hefepilze

Symptome

Die ersten sichtbaren Anzeichen einer Ohrenentzündung sind meist Juckreiz und vermehrtes Kopfschütteln. Betroffene Hunde kratzen sich am erkrankten Ohr oder versuchen sich mit dem Ohr an Möbeln oder Gegenständen zu scheuern. Auch eine plötzliche Schiefhaltung des Kopfes in Verbindung mit starkem Juckreiz kann ein Hinweis auf eine Ohrenentzündung sein. Vor allem Mittelohrentzündungen können sehr schmerzhaft sein und dazu führen, dass dein Hund das Fressen verweigert, um dem Schmerz während der Kaubewegung zu entgehen. Eine Entzündung des äußeren Ohres ist für dich als Besitzer:in unter anderem durch die Rötung und Verdickung der Haut im Inneren der Ohrmuschel und einen eventuellen, meist sehr intensiv riechenden Ausfluss zu erkennen.

Bei langanhaltenden bis chronischen Ohrentzündungen können betroffene Hunde durch die ständigen Schmerzen kopfscheu werden und teilweise aggressives Verhalten zeigen.

Schema Ohrenentzündung Hund
1 Ohrmuschel | 2 Absteigender Teil des äußeren Gehörgangs (gerötet) | 3 Ohrmuschelknorpel | 4 Entzündliches Sekret | 5 Horizontaler Teil des äußeren Gehörgangs (stark gerötet und geschwollen) | 6 Trommelfell | 7 Hammer | 8 Amboss | 9 Steigbügel | 10 Hörorgan | 11 Hörtrompete | 12 Paukenhöhle
Diagnose

Beim Auftreten der oben beschriebenen Symptome oder dem Verdacht einer Ohrentzündung solltest du immer deine/n Tierärzt:in aufsuchen. Für diese/n ist dein exakter Vorbericht von besonderem Interesse, da sich so leicht Rückschlüsse auf eventuelle ursächliche Faktoren ziehen lassen.

Nach einer allgemeinen tierärztlichen Untersuchung folgt eine spezielle Hautuntersuchung, um nach einer mögliche Grunderkrankung zu suchen. Im Fall einer Allergie finden sich häufig entzündliche Veränderungen im Bereich von Kopf, Achseln, Bauch und Zwischenzehenspalt.

Im Rahmen einer speziellen Ohrenuntersuchung werden die Gehörgänge beider Ohren mit Hilfe eines Ohrenspiegels (=Otoskop, Videootoskop) genau untersucht. Dabei können auch Tupferproben entnommen werden, die daraufhin im Labor mikroskopisch untersucht werden. Auch die Art und Menge des vorhandenen Ausflusses kann deinem/deiner Tierärzt:in bereits Hinweise auf bestimmte Erreger geben.

Es können weitere Laboruntersuchungen notwendig sein, um einen oder mehrere Erreger nachzuweisen.

Oskar mit entzündeten Ohren
Behandlung

Dein/e Tierärzt:in reinigt das erkrankte Ohr allererstes und spült es eventuell. Anhand der Diagnose und Laboruntersuchungen wird er/sie daraufhin ein geeignetes Präparat zur lokalen Behandlung des Ohres auswählen. Es ist wichtig, den von deinem/deiner Tierärzt:in verordneten Behandlungszeitraum akkurat einzuhalten. Ein zu frühes Absetzen der Medikamente kann dazu führen, dass die Entzündung wieder aufflammt oder sogar in ein chronisches Stadium übergeht. Sprich mit deinem/deiner Tierärzt:in über eine geeignete Therapie.

Prognose

Die Heilungsaussichten richten sich immer nach der Art und Schwere der Grunderkrankung und der Dauer der Ohrentzündung. Wird rechtzeitig mit einer entsprechenden Behandlung begonnen, bestehen gute Aussichten auf eine komplette Genesung. Sind jedoch bereits Komplikationen wie etwa der Verlust des Hörvermögens oder eine Hirnhautentzündung aufgetreten, ist die Prognose weitaus vorsichtiger zu stellen.

Prophylaxe

Einen vollständigen Schutz vor Ohrenentzündungen gibt es allein schon wegen der unzähligen Faktoren nicht. Du als Hundehalter:in kannst jedoch viel zur Gesunderhaltung der Ohren deines Hundes beitragen und so das Risiko einer Entzündung zumindest reduzieren.

Kontrolliere die Ohren deines Hundes regelmäßig auf Rötungen oder Hautverdickungen. Geht dein Hund oft baden, trockne ihm die Ohren danach jeweils gründlich ab. Reinige die Ohren deines Hundes jedoch immer nur äußerlich mit einem Papiertaschentuch. Führe auf keinen Fall Wattestäbchen in den Gehörgang deines Hundes ein.

Solltest du unsicher sein oder den Verdacht haben, dass etwas mit den Ohren deines Hundes nicht stimmt, suche bitte umgehend deine Tierarztpraxis auf. Unbehandelte oder falsch behandelte Ohrenentzündungen können zu schwerwiegenden Komplikationen wie Taubheit oder Hirnhautentzündung führen.