Lyme-Borreliose - gefährlich für Pferde?

Die Borreliose ist eine weltweit verbreitete, durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, die sowohl den Menschen als auch Tiere, den Hund, aber auch das Pferd befallen kann. Auch wenn die Erkrankung beim Pferd sehr selten vorkommt, sollte bei lange bestehenden Lahmheiten, Genickschmerzen oder Koordinationsstörungen mit unklarer Ursache immer auch an eine Borreliose gedacht werden.

INHALT
Erreger und Übertragung Symptome Diagnose Behandlung Prophylaxe Das richtige Entfernen von Zecken
Erreger und Übertragung

Die Erreger der Borreliose sind Bakterien der Gattung Borrelia, von denen es verschiedene Stämme gibt. Borrelien können in der Umwelt kaum überleben und benötigen daher immer einen Wirtsorganismus wie etwa die Zecke, bestimmte Kleinnager oder eben auch den Menschen oder unsere Haustiere.

In Deutschland sind je nach geografischer Lage bis zu 40% aller Zecken mit Borrelien infiziert. Durch Zeckenstiche werden sie auf Pferd oder Hund übertragen, wobei die Übertragung wie beim Menschen erst 24 Stunden nach dem Stich der Zecke erfolgt. Nach der Infektion breitet sich der Erreger im Organismus aus und verändert bereits kurze Zeit später seine Oberflächenstruktur, um sich vor den Abwehrzellen des Tieres zu schützen und sich weiter vermehren zu können.

Symptome

Da die beim Menschen beschriebene Wanderröte um den Zeckenstich beim Pferd aufgrund des Fells in den seltensten Fällen entdeckt wird, werden klinische Anzeichen meist erst im bereits chronischen Stadium der Erkrankung festgestellt. In der Literatur wird ein Krankheitsbild der Borreliose beschrieben, welches ausschließlich auf Fallbeispielen aus unterschiedlichen Ländern zurückzuführen ist, eine gemeinsame Nachweismethode fehlt jedoch.

Beschrieben werden sehr unterschiedliche und eher unspezifische Symptome. Erkrankte Tiere können chronische Abmagerung, wechselnde und wiederkehrende Lahmheiten, Hufrehe, Gelenkschwellungen, Muskelverspannungen, Haut- und Augenveränderungen sowie Verhaltensänderungen zeigen. Bereits kurze Zeit nach der Übertragung können die Erreger das zentrale und periphere Nervensystem infizieren, wodurch es zu schwerwiegenden Nervenausfällen kommen kann. Die Folgen sind Muskelschwund, Koordinationsstörungen und Genickschmerzen.

Diagnose

Für den/die Tierärzt:in ist die Diagnose der Borreliose oft sehr schwierig. Ein ausführlicher Vorbericht der Besitzer:innen, das Wissen über einen eventuellen Zeckenbefall und die geografische Lage sind bereits wichtige Hinweise und können im Zusammenhang mit den klinischen Symptomen bereits zu einer ersten Verdachtsdiagnose führen. Weiterhin müssen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, wie beispielsweise das Equine Cushing Syndrom (siehe entsprechender Artikel) ausgeschlossen werden.

Eine weiterführende Blutuntersuchung ist schon alleine deswegen sinnvoll, um andere Erkrankungen sicher auszuschließen. Ein einfacher Borrelien-Antikörper-Nachweis im Blut kann jedoch nicht als Beweis für eine akute Erkrankung herangezogen werden. Er sagt lediglich aus, dass das Pferd mit dem Erreger Kontakt hatte und das Immunsystem sich mit ihm auseinandergesetzt hat. Mit einem zweiten, speziellen Test kann bestimmt werden, gegen welche speziellen Antigene (=Fremdstoffe) die nachgewiesenen Antikörper sich richten. Das Durchführen beider Tests hintereinander wird als Zweistufentest bezeichnet und liefert nach bisherigem Wissenstand die aussagekräftigsten Ergebnisse.

Aussagekräftig sind nur spezifische Antikörper-Testverfahren, die genau die Antikörper nachweisen, die für eine chronische Infektion sprechen und zusätzlich eine Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Tieren erlauben. Der/die Tierärzt:in kann diesen Nachweis in der Praxis mit Hilfe eines Schnelltests durchführen, allerdings sind diese Antikörper erst fünf bis acht Wochen nach der Infektion messbar, bleiben bei einem infizierten Pferd jedoch konstant hoch. Auch das Ansprechen auf eine antibiotische Therapie kann die Diagnose weiter untermauern.

Pferdeohr  mit Zecke
Pferdeohr mit Zecke
Behandlung

Nur bei sicherer Diagnosestellung soll bei Pferden eine antibiotische Therapie durchgeführt werden. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Da die Borreliose beim Pferd jedoch meist erst in der Spätphase erkannt wird, kann die Behandlung sehr langwierig sein und viel Konsequenz von Seiten der Tierbesitzer:innen erfordern.

Um alle Formen des Erregers zu erreichen, muss über einen sehr langen Zeitraum mit einem speziellen, hochdosierten Antibiotikum behandelt werden. Aufgrund der Fähigkeit des Erregers sich dem Immunsystem des Tieres zu entziehen, kann er nicht vollständig eliminiert werden und Verschlechterungen oder Rückfälle sind daher trotz Behandlung nicht auszuschließen. Durch das Abtöten der Erreger kann es zur Freisetzung von Giftstoffen kommen, die dafür sorgen können, dass sich die Krankheitssymptome zu Beginn der Behandlung verschlimmern.

Prophylaxe

Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen sind das tägliche Putzen und Absuchen des Pferdes nach eventuellen Zecken und das Entfernen derselben. Auch eine regelmäßige Pflege der Weideflächen kann das Infektionsrisiko reduzieren. Zusätzlich können unterschiedliche Präparate zur Zeckenabwehr am Pferd angewendet werden. Zur Wahl des geeigneten Produkts berät dich deine Tierarztpraxis gerne.

In Risiko-Gebieten kann ein Hunde-Impfstoff gegen Lyme-Borreliose beim Pferd angewandt werden. Auch hierzu berät dich deine Tierarztpraxis.

Das richtige Entfernen von Zecken

Um die Zecke korrekt und vollständig zu entfernen, verwende immer eine Zeckenzange oder Zeckenkarte. Greife damit die Zecke so nah wie möglich an der Haut deines Pferdes. Ziehe die Zecke langsam heraus, ohne sie zu drehen oder zu quetschen. Wird die Zecke gequetscht oder gerät durch zu lange Manipulation in Stress, gibt sie vermehrt Speichel und damit Erreger ab. Bleiben beim Entfernen Mundwerkzeuge oder der Kopf der Zecke stecken, kann dies zu Entzündungen oder allergischen Reaktionen führen.

Desinfiziere danach die Einstichstelle sowie deine Hände gründlich. Entsorge die Zecke, indem du sie verbrennst oder in Küchenpapier wickelst und zerdrückst. Alternativ kannst du sie auch einfach zwischen zwei Klebestreifen fixieren. Entsorge sie danach über den Hausmüll. Wenn du wissen möchtest, ob die Zecke mit Borrelien oder anderen Erreger befallen ist, sende sie lebend in einem gut verschlossenen Kunststoffbeutel per Post an ein Spezial-Labor.

Beobachte dein Pferd in den nächsten Wochen auf Anzeichen wie Fieber, Müdigkeit oder Lahmheiten. Suche bei Verdacht auf eine Infektion umgehend deine Tierarztpraxis auf.