Hufgeschwür - das Geschwür, das keines ist

Für Besitzer und Reiter oft ein dramatischer Anblick: von einem Tag auf den anderen zeigt dein Pferd plötzlich eine hochgradige Lahmheit. Die betroffene Gliedmaße wird vermehrt geschont oder gar nicht mehr richtig aufgesetzt. Gelegentlich, jedoch nicht immer, fühlt sich der betroffene Huf wärmer an als die anderen Hufe. Es ist offensichtlich, dein Pferd hat starke Schmerzen und du vermutest das Schlimmste. Nicht selten handelt es sich dabei aber lediglich um ein Hufgeschwür. Der umgangssprachliche Begriff Hufgeschwür ist jedoch irreführend, da es sich nicht um ein Geschwür oder eine Gewebewucherung handelt, sondern um eine eitrige Entzündung in Form eines Abszesses. Rufe in einem solchen Fall bitte umgehend einen Tierarzt, der dein Tier untersucht, einen Verdacht gegebenenfalls bestätigen und sofort behandeln kann.

INHALT
Auslöser und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Vorsorge
Auslöser und Entstehung

Ein Hufabszess entsteht infolge einer eitrigen Wundinfektion der Huflederhaut durch Bakterien. Verschiedene Faktoren können für das Eindringen der Bakterien verantwortlich sein. Ein eingetretener Fremdkörper, ein Tritt gegen die Boxenwand, ein fehlerhafter Hufbeschlag oder auch eine fehlerhafte Belastung, die zu Quetschungen der Lederhaut führt, können Auslöser eines Hufabszesses sein. In der Hornschicht entstehen kleine Risse, durch die die Bakterien in die Lederhaut eindringen und dort eine Entzündung hervorrufen können.

Bedingt durch den Aufbau des Hufes, insbesondere die die Lederhaut umschließende Hornkapsel, kann entstehendes eitriges Wundsekret nicht abfließen und sammelt sich zwischen Lederhaut und Hornkapsel. Bei größeren Mengen an Eiter entsteht ein hoher Druck im Huf, der für das Pferd extrem schmerzhaft ist. Die Flüssigkeit kann sich durch den Druck im Huf ausbreiten und an Stellen geringerer Horndichte, wie etwa dem Kronsaum, dem Ballen oder der weißen Linie nach außen durchbrechen und sich entleeren. In den meisten Fällen muss diese Öffnung jedoch erst durch den Tierarzt geschaffen werden. Sobald der Druck durch den Austritt der Flüssigkeit nachlässt, ist eine deutliche Besserung der Lahmheit zu erkennen. Kommt es jedoch nicht zum Durchbruch kann ein unbehandelter Hufabszess den gesamten Huf aushöhlen und in seltenen Fällen auch dazu führen, dass die Hornkapsel sich von der Huflederhaut ablöst und es zum sogenannten "Ausschuhen" kommt.

Symptome

In der Anfangsphase der Erkrankung sind meist noch keine äußerlichen Anzeichen erkennbar. Je nach Ausprägung des Hufabszesses ist ab einem bestimmten Zeitpunkt eine mehr oder weniger starke Lahmheit zu beobachten. Zum Teil wird der Huf nur noch an der Hufspitze aufgesetzt oder zunehmend geschont. Der Huf kann warm sein, in einigen Fällen können Schwellungen am Kronsaum zu sehen sein. Die Entzündung im Huf kann jedoch auch dazu führen, dass die Schwellung das gesamte Bein hochzieht. Die durch die Entzündung hervorgerufene verstärkte Durchblutung kann als Pulsation an der Mittelfußarterie (fühlbar hinten, seitlich am Fesselgelenk) gespürt werden. In sehr seltenen Fällen ist auch das Allgemeinbefinden der Tiere gestört.

Diagnose

Wenn du den Verdacht hast, dass dein Pferd an einem Hufabszess leidet, solltest du umgehend deinen Tierarzt rufen. Der Tierarzt wird eine umfassende Lahmheitsuntersuchung vornehmen, um sicher zu gehen, dass Erkrankungen des Hufes mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden können. Ein eventuell vorhandenes Hufeisen wird der Tierarzt entfernen, um Zugang zum gesamten Huf zu erhalten. Mit Hilfe der Hufuntersuchungszange kann er dann die erkrankte Region an der Hufsohle genauer lokalisieren. Verdächtige Stellen im Bereich der weißen Linie werden vom Tierarzt vorsichtig nachgeschnitten, bis sich gräulich schwarzer Eiter entleert. Die Auflösung schon verhornter Bereiche führt zur schwarzen Farbe des Eiters. Fließt dickflüssiger, gelber Eiter ab, kann man davon ausgehen, dass schon tiefere Schichten der Lederhaut angegriffen sind. Komplikationen einer tiefen Huflederhautentzündung können Einbrüche in das Hufgelenk oder den Hufrollenschleimbeutel sein.

Sind nur rote Blutpunkte zu sehen und reagiert das Pferd auf die Zangenprobe an der gesamten Sohle, handelt es sich um eine nicht-infektiöse Lederhautentzündung, die mit ähnlichen Symptomen jedoch ohne Eiteransammlung einhergeht. Sollte nichts dergleichen zu sehen sein und sich die Symptomatik jedoch nicht bessern, müssen weitergehende Untersuchungen eingeleitet werden, da es sich auch um Hufbein-, Strahlbein- oder Hufbeinastbrüche handeln kann.

Huf mit Tupfer
Zum Schutz wird ein Hufverband angelegt
Behandlung

Sollte sich die schmerzhafte Stelle am Huf nicht deutlich darstellen, empfiehlt es sich über 2 bis 3 Tage einen feuchtwarmen Hufverband anzulegen, damit der Abszess reifen kann. Hat der Tierarzt den erkrankten Bereich durch die Zangenprobe genau eingegrenzt, kann er das Horn an dieser Stelle vorsichtig aufschneiden, um den Abszess zu eröffnen. Der angesammelte Eiter kann so abfließen, wodurch der Druck im Huf nachlässt und dem Pferd sofort ein Großteil der Schmerzen genommen werden. Das entstandene Loch und der Abszesskanal werden gespült und desinfiziert. Zum Schutz vor erneuter Infektion und einem Vorfall der frei gelegten Lederhaut wird dein Tierarzt einen Hufverband anlegen. Die Verbände werden alle 2 bis 3 Tage gewechselt, bis die Entzündung so weit abgeklungen ist und genügend Horn nachgebildet wurde. Eine Behandlung mit allgemeinen entzündungshemmenden und antibiotischen Medikamenten hängt von der Schwere der Erkrankung ab und wird im Einzelfall vom behandelnden Tierarzt entschieden.

Sollte der Hufabszess sich bereits am Kronsaum oder Ballen selbst entleert haben, sind trotzdem über einige Tage desinfizierende Hufverbände anzulegen. Eine bekannte Komplikation, die nach Durchbruch des Abszesses am Kronsaum auftreten kann, ist die Hornsäule, ein sich zwischen Huflederhaut und Hornkapsel bildender Hohlraum. Eine Hornsäule kann zu langwierigen Lahmheiten führen und muss im schlimmsten Fall operativ entfernt werden.

Vorsorge

Die besten Maßnahmen, um der Entstehung von Hufabszessen vorzubeugen sind optimale Haltungsbedingungen und eine regelmäßige und korrekte Hufpflege und -bearbeitung. Kontrolliere die Hufe deines Pferdes täglich auf Fremdkörper und entferne Schmutz und kleine Steinchen. Bei Pferden mit schlechter Hornqualität ist auf besondere Hygiene zu achten, da durch Risse Bakterien eher eindringen können. Bei einigen Pferden mit sehr dünnen Sohlen oder besonderen Empfindlichkeiten sind Hufeisen oder spezielle Hufschuhe zu empfehlen.