Gefürchtete Folge von Injektionen – die Venenentzündung

Unter einer Venenentzündung oder Phlebitis versteht man eine entzündliche Veränderung der Venenwand. Beim Pferd sind oft die beiden jeweils seitlich am Hals in der sogenannten Drosselrinne liegenden Jugularvenen betroffen, die Blut aus dem Kopfbereich in Richtung Herz transportieren. Aufgrund ihrer Lage und leichten Zugänglichkeit werden sie am häufigsten für Injektionen, Infusionen oder das Legen von Venenkathetern genutzt.

INHALT
Definition Ursachen und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Definition

Hinsichtlich der betroffenen Strukturen der Vene werden verschiedene Arten von Venenentzündungen unterschieden. Unter einer Endophlebitis versteht man eine Entzündung der innersten Schicht der Venenwand. Eine Periphlebitis dagegen ist eine Entzündung des die Vene umgebenden Gewebes. Die beim Pferd relativ häufig vorkommende Thrombophlebitis beschreibt die Entzündung der Venenwand mit Bildung eines Thrombus (= Blutgerinnsel).

Ursachen und Entstehung

Eine Venenentzündung kann aseptisch (= ohne Beteiligung von Krankheitserregern) oder septisch (= mit Beteiligung von Krankheitserregern) verlaufen.

Jede Injektion in eine Vene, selbst bei völlig korrekter Durchführung, hinterlässt aufgrund der mechanischen Reizung innerhalb von 24 bis 48 Stunden an der Einstichstelle eine umschriebene aseptische Entzündung, die jedoch innerhalb von 2 bis 3 Tagen ohne Behandlung wieder abklingt. Bei mehrmaliger Nutzung der gleichen Vene kann sich an der Innenwand ein Blutgerinnsel bilden, das nach und nach größer wird und die Vene damit immer undurchlässiger macht. Es liegt eine aseptische Thrombophlebitis vor.

Die septische Thrombophlebitis entsteht durch fehlende Desinfektion der Einstichstelle, unsaubere, nicht sterile Spritzen und Kanülen oder nicht sterile oder reizende Injektions- oder Infusionslösungen. Bakterien dringen durch die Einstichstelle in die Vene und verursachen eine eitrige Entzündung der Venenwand mit Bildung eines ebenfalls eitrigen Blutgerinnsels.

Ursache einer Periphlebitis sind unsachgemäße oder versehentliche Injektionen in das die Vene umgebende Gewebe. Dies kann insbesondere bei Abwehrbewegungen des Pferdes passieren. Durch die injizierten Medikamente oder Flüssigkeiten kommt es zu einer Reizung des Bindegewebes, die ebenfalls aseptisch oder septisch verlaufen kann. Bei der septischen Form kommt es im weiteren Verlauf zur Abszessbildung mit Entleerung von Eiter nach außen.

Symptome

Häufig wird als erstes eine strangartige, teilweise warme Verdickung im Bereich der Einstichstelle der Vene festgestellt. Die aseptischen Thrombophlebitis zeigt sich durch eine verdickte, aber nicht schmerzhafte Vene.

Im Fall einer septischen Thrombophlebitis ist die betroffene Vene über eine Länge von circa 20 cm und mehr hochgradig verdickt, hart, warm, deutlich schmerzhaft und nicht mehr anstaubar. Aufgrund der Undurchlässigkeit der Vene können Stauungserscheinungen und Schwellungen im Kopfbereich bis hin zum Nilpferdkopf entstehen, da das Blut nicht abtransportiert werden kann. Im weiteren Verlauf kann es zu Abszedierungen und Nekrose (= Absterben) der gesamten Vene kommen.

Eine lebensgefährliche Komplikation dieser Venenentzündung ist die Abschwemmung infizierten Thrombus-Materials. Der Erreger wird über das Blut im gesamten Organismus verstreut und kann dadurch zur Infektion weiterer Organe wie etwa der Lunge, der Niere oder auch der Gelenke führen.

Im Fall einer Periphlebitis entstehen flächige Schwellungen in der Umgebung der Vene, die bei bakterieller Beteiligung häufig auch zu Mattigkeit und Fieber führen.

Diagnose

Nach eingehender klinischer Untersuchung und entsprechenden Vorbericht hinsichtlich verabreichter Injektionen wird dein Tierarzt meist schnell eine Diagnose stellen können. Mit Hilfe einer zusätzlichen Ultraschalluntersuchung kann er das genaue Ausmaß der Veränderungen innerhalb der Vene darstellen und exakte Aussagen über die Durchlässigkeit der Vene treffen.

Behandlung

Leichte Venenentzündungen ohne Thrombus-Bildung heilen meist selbstständig innerhalb einiger Tage ab, eine Behandlung ist nicht notwendig. Aseptische Entzündungen mit Thrombus-Bildung werden über mehrere Tage mehrmals täglich lokal mit entzündungshemmenden Salben oder Gels behandelt. Ob zusätzlich auch gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen, um das Blutgerinnsel aufzulösen und die Vene wieder durchgängig zu machen, wird dein Tierarzt im Einzelfall entscheiden. In schwerwiegenden Fällen kann es zur besseren Überwachung des Patienten notwendig sein, die Behandlung stationär in einer Klinik durchzuführen.

Bei septischen Venenentzündungen werden durchblutungsfördernde Salben aufgetragen. Das Ziel dieser Behandlung ist es, entstandene Abszesse zum Reifen zu bringen, um sie dann zu spalten, damit sich der Eiter nach außen entleert. Die Pferde werden zusätzlich antibiotisch behandelt, um einer eventuellen Streuung der Bakterien über das Blut entgegenzuwirken. Es empfiehlt sich, diese Behandlung stationär in einer Tierklinik vornehmen zu lassen.

WICHTIG: Salben dürfen bei thrombosierten Venen NICHT einmassiert, sondern nur aufgetragen werden, da ansonsten die Gefahr besteht, dass sich Teile des Thrombus ablösen und über das Blut im Körper verteilen.

Ist die Vene im Fall einer infizierten Thrombophlebitis nicht mehr durchgängig und die Wiederherstellung ihrer Funktion nicht gegeben, besteht die Möglichkeit, die gesamte Vene operativ zu entfernen. Die Vorteile dieser als Phlebektomie bezeichneten Operation sind ein schneller Heilungsverlauf und die Verhinderung der Abschwemmung von infiziertem Thrombus-Material.

Prognose

Bei einfachen Venenentzündungen besteht eine gute Prognose, da sie meist ohne Therapie ausheilen. Venenentzündungen mit nicht infizierten Blutgerinnseln haben eine deutlich längere Heilungsphase, jedoch auch noch eine günstige Prognose, da sich die Blutgerinnsel meist wieder vollständig abbauen. Infizierte Venenentzündungen können bei konservativer Therapie einen sehr langen, zum Teil über Monate dauernden Heilungsverlauf in Anspruch nehmen. Aufgrund des potenziellen Verlustes der betroffenen Vene ist die Prognose als vorsichtig einzustufen. Nach operativer Entfernung der entzündeten Vene dauert die Heilung nur etwa drei Wochen. Die Funktion der entfernten Vene wird von anderen nahegelegenen Gefäßen übernommen.

Prophylaxe

Venenentzündungen lassen sich nicht komplett verhindern. Allerdings kann das Risiko einer Entzündung mit Hilfe verschiedener Maßnahmen erheblich reduziert werden. Wichtigste Maßnahmen im Rahmen der tierärztlichen Untersuchung und Behandlung sind die sorgfältige Desinfektion, die Anwendung sterilen Materials und die korrekte und sorgfältige Durchführung jeglicher intravenösen Injektion oder Infusion. Insbesondere in Kliniken gehört ein konsequentes Management von Venenverweilkathetern, wie die richtige Auswahl des Kathetersystems, die Pflege, Überwachung sowie rechtzeitiger Wechsel, zur wichtigsten Maßnahme, um Venenentzündungen vorzubeugen.