Das Equine Sarkoid - wie gefährlich ist dieser Hauttumor?

Das Sarkoid ist der weltweit am häufigsten beim Pferd vorkommende Tumor. Es handelt sich um einen Bindegewebstumor mit Hautbeteiligung, der keine Tochtergeschwülste in inneren Organen bildet, jedoch nach operativer Entfernung häufig wieder auftritt. Man spricht daher von einem semi-malignen Tumor. Betroffen sind Pferde aller Rassen und jeden Alters, sowie Esel und Maultiere.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache und Entstehung

Auslöser des Equinen Sarkoids ist das Papillomavirus (Papillom = Warze) des Rindes. Über minimale Hautverletzungen kann das Virus in die Unterhaut des Pferdes eindringen und sich dort in den Zellen vermehren, was zu einer übermäßigen Zellteilung und damit zum Wachstum der Tumore führt. Des Weiteren gilt auch eine erbliche Komponente für die Erkrankung als erwiesen. Ein infiziertes Pferd zeigt häufig mehrere Tumore an unterschiedlichen Körperregionen.

Symptome

Die in ihrem Erscheinungsbild nicht immer einheitlichen Geschwulste treten bevorzugt an wenig behaarten und dünnhäutigen Stellen an Kopf, Hals, Brust, Gliedmaßen und Unterbauch des Pferdes auf. Sie zeigen ein invasives Wachstum und können teilweise faust- bis fussballgross werden. Nur im Anfangsstadium erinnern die Veränderungen an eine Warze, später zerfallen die obersten Hautschichten und die Oberfläche erscheint zerklüftet. Nicht selten kommt es an der Oberfläche zu Blutungen und offenen Wunden, die eine Eintrittspforte für Bakterien darstellen. Besonders in warmen Sommermonaten besteht auch die Gefahr der Besiedlung mit Fliegenlarven. Der Tumor an sich ist nicht schmerzhaft. Lediglich die Lokalisation der Sarkoide kann zu mechanischen Beeinträchtigungen führen, wenn sich diese zum Beispiel in der Sattel- oder Gurtlage befinden. Das Allgemeinbefinden betroffener Pferde ist ungestört.

Anhand des Erscheinungsbildes wurde eine Einteilung der Sarkoide in verschiedene Typen vorgenommen:

Typ 1: Das okkulte Sarkoid (okkult = versteckt)

  • Flache, meist haarlose, knotige Wucherung mit oder ohne verdickte Hornschicht

Typ 2: Das verruköse Sarkoid (verrukös = warzenartig)

  • Warzenartige Wucherung mit verdickter Hornschicht

Typ 3: Das noduläre Sarkoid (nodulär = knotig)

  • In der Unterhaut liegender Knoten, der gestielt sein kann; darüber liegende Haut meist unbeschädigt, aber haarlos

Typ 4: Das fibroblastische Sarkoid (Fibroblast = Zelle des Bindegewebes)

  • Derbe, fleischige, blumenkohlartige Geschwulst mit offener, geschwürartiger Oberfläche

Typ 5: Das gemischte Sarkoid

  • Große, breite gemischte Form, zum Teil aus okkulten, warzenartigen oder knotigen Formen entstanden

Typ 6: Das malevolente Sarkoid (malevolent = bösartig)

  • Aggressives, fibroblastisches Sarkoid, welches in die lokalen Lymphgefäße einbrechen und diese verlegen kann, dadurch strangartige Verdickungen im Bereich des Sarkoids


Diagnose

Auch wenn das klinische Erscheinungsbild der Erkrankung eindeutig erscheint, so gibt es doch weitere Hauttumore, die ähnliche Symptome zeigen. In Ergänzung zur allgemeinen Untersuchung kann der behandelnde Tierarzt daher immer auch eine Gewebeprobe (Biopsie) entnehmen und im Labor untersuchen lassen, um die Diagnose abzusichern.

Pferd mit Sarkoid an Bauchwand
Pferd mit einem offenen Sarkoid an der Bauchwand
Behandlung

Auch wenn sich über die Jahre diverse unterschiedlichste Behandlungsmethoden entwickelt haben, verspricht keine dieser Methoden einen 100%igen Heilungserfolg. Des Weiteren hängt die Wahl der Therapiemaßnahme sehr stark von Art, Größe und Lokalisation des Tumors ab. Sprich mit deinem Tierarzt über die im Einzelfall sinnvollsten und erfolgversprechendsten Maßnahmen.

Die radikale chirurgische Entfernung der Tumore war lange Zeit das Mittel der Wahl, obwohl es aufgrund der Größe und Lokalisation der Sarkoide oft Wundheilungsstörungen und ein Wiederauftreten des Tumors gab. Bis zu 50% aller operierten Sarkoide kehrten nach Entfernung zurück. Mit Hilfe der Kryochirurgie sind bereits Erfolgsquoten von bis zu 70% erreicht worden. Hierbei wird das erkrankte Gewebe in mehrmaligen Anwendungen auf bis zu -20 Grad tiefgefroren, wodurch es in Folge abstirbt. Die Lage und Größe der Sarkoide begrenzt allerdings das Anwendung Spektrum dieser Methode, da die - Beschädigung des benachbarten Gewebes mit dieser Art der Therapie nur schwer zu verhindern ist. Auch die Laserchirurgie wird zur Entfernung Equiner Sarkoide genutzt. Im Gegensatz zur Kryochirurgie kommt es nach der Entfernung meist nicht zu einer Wundschwellung, allerdings soll es teilweise zu einem verzögerten Wundverschluss gekommen sein.

An die chirurgischen Maßnahmen anschließend kann aus dem Tumormaterial ein körpereigener Impfstoff hergestellt werden, der dem Pferd nach der Tumorentfernung gespritzt wird. Ein Wiederauftreten der Sarkoide kann damit nicht verhindert, aber das Zeitintervall bis zum Auftreten neuer Tumore deutlich verlängert werden.

Des Weiteren werden noch die sehr zeit- und kostenintensive Strahlentherapie, die Chemotherapie, die Hitzebehandlung und die Phytotherapie mit unterschiedlichen Erfolgsquoten eingesetzt. Im Bereich der lokalen Therapie sind unzählige Präparate auf dem Markt deren Wirksamkeit immer von Größe und Art des Sarkoids abhängt. Vertraue hier auch deinem Tierarzt, der dir im Einzelfall eine geeignete Behandlungsmethode empfehlen wird.

Prognose

Die Heilungsaussichten richten sich nach Lage und Ausmaß des Tumors und nach der Art und Durchführung der Behandlungsmaßnahme.

Prophylaxe

Da die Anfälligkeit für die Erkrankung als erblich nachgewiesen wurde, sollten Zuchttiere auf die verantwortlichen Antigene untersucht werden. Sollte ein Pferd die Veranlagung haben und das Papillomvirus in sich tragen, kann man die Entstehung von Sarkoiden nicht komplett verhindern. Allerdings kann man immer alles dafür tun, dass das Pferd ein stabiles Immunsystem behält. So ist es am besten gegen äußere Faktoren geschützt, die Einfluss auf das Wachstum von Sarkoiden haben können.