Cauda-equina-(Kompressions)-Syndrom - warum hat mein Hund so starke Schmerzen?

Von dieser wenig bekannten, neurologischen Erkrankung des Rückenmarks und der Wirbelsäule sind vor allem ältere, große Hunde ab einem Gewicht von 20 kg betroffen. Die Krankheit entwickelt sich sehr langsam, ist für den Hund jedoch sehr schmerzhaft und verursacht fortschreitende Lähmungserscheinungen im Bereich der Hinterhand.

INHALT
Ursachen und Entstehung Symptome Diagnose Therapie Prognose
Ursachen und Entstehung

Weil es wie ein Pferdeschwanz aussieht, wird die im Bereich des Übergangs von Lendenwirbel zum Kreuzbein liegende hintere Aufzweigung des Rückenmarks in die verschiedenen Nervenbündel als „Cauda equina“ bezeichnet. Von den hier austretenden Nerven wird die Muskulatur der Hinterhand und des Schwanzes sowie der Kot- und Harnabsatz gesteuert. Das Cauda-equina-Syndrom entsteht durch Rückenmarks- und Nervenschädigungen.

Durch die besondere Beweglichkeit in diesem Bereich und den entsprechenden Verschleiß kommt es verhältnismäßig häufig zu degenerativen Veränderungen der Wirbelkörper, der Bandscheiben und der die Wirbel verbindenden Bänder. Die dadurch bedingte Stenose (=Verengung des Wirbelkanals) übt Druck auf das Rückenmark aus und es kommt zu neurologischen Symptomen.

Schema Cauda equina Syndrom Hund
1 Lendenwirbel | 2 Kreuzbein | 3 Bandscheibe | 4 Spondylosen | 5 Bandscheibenvorfall | 6 Spinalkanal | 7 Rückenmark
Symptome

Da sich die Erkrankung sehr schleichend entwickelt, werden erste Anzeichen vom Hundebesitzer oft übersehen oder auf das fortgeschrittene Alter des Hundes geschoben. Betroffene Hunde mögen nicht mehr so viel laufen. Sie springen ungern oder nur unter Schmerzen ins Auto oder über Hindernisse und zeigen Schwierigkeiten beim Aufstehen sowie Treppen steigen. Zu Beginn kommt es zu ein- oder beidseitigen Lahmheiten der Hintergliedmaße. Im weiteren Verlauf treten Lähmungserscheinungen der Hinterhand auf, die zu einem schleifenden Gang führen. Ein markantes Merkmal dieses sogenannten Zehenschleifens ist die übermäßige Abnutzung der Krallenvorderseite. Später kann es zu Empfindungsstörungen, Muskelschwund, Rutenlähmung sowie unkontrolliertem Harn- und Kotabsatz kommen.

Sollten bei deinem Hund die genannten Symptome auftreten, stelle ihn bitte umgehend in deiner Tierarztpraxis vor.

Hund Oskar mit Rückenschmerzen
Diagnose

Da die Symptome nicht immer ganz eindeutig sind, ist die Abgrenzung von anderen Erkrankungen wie einer Hüftgelenksdysplasie (siehe entsprechender Artikel), Tumoren oder auch Brüchen für deine/n Tierärzt:in besonders wichtig. Im Rahmen der allgemeinen und neurologischen Untersuchung erhält er/sie durch verschiedene Untersuchungsmethoden und Reflex-Tests erste Hinweise auf das Vorliegen eines Cauda-equina-Syndroms. Betroffen Hunde zeigen meist deutliche Schmerzreaktionen bei Druck auf den Lendenbereich oder bei Überstrecken der Rute.

Eine weiterführende Röntgenuntersuchung gehört fast immer zum Standard, um die Ursache und das Ausmaß der Erkrankung genauer zu bestimmen. Allerdings stellen sich nicht alle Verengungen des Wirbelkanals im Röntgenbild deutlich dar. Der sichere Nachweis eines Cauda-equina-Syndroms kann daher nur mit einer Kontrastmitteluntersuchung oder mit Hilfe einer Computer- oder Magnetresonanztomografie (siehe entsprechende Artikel) erbracht werden.

Therapie

Die Erkrankung kann je nach Schweregrad konservativ oder chirurgisch behandelt werden. In vielen Fällen wird der betroffene Hund besonders im Anfangsstadium mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten versorgt und ruhiggestellt. Die Aussichten auf eine Besserung der Symptome sind jedoch nur dann gegeben, wenn die Ursache der Nervenquetschung ausschließlich auf eine Überbelastung der Weichteilstrukturen zurückzuführen ist.

Führen knöcherne Veränderungen der Wirbelkörper zu einer Verengung des Wirbelkanals und damit den Schmerzen, ist eine chirurgische Versorgung unumgänglich, um das Rückenmark zu entlasten und vor weiteren Schäden zu schützen. Je nach Ursache bestehen verschiedene Operationsverfahren. Alle haben das gemeinsame Ziel, den Druck auf das Nervengewebe zu beseitigen. Der Erfolg der Operation hängt entscheidend davon ab, wie konsequent die Nachsorge betrieben wird. Auch wenn sich die Nervenfasern der Cauda equina gut regenerieren kann, muss der Hund in der Heilungsphase unbedingt entsprechend geschont werden. Parallel sollte mit Hilfe von Physiotherapie und Massagen die Muskulatur der Hinterhand gezielt wieder aufgebaut werden. Des Weiteren sollten übergewichtige Hunde unbedingt einer Diät unterzogen werden. Über den petsXL Gesundheitspass kannst du dazu die Gewichtsdaten deines Hundes übersichtlich speichern und kontrollieren.

Prognose

Nach erfolgreicher Operation und konsequenter Nachsorge sind die Aussichten auf eine Heilung grundsätzlich günstig. Ist es bereits zu Lähmungen gekommen, verschlechtert sich die Prognose.