Bornasche Krankheit – was ist das genau?

Die Bornasche Krankheit, auch als ansteckende Gehirn- und Rückenmarksentzündung oder Kopfkrankheit der Einhufer bezeichnet, ist eine seltene Viruserkrankung des Nervensystems, die vor allem Pferde und Schafe betrifft. Aber auch andere Tiere und der Mensch sind grundsätzlich empfänglich für das Borna-Virus. Die Erkrankung wurde 1813 das erste Mal beschrieben, als eine ganze Gruppe von Kavallerie-Pferden in der Stadt Borna erkrankte.

INHALT
Erreger, Übertragung und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Erreger, Übertragung und Entstehung

Auslöser der Erkrankung ist das Borna-Disease-Virus (BDV), ein dem Staupe-, Tollwut- und Masernvirus ähnlicher Erreger. Das Virus ist bei infizierten Tieren im Speichel und in den Augen- und Nasensekreten aber auch im Urin vorhanden.

Lange wurde angenommen, dass die Übertragung durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier stattfindet. Neuesten wissenschaftlichen Studien zu Folge dienen Kleinnager, insbesondere die Feldspitzmaus als Erregerreservoir. Es wird daher vermutet, dass Pferde sich nicht wie bisher angenommen untereinander durch Kontakt anstecken, sondern durch das Beriechen infizierter Mäuse. Das Virus gelangt so über die Schleimhäute von Nase und Rachen als erstes in den Bereich des Riechhirns. Das würde auch die geringe regionale Verbreitung der Erkrankung erklären, da Feldspitzmäuse immer in der gleichen Gegend bleiben.

Borna-Viren befallen vor allem das limbische System, den Bereich des Gehirns, in dem Emotionen und Triebverhalten gesteuert und Endorphine (= körpereigene Opioide) ausgeschüttet werden. Hier kommt es zur Vermehrung des Erregers und es entstehen Entzündungsreaktionen. Es wird weiterhin vermutet, dass das Virus zu einer Störung des Gleichgewichts der Hirnbotenstoffe führt.

Symptome

Nach einer nicht ganz genau bekannten Inkubationszeit von mehreren Wochen bis Monate können je nach befallener Hirnregion sehr vielfältige klinischen Anzeichen auftreten. Zu den am häufigsten zu beobachtenden Symptomen gehören unterschiedlichste Verhaltensänderungen, Bewegungsstörungen, Depression, Leerkauen, Schreckhaftigkeit, Aggressivität, gesteigerte Hautempfindlichkeit und Zähne knirschen.

Erkrankte Pferde drängen häufig gegen Wände oder wandern im Kreis, zittern und können auch zusammenbrechen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommen Apathie, Krämpfe und vermehrtes Speicheln hinzu. Das Endstadium der Infektion ist gekennzeichnet durch Festliegen, Ruderbewegungen und Fieberschübe bis hin zum Tod.

Diagnose

Aufgrund der vielfältigen und eher unspezifischen Symptome, die auch Ausdruck anderer Infektionskrankheiten sein können wie etwa Tollwut, Herpes oder Botulismus ist die Diagnose für den Tierarzt nicht immer einfach zu stellen. Nach einer eingehenden klinischen Untersuchung und einem ausführlichen Vorbericht des Besitzers wird der Tierarzt einen ersten Verdacht äußern können. Weiterführende Blut- oder Liquor- (= Rückenmarksflüssigkeit) Untersuchungen können durchgeführt werden, um den Verdacht durch einen möglichen Nachweis zu bestätigen. Ein Antikörper-Nachweis im Blutserum alleine genügt jedoch nicht, da dieser nur besagt, dass das Pferd bereits Kontakt zum BDV gehabt hat.

Eine absolut sichere Diagnose kann erst nach dem Tod des Tieres gestellt werden. In der histologischen Untersuchung des Gehirns von Pferden mit Bornascher Krankheit kann der Pathologe in den Zellkernen der Nervenzellen spezielle Einschlusskörperchen finden, die als Beweis für das Vorliegen einer Borna Virus Infektion gelten und vorrangig im Riechhirn nachgewiesen werden.

Behandlung

Nach heutigem Wissensstand ist keine Therapie bekannt, die die Erkrankung heilen würde. Im Falle einer akuten Infektion kann der Tierarzt nur versuchen, die Symptome zu lindern. In der Mehrzahl der Fälle führt die Erkrankung zum Tod des Tieres. Überleben Pferde die akute Phase der Erkrankung, bleiben meist lebenslang Verhaltensstörungen zurück.

Prognose

Ist die Erkrankung einmal ausgebrochen, bestehen kaum Heilungschancen und die Krankheit endet fast immer mit dem Tod des Tieres. Pferde, bei denen BDV-Antikörper nachgewiesen wurden, die aber keinerlei Symptome zeigen werden als seropositive Tiere bezeichnet. Diese Tiere sind lediglich Träger des Virus und haben eine deutlich bessere Prognose als erkrankte Pferde.

Prophylaxe

Einer Infektion mit dem Borna Virus sicher vorzubeugen ist nicht möglich. Da die Bedeutung des Borna Virus für den Menschen jedoch nach wie vor nicht klar ist, sollten im Umgang mit tendenziell infizierten Tieren strengste Hygienemaßnahmen angewandt werden.

In bestimmten Gebieten kommt die Bornasche Krankheit jedoch besonders häufig vor. Zu diesen sogenannten Endemie-Gebieten gehören Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und die Schweiz. Es wurde daher lange Zeit empfohlen, Pferde aus diesen Gebieten vor einer möglichen Verbringung in andere Gegenden auf das Borna Virus zu testen. Hinsichtlich des inzwischen wahrscheinlichsten Übertragungsweges über die Feldspitzmaus ist diese Empfehlung jedoch auch schon wieder veraltet.