Babesiose – warum Zeckenschutz so wichtig ist

Diese auch unter dem Namen Piroplasmose oder Hundemalaria bekannte Erkrankung ist weltweit, aber vor allem in den Tropen und Mittelmeerländern, verbreitetet. Durch die steigende Reisetätigkeit und Einfuhr von Tierschutzhunden aus Südeuropa werden inzwischen auch eigenständige Infektion in Deutschland, Österreich und der Schweiz festgestellt. Der Erreger wird durch Zecken auf den Hund übertragen und verursacht Blutarmut und Gelbsucht.

INHALT
Ursache und Entstehung Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe Das richtige Entfernen von Zecken
Ursache und Entstehung

Erreger der Babesiose des Hundes sind einzellige Blutparasiten der Gattung Babesia, von denen verschiedene Unterarten für den Hund gefährlich sind. Babesien werden durch die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die inzwischen in ganz Mitteleuropa verkommt, auf den Hund übertragen. Hat sich die Zecke an den Hund angeheftet, werden in der Zecke Entwicklungsstadien der Babesien freigesetzt und durch den Speichel auf den Hund übertragen. Auch durch infizierte Bluttransfusionen kann es zu einer Übertragung des Erregers kommen.

Nach 48 bis 72 Stunden gelangen die Babesien aus dem Zeckenspeichel in den Blutkreislauf des Hundes und dringen in die roten Blutkörperchen ein. Nachdem sich die Babesien darin vermehrt haben, zerstören sie die Blutkörperchen, werden freigesetzt und können in neue noch nicht befallene Zellen eindringen. Da das Immunsystem des Hundes die Babesien nur unvollständig bekämpfen kann, bleiben infizierte Tiere eine ständige Infektionsquelle und damit ein Erregerreservoir.

Symptome

Nach einer Inkubationszeit von etwa fünf bis sieben Tagen, selten auch bis zu drei Wochen, tritt die in Deutschland am häufigsten vorkommende akute Form der Babesiose auf. Erste Krankheitsanzeichen betroffener Tiere sind Mattigkeit, Schwäche, Fressunlust, hohes Fieber und blasse bis gelbliche Schleimhäute. Im weiteren Verlauf entsteht durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen eine Blutarmut und durch die Ausscheidung des Blutfarbstoff-Abbauprodukts rot- bis grünbraun verfärbter Urin. Bei schweren Verläufen können Bauchwassersucht (=Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum), Haut- und Schleimhautblutungen, Magenschleimhaut- und Muskelentzündungen oder auch zentralnervöse Störungen mit epilepsieähnlichen Anfällen und Bewegungsstörungen hinzukommen. Unbehandelt führt die akute Form innerhalb weniger Tage durch Nierenversagen, Anämie und Atemnot zum Tod.

Der Schweregrad der Erkrankung hängt vom Abwehrstatus des Hundes und der Art der Babesien ab. In Gebieten mit einer hohen Durchseuchungsrate (=hoher Verbreitungsgrad der Erkrankung) erhalten Welpen bereits Antikörper über die Muttermilch und bilden so in den meisten Fällen nur subklinische (=leicht verlaufend) oder chronische Infektionen mit unspezifischen Symptomen aus. Sie werden somit zu einem Dauerausscheider, ohne jemals eine deutliche Erkrankung gezeigt zu haben.

Diagnose

Um eine Babesiose sicher diagnostizieren zu können, sind für den/die Tierärzt:in verschiedene Punkte von Bedeutung. Neben der Erhebung, der teilweise sehr eindeutigen klinischen Erscheinung der Erkrankung, ist die Befragung nach Auslandsaufenthalten und möglichem Zeckenbefall ein wichtiger Aspekt. Eine weiterführende Blutuntersuchung kann weitere charakteristische Veränderung aufzeigen und damit sehr wichtige Informationen zur Absicherung der Diagnose liefern.

Mit Hilfe von Blutausstrichen oder der PCR (=polymerase chain reaction), einer Methode, um die Erbsubstanz außerhalb des Organismus zu vervielfältigen, kann ein direkter Erregernachweis durchgeführt werden. Negative Befunde schließen hier jedoch eine Infektion nicht aus, da bei subklinischen oder chronischen Verläufen nicht unbedingt Babesien im Blut nachweisbar sind. Bereits drei bis fünf Tage nach der Infektion kann jedoch mittels PCR sicher Babesien-DNA nachgewiesen werden.

Da die Antikörper erst frühestens zehn Tage nach der Infektion nachweisbar sind, macht der indirekte Erregernachweis bei einem akutem Krankheitsverlauf keinen Sinn. Bei chronischem Verlauf kann es ebenfalls zu falschen Ergebnissen kommen, da der Antikörper-Spiegel nicht immer gleich hoch ist.

Behandlung

Bedingt durch den schnellen und möglicherweise tödlichen Verlauf ist die Babesiose immer ein Notfall und sollte daher umgehend tierärztlich behandelt werden. Dafür stehen verschiedene Medikamente zur Abtötung der Babesien zur Verfügung. Welches Präparat in welcher Dosierung eingesetzt wird, hängt von der festgestellten Babesien-Art ab und wird unterschiedlich gehandhabt. In Fällen hochgradiger Blutarmut können weitere unterstützende Behandlungsmaßnahmen wie Bluttransfusionen oder Infusionen notwendig sein.

Prognose

Die Prognose ist abhängig vom Krankheitsverlauf, dem Alter des Hundes, dem Erregerstamm und der rechtzeitigen Diagnosestellung. Kommt es zu Nierenversagen oder zu einer starken Blutungsneigung verschlechtert sich die Prognose. Beim Vorliegen eines Schocks besteht kaum noch Aussicht auf Heilung. Wird die Infektion jedoch frühzeitig erkannt und behandelt, bestehen gute Chancen auf eine komplette Genesung.

In vielen Fällen ist jedoch auch mit konsequenter Behandlung keine komplette Erregerfreiheit zu erreichen und es muss mit einem späteren Rückfall gerechnet werden. Um das Risiko einer erneuten Erkrankung abzuschätzen, kann es sinnvoll sein, ein paar Monate nach Behandlungsende noch einmal einen direkten Erregernachweis durchführen zu lassen.

Hundefell mit Spot-On Präparat
Die Zeckenprophylaxe stellt eine wichtige Maßnahme zum Schutz vor einer Babesiose dar
Prophylaxe

Die Zeckenabwehr stellt die wichtigste vorbeugende Maßnahme zum Schutz vor Babesiose dar. Ein regelmäßiges Absuchen des Hundes nach Zecken und deren Entfernung sollte nach jedem Aufenthalt im Freien durchgeführt werden. Um Zeckenkontakt zu verhindern stehen verschiedene zeckenabweisende und auch -abtötende Medikamente zur Verfügung, die dem Hund als Spot-on (=in den Nacken geträufelt) oder auch als Halsband verabreicht werden können. Da es bestimmte rassetypische Unverträglichkeiten gibt, besprich bitte unbedingt mit deiner Tierarztpraxis, welches Präparat für deinen Hund am besten geeignet ist.

Eine Schutzimpfung gegen zwei der Hauptarten von Babesien ist zwar in Europa verfügbar, aber nach wie vor nicht in Deutschland erhältlich. Die Impfung schützt nicht vor dem Ausbruch der Erkrankung, mildert den Verlauf aber deutlich ab und verhindert Todesfälle. Der Impfstoff wird von der Ständigen Impfkomission Veterinärmedizin (StiKo Vet), einem Gremium aus tiermedizinischen Experten, als „Non-Core“-Komponente eingestuft und zählt somit zu den nicht zwingend notwendigen Schutzimpfungen des Hundes.

Das richtige Entfernen von Zecken

Um die Zecke korrekt und vollständig zu entfernen, verwende immer eine Zeckenzange oder Zeckenkarte. Greife damit die Zecke so nah wie möglich an der Haut deines Hundes. Ziehe die Zecke langsam heraus, ohne sie zu drehen oder zu quetschen. Wird die Zecke gequetscht oder gerät durch zu lange Manipulation in Stress, gibt sie vermehrt Speichel und damit Erreger ab. Bleiben beim Entfernen Mundwerkzeuge oder der Kopf der Zecke stecken, kann dies zu Entzündungen oder allergischen Reaktionen führen.

Desinfiziere danach die Einstichstelle sowie deine Hände gründlich. Entsorge die Zecke, indem du sie verbrennst oder in Küchenpapier wickelst und zerdrückst. Alternativ kannst du sie auch einfach zwischen zwei Klebestreifen fixieren. Entsorge sie danach über den Hausmüll. Wenn du wissen möchtest, ob die Zecke mit Babesien oder anderen Erreger befallen ist, sende sie lebend in einem gut verschlossenen Kunststoffbeutel per Post an ein Spezial-Labor.

Beobachte deinen Hund in den nächsten Wochen auf Anzeichen wie Fieber oder Müdigkeit. Suche bei Verdacht auf eine Infektion umgehend deine Tierarztpraxis auf.