Augenlid-Tumore - wann muss etwas unternommen werden?

Insbesondere bei älteren Hunden aber auch bei Katzen kommt es relativ häufig zum Auftreten verschiedener Arten von Tumoren an den Rändern der Augenlider. Beim Hund sind 90% dieser Neubildungen gutartig, nur in seltenen Fällen kommen bösartige Tumoren vor, die zur Metastasierung (= Streuung) neigen. Bei der Katze sind diese Veränderungen deutlich häufiger bösartig.

INHALT
Ursache Tumor-Arten und Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Ursache

Die genauen Ursachen der Zellentartung sind nicht eindeutig geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass eine erbliche Komponente an der Entstehung der Lidrandtumoren beteiligt ist. Verschiedene wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Rassen Boxer, Collie, Weimaraner, Cocker und Springer Spaniel sowie Beagle, Husky und Englisch Setter überdurchschnittlich häufig an Lidrandtumoren erkranken.

Tumor-Arten und Symptome

Adenome

Adenome sind die beim älteren Hund am häufigsten auftretenden Lidrandtumore. Sie gehen aus den im inneren Lidrand sitzenden Talgdrüsen, den sogenannten Meibomschen Drüsen, hervor. Es kommt zur Entartung der Drüsenzellen, wodurch stecknadelkopfgroße warzenähnliche Wucherungen entstehen, die mit zunehmendem Wachstum trotz ihrer Gutartigkeit zu mechanischen Beeinträchtigungen der Binde- und Hornhaut führen. Die Folgen sind Bindehautrötungen und vermehrter Augenausfluss. Der ständige mechanische Reiz während des Lidschlags löst ein Fremdkörpergefühl im Auge aus, so dass der Hund vermehrt blinzelt und beginnt sich zu kratzen. Die Symptome können sich dadurch zusätzlich verschlimmern.

Melanom

An den pigmentierten Stellen des Lidrandes kann es zur Entstehung von Melanomen kommen, die ebenfalls in den meisten Fällen gutartig sind. Sie entstehen durch die Entartung der Pigmentzellen und liegen dem Lidrand häufiger flächiger als Adenome auf, so dass eine chirurgische Entfernung nicht immer notwendig ist.

Papillom

Diese oft virusbedingten, gutartigen Tumore kommen bei jungen Hunden häufig vor. Das Papillom ist eine warzenartige Neubildung, die ein blumenkohlartiges Erscheinungsbild hat. Obwohl sich Papillome auch von selbst zurückbilden, sollten sie am Lidrand chirurgisch entfernt werden, da sie schnell wachsen und dadurch ebenfalls zu mechanischen Beeinträchtigungen am Auge führen können.

Plattenepithelkarzinom

Das Plattenepithelkarzinom gehört zu den bösartigen Tumoren, das heißt es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit der Metastasierung (= Streuung) und ein aggressives Wachstum. Als Lidrandtumor ist es besonders häufig bei der Katze, in seltenen Fällen aber auch beim Hund zu beobachten. Das Plattenepithelkarzinom geht aus der Entartung der an der Haut- und Schleimhautoberfläche liegenden Zellen, dem sogenannten Plattenepithel hervor. Tiere mit wenig pigmentierter oder weißer Haut im Bereich der Augen haben ein erhöhtes Risiko für ein Plattenepithelkarzinom. Der Tumor ist häufig von starken Entzündungsreaktionen begleitet, weswegen er zu Beginn häufig mit anderen entzündlichen Veränderungen verwechselt wird.

Bei allen Formen von Lidrandtumoren ist es von besonderer Wichtigkeit das erkrankte Tier beim kleinsten Verdacht einer Veränderung am Lidrand bei einem Tierarzt vorzustellen. Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto besser kann er behandelt werden.

Diagnose

Der Tierarzt wird einen Lidrandtumor relativ einfach während seiner allgemeinen Untersuchung feststellen können. Um eine exakte Diagnose hinsichtlich der Tumorart zu stellen ist jedoch eine chirurgische Entfernung sowie die pathologische Untersuchung der Zubildung notwendig.

Hund mit Lidrandadenom
Hund mit einem Lidrandadenom; Bild: © TÄ Ariane von Lücken
Behandlung

In der Mehrzahl der Fälle müssen sowohl gutartige als auch bösartige Lidrandtumore operativ entfernt werden, da sie allein durch die mechanische Reizung zu schwerwiegenden Schäden am Auge führen können. In der Regel wird der Lidrandtumor dabei unter Vollnarkose keilförmig herausgeschnitten. Je kleiner der Tumor ist, desto einfacher lässt er sich entfernen.

Weniger umfangreiche Lidrandtumore können je nach Lage auch mit Hilfe einer Vereisungstherapie (= Kryotherapie) entfernt werden.

Bösartige Tumore müssen aufgrund ihres wuchernden Wachstums großräumiger ausgeschnitten werden als gutartige, weswegen im Verlauf der Operation häufig aufwendige Rekonstruktionen des Augenlids notwendig sind. In einem solchen Fall empfiehlt es sich daher immer einen Spezialisten aufzusuchen. Je nach Ausmaß des Tumors und möglicher Metastasierung (= Streuung) kann es sein, dass das Tier nach der Operation zusätzlich chemotherapeutisch behandelt oder bestrahlt werden muss.

Das am Auge operierte Tier sollte nach der Operation bis zum Ziehen der Fäden unbedingt einen Halskragen tragen, um die Heilung der frisch vernähten Wunde nicht zu gefährden. Der entfernte Lidrandtumor wird zu einem Pathologen geschickt und untersucht, um die Art und Malignität (= Grad der Bösartigkeit) des Tumors zu bestimmen.

Prognose

Die Heilungsaussichten richten sich in erster Linie nach der Art des Tumors und den Folgeschäden, die er bereits am Auge verursacht hat. Generell gilt, je früher der Tumor entdeckt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Im Allgemeinen besteht nach erfolgreicher chirurgischer Entfernung eines Lidrandtumors und ohne Auftreten von Komplikationen eine günstige Prognose. Bei Komplikationen während oder nach der Operation, durch Folgeschäden oder bei bereits stattgefundener Metastasierung eines bösartigen Tumors verschlechtert sich die Prognose.

Prophylaxe

Da die genauen Ursachen der Zellentartung am Lidrand nach wie vor nicht bekannt sind, kann einem Lidrandtumor kaum vorgebeugt werden. Das Risiko der Entwicklung von Plattenepithelkarzinomen kann insbesondere bei hellhäutigen Tieren durch den Schutz vor extremer Sonneneinstrahlung reduziert werden. Die Entstehung aller anderen Tumorarten ist durch vorbeugende Maßnahmen nicht zu beeinflussen.