Arthritis und Arthrose – Gelenk-Erkrankungen beim Hund

Bewegt sich dein Hund steifer, mag nicht mehr die Treppe runter gehen oder ins Auto springen? Lahmt er oder ist ein Gelenk geschwollen? Rund 20% aller Hunde entwickeln im Laufe ihres Lebens Gelenk-Erkrankungen wie Arthritis und Arthrose. Doch was ist der Unterschied?

INHALT
Arthritis oder Arthrose Ursachen Symptome Diagnose Behandlung Prognose Prophylaxe
Arthritis oder Arthrose

Bei einer Arthritis handelt es sich um eine Gelenk-Entzündung, die zu Schmerzen führt. Sie kann ein oder auch mehrere Gelenke betreffen. Eine Arthritis kann bei Nichtbehandlung chronisch werden und zu Arthrose führen.

Unter Arthrose versteht man den durch Abnutzung und Alterung fortschreitenden Verschleiß von Gelenken. Der Gelenk-Knorpel verliert seine Elastizität, beginnt sich abzureiben oder einzureißen und wird immer dünner und rauer. Stöße fängt dann die Gelenk-Kapsel ab, die durch die Belastung verdickt und versteift. Die Zusammensetzung der Gelenk-Flüssigkeit verändert sich. Zusätzlich wird weniger davon produziert. So nimmt die Schmierfähigkeit und Knorpel-Nährfunktion der Gelenk-Flüssigkeit ab. Der unterhalb des Knorpels liegende Knochen trägt nun die Last und erweitert daraufhin seine Fläche mit knöchernen Zubildungen (=Exostosen). Diese scheuern im Gelenk und schädigen den Knorpel noch weiter. Es entstehen starke Gelenk-Schmerzen.

Gesundes Gelenk, Arthritis, Arthrose
Gesundes Gelenk: 1 Knochen | 2 Gelenk-Kapsel | 3 Synovial-Membran | 4 Gelenk-Knorpel | 5 Gelenk-Höhle mit Gelenk-Flüssigkeit ; Arthritis: 6 verdickte Synovial-Membran | 7 entzündetes Gelenk ; Arthrose: 8 verdickte Gelenk-Kapsel | 9 zerstörter Gelenk-Knorpel | 10 abgesprengte Knorpel-Fragmente | 11 knöcherne Zubildungen
Ursachen

Auslöser einer sterilen Arthritis sind Verletzungen, beispielsweise durch Umknicken, Prellung oder Quetschung, sowie sportliche Überbelastung oder Übergewicht. Reichen tiefe, offene Wunden bis in ein Gelenk hinein, kann dies eine infektiöse Arthritis zur Folge haben. Diese kann auch bei schlechten Zähnen durch Keime entstehen, die von der Zahnwurzel in den Blutkreislauf abgeschwemmt werden. Manche Infektionskrankheiten wie Borreliose, Ehrlichiose oder Leishmaniose (siehe entsprechende Artikel) lösen Arthritiden aus. Bei der rheumatischen Arthritis, die meist mehrere Gelenke betrifft, handelt es sich um eine Autoimmun-Krankheit. Der Körper bekämpft den eigenen Gelenk-Knorpel.

Arthrosen entstehen durch Über- oder Fehlbelastungen. Ursache hierfür sind beispielsweise Fehlstellungen der Gliedmaßen oder nicht korrekt ausgebildete Gelenke, wie bei Ellenbogen- und Hüftgelenks-Dysplasie (siehe entsprechende Artikel). Arthrosen können sich auch nach Zerrungen, Verstauchungen, Knochenbrüchen oder Arthritiden bilden. Mangelnde Bewegung und Übergewicht tragen ebenfalls dazu bei. Besonders betroffen sind alte und große Hunde. Bei den Rassen Golden Retriever, Labrador Retriever, Deutsche Schäferhund, Berner Sennenhund und Deutsche Dogge treten Arthrosen häufiger auf.

Symptome

Bei Arthritis stehen die typischen Anzeichen einer Entzündung im Vordergrund: Das Gelenk ist geschwollen, gerötet, schmerzhaft, warm und hat eine eingeschränkte Funktion. Der Hund entlastet die betroffene Gliedmaße, lahmt oder möchte sich nicht mehr bewegen.

Die Arthrose ist ein schleichender Prozess. Nach und nach fällt weniger Bewegungsfreude, Schwierigkeiten beim Aufstehen, Treppengehen oder ins Auto Springen, Steifheit oder Lahmen auf. Meist läuft sich der Hund nach einer Weile ein.

Diagnose

Nach deinem Vorbericht führt deine Tierarztpraxis zuerst eine klinische und orthopädische Untersuchung durch. Zusätzlich können sie Beugeproben der Gelenke machen. Auf einem Röntgenbild lässt sich eine Arthritis von einer Arthrose unterscheiden. In einigen Fällen ist zum noch besseren Beurteilen ein Ultraschall, ein CT (=Computer-Tomografie), MRT (=Magnetresonanz-Tomografie) oder eine endoskopische Untersuchung des Gelenks (=Arthroskopie) notwendig (siehe entsprechende Artikel). Eine Blut-Untersuchung weist die bei Arthritis steigende Anzahl der Entzündungszellen nach. Eine weitere Untersuchung ist eine Gelenk-Punktion, bei der mithilfe einer Kanüle Gelenk-Flüssigkeit entnommen und auf entzündliche Parameter untersucht wird.

Behandlung

Bei Arthritis bekommt dein Hund entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente. Besteht eine bakterielle Infektion, gibt deine Tierarztpraxis zusätzlich ein Antibiotikum. Durch Kühlen und Physiotherapie kannst du den Heilungsprozess noch beschleunigen. Bis zum Ausheilen musst du deinen Hund schonen. Eventuelles Übergewicht solltest du, ob Arthritis oder Arthrose, unbedingt bei deinem Hund abbauen.

Ziel bei Arthrose ist es, die Schmerzen deines Hundes zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Auch hier kommen schmerz- und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Bei besonders schwerwiegenden Fällen sind Operationen wie beispielsweise eine Gelenk-Versteifung oder Gelenk-Ersatz nötig. Einen großen Beitrag kannst aber du als Tierhalter:in mit Gewichtskontrolle, Optimieren der Ernährung und angemessener Bewegung selbst leisten. Spezielle Futtermittel und Nahrungsergänzungsmittel unterstützen die Gelenk-Gesundheit. Regelmäßige leichte Bewegung erhält die Muskulatur und Beweglichkeit des Gelenks. Hunde-Schwimmen ist besonders gelenkschonend und kräftigend. Zusätzliche Physiotherapie erreicht neben der Schmerzminderung eine noch gezieltere Verbesserung der Mobilität. Es gibt auch Übungen, die du zuhause mit deinem Hund durchführen kannst.

Prognose

Wird eine Arthritis frühzeitig behandelt, ist die Heilungschance in der Regel gut. Handelt es sich schon um chronische Beschwerden oder eine rheumatische Arthritis, ist die Prognose weniger günstig.

Eine Arthrose lässt sich nicht heilen. Du kannst jedoch durch die oben genannte Behandlung die Lebensqualität deines Hundes steigern.

Prophylaxe

An oberster Stelle steht das Vermeiden von Übergewicht und die dazugehörige bedarfs- und altersgerechte Ernährung. Achte bereits im Welpenalter auf das richtige Gewicht deines Hundes. Deine Tierarztpraxis unterstützt dich dabei professionell (siehe Artikel Traumgewicht Hund). Der petsXL Gesundheitspass zeigt dir alle Gewichtsdaten deines Hundes übersichtlich an. So hast du jederzeit die volle Übersicht über den Gewichtsverlauf deines Hundes.

Vermeide außerdem starke Belastungen wie ständiges Treppensteigen oder in und aus dem Auto Springen. Speziell im Welpenalter sind ausgedehnte Spaziergänge noch nicht angebracht. Lasse deinen Hund erst am Fahrrad mitlaufen, wenn er ausgewachsen ist.

Hund und Autorampe
Eine Rampe erleichtert das ins Auto Springen